Fair, sicher und achtsam
Auf die schwierige Situation in den Schulen geht auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ein und betont, dass die Risikogruppen unter den Lehrkräften nicht in die Schulen gehören. "Der Gesundheitsschutz der Lehrer und Lehrerinnen muss jetzt das oberste Gebot sein. Das führt in der einen Schule dazu, dass ich nicht die passgenauen Schülerzahlen zu den Lehrerzahlen habe, in einer anderen Schule mag es gut funktionieren." Fleischmann erklärt: "Es wird also ganz unterschiedliche Situationen geben und es wird den Schulleiter geben, der sagt, ich kann das beim besten Willen nicht vorhalten. Dann ist es verantwortungsvoll, wenn er sagt, ich kann nicht öffnen." Dem stimmt auch Kultusminister Piazolo in der Münchner Runde zu, bittet aber darum eine Schulöffnung nicht wegen "einem fehlenden Stück Seife" abzusagen.
Im Gespräch mit Radio Arabella sagt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann: „Wir müssen zusammenrutschen – nicht körperlich, aber intellektuell – und sagen: Wir haben keinen Normalzustand, also kann auch nichts normal so wie sonst laufen und das muss es auch nicht. Wir packen das alle miteinander, zur höchstmöglichen Zufriedenheit. Mit höchster Fairness für die Abschlussschüler und höchster Sicherheit. Wir müssen alle zusammen achtgeben, dass jeder gesund bleibt und dass wir gut durch diese Krise kommen.“
Erstmal zählt der Mensch
Diese Sichtweise teilt auch der Kultusminister und bremst ebenfalls überzogene Erwartungen: „Natürlich werden wir die Ziele der Lehrpläne in diesem Jahr nicht erreichen. Das ist aber auch nicht notwendig. Es geht jetzt um Basiswissen und darum, das zu erwerben, was für das nächste Schuljahr wichtig ist. Wir wissen dabei aber jetzt schon, dass auch das nächste Schuljahr nicht normal starten wird. Wenn die Schülerinnen und Schüler jetzt wieder in die Schule kommen, dann geht es nicht gleich darum „Was ist das Wissen? Was muss man da reingeben?“ Sondern wir brauchen eine Zeit des Ankommens. Wir sollten mit den Schülerinnen und Schülern über Corona reden. Wir wollen darüber reden, was sie erfahren haben. Wo sie vielleicht Probleme haben, wo es vielleicht ein Trauma gibt. Schule ist nicht nur Wissen und Kompetenz, sondern es geht um wesentlich mehr.“
Präsidentin Simone Fleischmann präzisiert mit Blick auf die BLLV-Forderung nach einer ganzheitlichen Bildung mit Herz, Kopf und Hand, die gerade jetzt besonders gefragt ist: „Klar sind Abschlüsse und Noten wichtig, aber eigentlich geht’s doch um was ganz anderes: Es geht um die physische und psychische Gesundheit von uns allen. Das zählt jetzt mehr als eine Schulaufgabe, eine Note oder Lernstoff: Ob Menschen resilient durch diese Krise kommen. Ob Kinder verstehen, was in der Welt gerade los ist. Wir dürfen uns auch mit den Abschlussschülern mal Zeit nehmen und fragen: „Wie geht es dir eigentlich? Was war denn los zuhause? Wie geht’s deiner Oma, die du im Altenheim nicht besuchen darfst?“ Da sind Schüler, wie wir alle, sehr emotional . Also: Es zählt erstmal der Mensch, dann kommt die Sicherheit und dann kommt das Lernen.“