Unterricht für Digital Natives

DIGITALE BILDUNGSMEDIEN

Digital Natives lernen anders. Der Zugang zum Wissen ist wichtiger als das Wissen selbst. Skizze eines neuen Lernbegriffs.

Die Fachanhörung vom 29.03.2017auf einen Blick

Der Einzug digitaler Medien in der Schule hat massive Auswirkungen auf den Lernbegriff und den Unterricht. Wie sieht ein modernes zeitgemäßes Lern- und Leistungsverständnis vor diesem Hintergrund aus und welche Folgen hat dies auf die Rolle der Lehrkräfte?

Prof. Dr. Rudolf Kammerl*, Lehrstuhlinhaber Pädagogik mit Schwerpunkt Medienpädagogik an der FAU Erlangen-Nürnberg, stellte Ergebnisse aus der ICILS-Studie vor: Das Lernverhalten der Digital Natives ist geprägt von schneller Informationsaufnahme und Multitasking. Das hat sowohl auf den Verstehens- als auch den Memorierungsprozess Einfluss. 

Digital Natives lösen Probleme anders: 

  • Der Zugang zum Wissen ersetzt das Wissen selbst

  • Vertrauen in die Gruppe ersetzt Selbstwirksamkeit

  • Crowdbefragung ersetzt Kreativität

  • Big Data ersetzt Intuition

Daraus ergeben sich neue Herausforderungen für den Unterricht:

  • Multitasking hat eine leichte Ablenkbarkeit zur Folge

  • Kinder und Jugendliche müssen lernen, Wissen und Information nicht nur passiv zu konsumieren

  • oft fehlt es an Kritik- und Reflexionsfähigkeit

 

*zur Person

Dr. Rudolf Kammerl studierte Erziehungswissenschaft mit Nebenfächern an der Universität Regensburg von 1991 bis 1994 (Abschluss Dipl.-Päd.). Herr Dr. Kammerl wurde 1998 an der Philosophischen Fakultät der Universität Passau promoviert. Der Titel der Dissertation lautet "Verantwortung und Pädagogik". Im Jahr 2004 habilitierte er sich im Fach "Allgemeine Pädagogik" mit seiner Habilitationsschrift "Internetbasierte Kommunikation und Identitätskonstruktion". Sein aktueller Arbeitsschwerpunkt sind Studien zu Sozialisations- und Bildungsprozessen im Kontext einer tiefgreifend mediatisierten Gesellschaft. Mehr dazu

Die ICILS-Studie

Die bei der Fachanhörung vorgestellten Thesen beruhen auf den Ergebnissen der internationalen Vergleichsstudie "International Computer and Information Literacy Study" (ICILS). Diese testet die Medienkompetenz von Schüler/innen der 8. Klassen in rund 20 Ländern weltweit.

Auftraggeber ist die „International Association for the Evaluation of Educational Achievement“ (IEA), einem unabhängigen internationalen Verbund wissenschaftlicher Institutionen für Bildungsforschung.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die deutsche Teilnahme an dieser Studie. Wilfried Bos, Leiter des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der Technischen Universität Dortmund, und Birgit Eickelmann, Universität Paderborn, haben die nationale Koordination übernommen und dazu ein wissenschaftliches Konsortium eingerichtet.

aus dem BLLV-Diskussionspapier - ACHTUNG ENTWURFSFASSUNG!

2. Bildungsmedien: Lernprogramme, Unterrichtsmaterial, Qualitätssicherung, OER

o in den Lehrplänen, vor allem in den fachspezifischen, fehlen häufig Hinweise für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht

o Entwicklung von Standards zur Sicherung der Qualität von digitalen Medien, Lernprogrammen, Unterrichtsmaterialien und deren Einsatz

o Vorgaben zu medienbasierten Lehr- und Lernangeboten sollten stärker in fachspezifischen Lehrplänen verankert werden

o es sollten ausreichend digitale Lernmaterialien zur Verfügung stehen, die qualitativ hochwertig und leicht auffindbar sind

o leicht zugängliche und qualitätsvolle digitale Schulbücher und digitale Unterrichtsmaterialien

o bessere digitale Lernprogramme o Integration digitaler Schulbücher in Lernplattformen