Gegen Cyber-Mobbing kann man sich wehren

Medienpädagopgische Berater zeigen Schüler und Lehrern, wie man sich richtig in Sozialen Netzwerken bewegt - ein Beispiel aus der Praxis

Sie gelten als die „Digital Natives“, sie wachsen auf mit den Errungenschaften der digitalen Welt, und doch sind viele von ihnen im Umgang mit Sozialen Medien völlig unbedarft. Soziale Netzwerke gehören für die heutige Generation von Schülern zum Alltag. Dennoch geben viele von ihnen auf facebook und Co. intimste Informationen preis, die für jeden einsehbar sind. Zugleich werden Schüler immer häufiger Opfer von virtuellen Mobbing-Attacken im Web 2.0. Wie Lehrkräfte ihre Schützlinge auf den richtigen Umgang mit Sozialen Medien vorbereitet und wie man sich vor Cyber-Mobbing schützt, zeigt ein Beispiel aus Immenstadt.

Längst besitzen viele Jugendliche Smartphones mit Web 2.0-Anwendungen. So sind sie auch unterwegs immer auf facebook erreichbar, sogar in der Schule, wenngleich sie dort das Handy stummgeschalten haben, damit es der Klassenleiter nicht einkassiert. „Viele Mädchen sind geradezu süchtig danach“, sagt Doris Sippel, Lehrerin an der Mittelschule in Immenstadt im Allgäu. Die 36-Jährige ist medienpädagogisch-informationstechnische Beraterin im Schulamtsbezirk Oberallgäu. „Die Jugendlichen fühlen sich toll, wenn Sie auf Facebook 342 Freunde haben.“ Die Unterscheidung zwischen Freunden im digitalen Netz und Freunden im echten Leben ist ihnen nicht mehr bewußt.

 

Echte oder falsche Freunde?

Doch auf diesen Unterschied kommt es an. Denn auch dann, wenn ein User nur Freunde auf sein Facebook-Profil zugreifen lässt, können sich trotzdem private Details ungehindert im Netz verbreiten, wenn die sogenannten Freunde diese weitergeben. Das versucht Doris Sippel in ihren Workshops den Kindern und Jugendlichen klarzumachen. Die zweistündigen Seminare sind auf die jeweilige Altersgruppe zugeschnitten und können über die medienpädagogisch-informationstechnische Beratungsstelle im Schulamtsbezirk Oberallgäu (MIB) gebucht werden. Solche MIBs gibt es in ganz Bayern.

 

Bilder hochladen kann strafbar sein

Im Workshop für Schüler ab der siebten Jahrgangsstufe stehen bei Sippel vor allem rechtliche Aspekte im Mittelpunkt. Mit praktischen Übungen und Gruppenarbeiten versucht sie die Schüler, für die Materie zu sensibilisieren. Es geht dabei um Fragen des Datenschutzes, wie die eigene Privatsphäre zu schützen ist und um das Urheberrecht. Denn zum Beispiel Bilder ohne die Zustimmung der darauf abgelichteten Person auf facebook hochzuladen, ist nicht erlaubt und kann sogar strafbar sein - auch wenn viele sich nicht daran halten. Die Schüler lernen im Seminar auch, wie sie sich verhalten, wenn sie online gemobbt werden. Damit diffamierende Inhalte nicht weiter verbreitet werden, ist es wichtig, den Vorfall den Plattformbetreiber zu melden, wie Sippel empfiehlt.

 

Workshops für Lehrer

Auch Lehrkräfte können sich bei Sippel und den MIBs Hilfe holen. Sippel bietet Workshops für Lehrer an, berät aber auch bei Notfällen, etwa wenn eine Lehrkraft von einem Cyber-Mobbing-Fall erfährt. „Meist geht es den Lehrern um rechtliche Fragen, zum Beispiel ,Was mache ich, wenn ein Schüler das Bild eines anderen verfremdet hat’“, schildert Sippel. Doch hinter der Online-Attacke verbergen sich oft schwerwiegendere Konflikte. Deshalb hält sie es für ratsam, zugleich einen Schulsozialarbeiter hinzuziehen.

 

Anlaufstellen für Lehrkräfte:

  • Die Akademie des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) bietet Fortbildungen im Rahmen des SchiLF-Programms an. Zur Wahl stehen vier Seminare zu den Themen „Computerspielsucht“, „Einblick in die Mediennutzung der Schüler“, „Medienkompetenz im Unterricht“ und „Digitales Lernen“. »Weitere Informationen

  • Der Deutsche Kinderschutzbund Landesverband Bayern (DKB) lädt Eltern, Erziehende und Lehrkräfte regelmäßig zu Schulungen ein. Die DKB-Homepage www.medien-dschungel.de informiert nicht nur über diese Medienkurse, sondern auch über die neuesten Trends im Medienbereich und über die Mediennutzung von Jugendlichen.

  • Die medienpädagogisch-informationstechnischen Beratungsstellen (MIB) in Bayern bieten ebenfalls Fortbildungen für Lehrkräfte an. Eine Liste der MIBs ist auf www.mib-bayern.de zu finden.