Der Film zum Projekt
Erinnern - ein Geschichtsprojekt des BLLV
Mit dem Projekt Erinnern setzt sich der BLLV mit der Geschichte jüdischer und verfolgter Lehrer und Lehrerinnen im Nationalsozialismus auseinander. Wir wollen mit diesem Projekt einen Beitrag liefern zu einer nachhaltigen Erinnerungsarbeit an die Opfer des Nationalsozialismus auch nach dem Tod der letzten Zeitzeugen.
Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV
Die Idee
Der BLLV erinnert an vergessene Kolleginnen und Kollegen: Mit dem Projekt Erinnern trägt der BLLV ihre Namen in einer Datenbank zusammen und rekonstruiert Lebensgeschichten von jüdischen und verfolgten Lehrern und Lehrerinnen. Vergessen oder nur noch von wenigen erinnert sind vor allem die verfolgten und ermordeten jüdischen Lehrer in Bayern. Bis jetzt liegt der Schwerpunkt des Projektes auf der Recherche und Rekonstruktion von Biografien jüdischer Lehrerinnen und Lehrer.Eine Datenbank der politisch verfolgten Lehrerinnen und Lehrer ist geplant.
Bisher gibt es zur Situation der jüdischen Schulen und besonders der jüdischen Lehrerinnen und Lehrer in Bayern nur wenig Literatur. Die Erinnerung an die verfolgten, in die Emigration getriebenen und ermordeten Lehrer zu wahren, ist dem BLLV ein wichtiges Anliegen. Aber auch der jüdischen Lehrer der vorhergehenden Generation gedenkt das Projekt Erinnern: In den 1920er Jahren sahen sich viele jüdische Landgemeinden in Bayern bereits in einer schwierigen Situation. Abwanderung in die Städte und Geburtenrückgang hatten zu schwindenden Mitgliederzahlen geführt, vor allem gab es bald so wenige Kinder, dass vielerorts jüdische Elementarschulen schließen mussten.
Die Blütezeit mancher jüdischer Landgemeinde – und damit auch ihrer Schulen und Lehrer – lag in der zweiten Hälfte des 19. oder zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In diesem Zeitraum feierten verdiente jüdische Lehrer als Kultusbeamte 25-jähriges, 40-jähriges oder sogar 50-jähriges Dienstjubiläum. Die Erinnerung an ihr Leben und ihre Tätigkeit wurde nach der Vernichtung ihrer Gemeinden durch den Nationalsozialismus nicht mehr an die nächsten Generationen weitergegeben. Diesem Vergessen will der BLLV entgegentreten. Im Sinne der Geschichtswerkstätten-Bewegung gehen Schüler auf Spurensuche und erstellen Biografien von ehemaligen Lehrern aus ihrer Stadt oder ihrem Ort.
Die Datenbank
Seit dem Jahr 2008 entstand eine Datenbank mit 705 Namen von jüdischen Lehrerinnen und Lehrern unterschiedlicher Ausbildung, die in bayerischen Archiven von der Projektleiterin Sabine Gerhardus im Auftrag des BLLV recherchiert wurden. In den nächsten Jahren soll entsprechend eine Datenbank für politisch verfolgte Lehrer und Lehrerinnen aufgebaut werden.
Die Datenbank ist Grundlage für die Arbeit in den W(issenschafts)-Seminaren der bayerischen Gymnasien im Fach Geschichte. In diesem Rahmen können Schüler, die sich für dieses Thema interessieren, unter fachlicher Begleitung von Sabine Gerhardus Biografien von verfolgten Lehrern erarbeiten. Sie lernen durch Quellensuche und Archivarbeit Methoden der historischen Recherche kennen und leisten gleichzeitig wertvolle Erinnerungsarbeit.
Warum der BLLV das Projekt Erinnern initiiert hat
Auch der Bayerische Lehrerverein (heute BLLV) hat während der NS-Herrschaft Schuld auf sich geladen. Viele Mitglieder und Funktionäre haben tatenlos zugesehen, wie Kolleginnen und Kollegen wegen ihrer jüdischen Herkunft oder ihres politischen Engagements entrechtet und verfolgt wurden. Manche beteiligten sich sogar selbst daran. Mit dem Projekt Erinnern möchte der BLLV dieses Kapitel seiner Geschichte aufarbeiten.
Das Projekt Erinnern richtet sich an alle historisch und politisch interessierten Kolleginnen und Kollegen sowie an Schülerinnen und Schüler. Die Datenbank steht allen Interessenten zur Verfügung. Falls Sie interessante Informationen zum Projekt haben oder selbst an der Erarbeitung einer Biographie interessiert sind, kontaktieren Sie den BLLV mit dem Betreff "Projekt Erinnern".