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Welche Schule ist die richtige für mein Kind?

Der Übertritt von der Grundschule in eine weiterführende Schule ist für Eltern und Kinder eine entscheidende Phase, die mit vielen Fragen und Emotionen verbunden ist. Oft führen schon die ersten Noten in der Grundschule zu viel Verunsicherung und unnötigem Druck. Im Folgenden finden Sie wichtige Tipps und Denkanstöße der BLLV Expertin und Schulleiterin Antje Radetzky, die Sie bei der Entscheidung und Begleitung Ihres Kindes unterstützen sollen.

Ängste bei Kindern und Eltern ernst nehmen

Der Gedanke an den Übertritt kann Unsicherheiten hervorrufen – sowohl bei Kindern als auch bei Eltern. Wichtig ist, diese Ängste ernst zu nehmen und darüber zu sprechen. Offene Gespräche mit Ihrem Kind und mit den Lehrkräften helfen, Bedenken zu reduzieren. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es nicht allein ist und Sie gemeinsam den besten Weg finden werden.

Welche Schule ist die richtige für mein Kind?

Die Wahl der Schule sollte auf den individuellen Stärken, Interessen und Bedürfnissen Ihres Kindes basieren. Fragen Sie sich:

  • Wo fühlt sich mein Kind wohl?
  • Welche Schulform passt zu seinem Lernverhalten?
  • Gibt es Interessen, die in einer bestimmten Schule besser gefördert werden?

Informationsabende der Schulen bieten wertvolle Einblicke und helfen Ihnen, die Angebote und Schwerpunkte der verschiedenen Schulformen besser zu verstehen. Die Persönlichkeitsentwicklung und das Erkennen der individuellen Stärken Ihres Kindes sollten im Vordergrund stehen. Nicht jede Begabung lässt sich in Schulnoten messen.

Ehrgeiz und Überschätzung

Fordern ist gut, solange dies das Kind motiviert. Doch Überschätzung kann schnell zu Überforderung führen. Realistische Erwartungen und das Erkennen der persönlichen Grenzen des Kindes sind entscheidend. Denken Sie daran: Ihr Kind muss nicht nur den Übertritt schaffen, sondern auch langfristig mit der gewählten Schulform klarkommen.

Miteinander und mit der Schule sprechen

Der Austausch mit den Lehrkräften ist zentral. Diese kennen Ihr Kind aus dem Unterricht und können wertvolle Hinweise geben. Vertrauen Sie auf deren Einschätzungen. Beratungslehrkräfte, Schulpsychologinnen und -psychologen stehen ebenfalls zur Verfügung, um Sie in dieser Phase zu unterstützen.

Nachhilfe: Sinnvoll oder nicht?

Nachhilfe kann helfen, Wissenslücken zu schließen, sollte jedoch nicht zur Dauereinrichtung werden. Wichtig ist, dass Nachhilfe keine zusätzliche Belastung darstellt und nicht den Eindruck erweckt, dass nur perfekte Leistungen akzeptabel sind.

Loben und motivieren
Loben Sie Ihr Kind für seine Anstrengungen, nicht für gute Noten. Dies fördert ein sogenanntes „Growth Mindset“ – die Überzeugung, dass man sich durch Anstrengung und Lernen weiterentwickeln kann. Falls Sie das Thema interessiert, finden Sie dazu unter anderem spannende Bücher der bekannten Wissenschaftlerin Carol Dweck von der Stanford University. Schlecht ausgefallene Noten sollten auf gar keinen Fall dramatisiert werden. Stattdessen können Sie betonen, was Ihr Kind bereits gut kann, und gemeinsam nach Lösungen suchen. Nutzen Sie Fehler als Lernchancen - macht Ihr Kind keine, sind die Aufgaben eigentlich zu leicht.

Freude am Lernen erhalten

Lernen sollte für Ihr Kind etwas Positives bleiben. Ständiger Leistungsdruck kann die Freude am Lernen zerstören. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es unabhängig von Noten lieben und unterstützen. Zudem gibt es im Internet oder in Büchern, beispielsweise von Caroline von St. Ange, viele Lerntipps, damit das Lernen und die Schule Ihrem Kind – und auch Ihnen – wieder Spaß macht.

Die Rolle der Eltern

Eltern üben oft unbewusst Druck auf ihre Kinder aus, denn sie wollen natürlich nur das Beste für ihr Kind. Achten Sie darauf, keine überhöhten Erwartungen zu formulieren. Geben Sie Ihrem Kind Zeit, sich zu entwickeln, und lassen Sie es in seinem eigenen Tempo wachsen. Mit Liebe und Rückhalt, wird es viel besser lernen und seinen Weg finden.

Das Schulsystem ist nach oben offen

Falls Ihr Kind beim Übertritt eine andere Schulform wählt als geplant, ist das kein Grund zur Sorge. Das Schulsystem in Bayern ist nach oben offen, und Kinder können später immer noch andere Bildungswege einschlagen. Vor allem, wenn sie es selbst möchten und ein Ziel vor Augen haben, gelingt ein Abschluss umso leichter.

Längere gemeinsame Schulzeit als Vision

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) plädiert für eine längere gemeinsame Schulzeit, um Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft optimal zu fördern und zu fordern und das Lernen in den Vordergrund zu stellen. Das würde den Entscheidungsdruck reduzieren, die viel zu frühe Selektion vermeiden und deutlich mehr Zeit für die Persönlichkeitsentwicklung lassen. Dies wurde kürzlich erst wieder von dem bekannten Bildungsforscher John Hattie bestätigt. 

Lebenslanges Lernen als Ziel

Der Übertritt ist ein wichtiger, aber nicht der letzte Schritt auf dem Bildungsweg Ihres Kindes. Vermitteln Sie ihm die Freude am lebenslangen Lernen und die Zuversicht, dass es mit Motivation und Unterstützung jeden Weg meistern kann.

Fazit

Der manchmal bedrohlich wirkende „Übertritt“ bringt eine wichtige Entscheidung mit sich, doch es ist keine endgültige Weichenstellung für die Zukunft und sollte die Grundschulzeit keinesfalls überschatten und belasten. Bleiben Sie gelassen, vertrauen Sie auf die Fähigkeiten Ihres Kindes und die Expertise der Lehrkräfte. Mit Geduld, Verständnis und Unterstützung schaffen Sie die besten Voraussetzungen, damit Ihr Kind seinen Bildungsweg erfolgreich und glücklich meistert.