SF_Straubing_169.jpg
Lehrkräfte stärken Startseite Topmeldung
Arbeitsbedingungen Arbeitsbelastung Arbeitszeitkonto Bildungsqualität Heterogenität

„Der Freistaat muss das wieder gutmachen!“

Beim Kreisverband Straubing fordert BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, den Lehrberuf attraktiver zu machen. Nach der gewonnenen BLLV-Klage gegen das Arbeitszeitkonto müsse die Staatsregierung ein Angebot vorlegen – und die Finger von der Teilzeit lassen.

Simone Fleischmann ist nach wie vor überzeugt: „Auch wenn man oft kämpfen muss: Lehrer ist der schönste Beruf der Welt“, sagt sie dem Straubinger Tagblatt.

Zu kämpfen haben die Lehrkräfte selbst jeden Tag: Akuter Personalmangel an den Schulen, dazu immer heterogenere Klassen und viele neue Aufgaben in einer sich stetig wandelnden und zunehmend krisengeprägten Welt. Wer sich diesen Herausforderungen jeden Tag stellt, verdient höchsten Respekt und Anerkennung – und die Rückendeckung des Dienstherren.

BLLV gewinnt Klage gegen Staatsregierung

Doch die Staatsregierung wählte in den letzten Jahren einen anderen Weg und ließ die Lehrkräfte den von ihr verschuldeten Personalmangel selbst ausbaden: Das sogenannte „Piazolo-Paket“ verdonnerte Lehrkräfte zu Mehrarbeit in einem unverhältnismäßigen Maß und für Grundschullehrkräfte mit dem Ziel des schulfremden Einsatzes an Mittelschulen.

Diese Ansage hat der Bayerische Verwaltungsgerichthof aber nun kassiert, wie Präsidentin Simone Fleischmann beim Ehrenabend des Kreisverbands Straubing berichtet. Sie erwartet nun ein Angebot von der Staatsregierung, denkbar seien Rückgabe oder Auszahlung der geleisteten Überstunden oder Sabbatjahr-Regelungen. Fleischmann betont: „Der Freistaat muss das wieder gutmachen!“

Finger weg von der Teilzeit

Überhaupt müsse die Staatsregierung umsteuern, denn angesichts des Personalmangels müsse der Beruf gerade auch für den Nachwuchs wieder attraktiver werden. Die Erzählung des Ministerpräsidenten, eine Einschränkung der Teilzeit könnte für effektiv mehr Lehrkräftestunden sorgen, verwies die BLLV-Präsidentin dabei ins Fabelreich. Das würde nur etwas bringen, wenn es auf freiwilliger Basis geschehe. Denn die Erfahrung zeige, dass Kolleginnen, die so ein Modell brauchen, um Anforderungen in anderen Lebensbereichen gerecht zu werden, ansonsten dienstunfähig werden, früher in den Ruhestand gehen oder sich im Zweifel ganz aus dem Beruf zurückziehen. Kultusministerin Stolz erlebt Fleischmann ohnehin insgesamt sachorientierter als die Ansagen von ganz oben aus der Staatskanzlei: „Eine kluge Frau, die versteht, worum es geht“, konstatiert die BLLV-Präsidentin.

Jenseits von Auseinandersetzungen mit der Staatsregierung müsse aber auch die Gesellschaft insgesamt umdenken und dürfe Schulen nicht als Schnellreparaturbetrieb für Fehlentwicklungen verstehen. „Jeder erfindet ein neues Fach, wenn draußen etwas schiefläuft“, kritisiert Simone Fleischmann in Straubing und rät zum Mut zur Lücke: „Machen Sie das, was vor Ort geht.“ Denn Pädagoginnen und Pädagogen wüssten als Profis im Zweifel genau, was ihre Schülerinnen und Schüler am dringendsten brauchen.

Besonders freute sich die Präsidentin über die Ehrungen an verdiente BLLVler in Straubing. Denn die Würdigung des Einsatzes in der Solidargemeinschaft des Verbandes setze einen wichtigen Kontrast zum Alltag in herausfordernden Zeiten: „Alle sind glücklich und zufrieden!“