Die Zukunft der Erinnerung: Gedenkfeier für die in der NS-Zeit verfolgten und ermordeten jüdischen Lehrer/innen zum Holocaustgedenktag 2018. Eindrücke der Veranstaltung

Gedenken

Gedenkfeier für die während der NS-Zeit wegen ihrer jüdischen Herkunft ermordeten Lehrerinnen und Lehrer

Am 25. Januar 2018 fand im NS-Dokumentationszentrum München eine Gedenkfeier für verfolgte und ermordete Lehrerinnen und Lehrer jüdischen Glaubens und jüdischer Herkunft statt, zu der über 130 Teilnehmer gekommen waren u.a. der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Dr. Charlotte Knobloch, Staatssekretär Georg Eisenreich, BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann und BLLV-Ehrenpräsident Dr. Albin Dannhäuser.

„Auch über 70 Jahre nach dem Ende des Naziregimes müssen wir uns dieser schrecklichen Zeit der deutschen Geschichte stellen“, sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann . „Dies ist und bleibt Aufgabe der Schulen, auch wenn der zeitliche Abstand für unsere Schülerinnen und Schüler den Zugang zum Holocaust schwieriger macht.“ Weil es immer weniger Zeitzeugen geben würde, müsse die Auseinandersetzung mit dem Holocaust heute anders aussehen als früher, betonte sie. Viele Betroffene hätten in der Vergangenheit immer wieder Klassen besucht und von ihren persönlichen Leidensgeschichten erzählt - das könne heute nur noch vereinzelt stattfinden. „Wir brauchen daher neue Formen der Erinnerung.“ Dass viele Schulen nach solchen Wegen suchen würden, verdiene Anerkennung und müsse entsprechend gewürdigt werden.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, unterstrich die Bedeutung einer modernen Erinnerungskultur. „Mehr als 70 Jahre nach Kriegsende stehen wir in unserer multikulturellen Gesellschaft vor der Aufgabe, eine moderne Gedenkkultur zu entwickeln, die auf die Fragen der jungen Generation eine Antwort gibt. Zeitzeugen geben mit ihren Berichten den abstrakten Daten und Zahlen ein Gesicht. Ihre Geschichten berühren zutiefst und schaffen Empathie. Leider sinkt die Zahl der Zeitzeugen dramatisch. Daher müssen wir neue Wege des Erinnerns finden. Eine moderne Gedenkkultur sollte auf gesellschaftliche Veränderungen eingehen, sie darf jedoch nicht dem Zeitgeist unterliegen.“

Die Auseinandersetzung mit diesem ernsten Thema sei alles andere als einfach, dennoch gebe es spannende und bewegende Formen der Aufarbeitung, so BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Diese Art der Auseinandersetzung und Konfrontation mit der Geschichte an deutschen Schulen sei aber ohne das besondere Engagement vieler Lehrerinnen und Lehrer nicht möglich, betonte sie. Mit einem „formalen Abarbeiten“ von Lehrplaninhalten sei es dabei nicht getan. Schülerinnen und Schüler müssten das Unrecht spüren können - und das gelinge am besten mit Hilfe von Projekten, in denen die Formen der Ausgrenzung und Gewalt sichtbar gemacht werden würden. Die Darstellung von Einzelschicksalen spiele hierbei eine besondere Rolle. Schüler/innen würden an solchen Schicksalen nachempfinden können, was Ausgrenzung, Verfolgung bis hin zur Ermordung bedeute. Der Transfer in unsere Zeit falle dann angesichts der Zunahme von fremdenfeindlichen und antisemitischen Vorfällen nicht mehr schwer.

Rede Dr. Josef Schuster

Rede BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann

Grußwort Staatssekretär Georg Eisenreich

Grußwort Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger