Erinnern und Gedenken
Grußwort des Staatssekretärs im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Georg Eisenreich, bei der Gedenkfeier für die in der NS-Zeit verfolgten und gefallenen jüdischen Lehrerinnen und Lehrer am 25. Januar 2018 in München
Lehrerinnen und Lehrer, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatten, junge Menschen zu verantwortungsvollen Mitgliedern des Gemeinwesens zu erziehen, wurden selbst aus diesem Gemeinwesen ausgegrenzt, mussten fliehen, wurden verfolgt und ermordet. Nur deshalb, weil sie Juden waren. Die Erinnerung an dieses Verbrechen und das Gedenken an seine Opfer sind wichtig. Die Toten sterben ein zweites Mal, wenn sie vergessen werden, heißt es.
Unser Dank gilt daher dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband, dem NS-Dokumentationszentrum und dem Verein Gedächtnisbuch Dachau, die diese Gedenkfeier initiiert haben.
Das Gedenken an den Holocaust soll in zwei Richtungen zielen – in die Vergangenheit und in die Zukunft. Denn in der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft ergibt sich eine klare Botschaft, eine klare Verpflichtung für unsere Zeit und die kommenden Generationen: Nie wieder! Um es in den bekannten Worten Max Mannheimers zu sagen: Wir, die wir heute leben, sind zwar nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht wieder geschieht. Dieser Satz ist heute aktueller denn je. Denn Antisemitismus gibt es nach wie vor.
Deutschland trägt eine besondere Verantwortung, dem entgegen zu treten. Wir brauchen dazu die Erinnerung. Wichtig ist aber, dass auf die Erinnerung auch die konkrete Auseinandersetzung mit der Gegenwart und der Zukunft folgt. So müssen wir aktuell allen Formen des Rechtsextremismus, des Antisemitismus und deren Ursachen auf den Grund gehen. Und wir müssen unsere Gesellschaft gegen extremistisches Gedankengut schützen, immun machen, und unsere jungen Menschen zu mündigen, demokratisch gefestigten Bürgerinnen und Bürgern erziehen. Denn: Für Antisemitismus und Rassismus, für Fremdenhass und Extremismus darf es bei uns keinen Platz geben.
Die Bayerische Staatsregierung hat hier eine klare Haltung. Dies ist deshalb auch ein zentraler Bil-dungsauftrag. Es ist Aufgabe der Schule, des Staates, der gesamten Gesellschaft, für unser freiheitlich, demokratisches Gemeinwesen einzustehen und jedem extremistischen Gedankengut entschlossen entgegen zu treten. Das ist unser Auftrag und unsere Verpflichtung, die wir gegenüber den jüdischen Lehrerinnen und Lehrern sowie den anderen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden, haben.