"Ich wollte Lehrerin werden, weil es der schönste Beruf ist, den es gibt." Das sagt Simone Fleischmann auch heute noch, obwohl die Bedingungen für Lehrkräfte momentan denkbar schwierig sind. 2015 wurde sie als erste Frau zur Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) gewählt. "Ich wollte das, was ich im Kleinen an der Schule verändern konnte, auch im Großen ändern", benennt sie ihre Motivation zur Verbandsarbeit. "Ich glaube, dass man am bayerischen Schulsystem etwas verändern kann. Das treibt mich an, immer mit dem Ziel, gute Bildung zu erreichen." Geht es nach den Vorstellungen des BLLV, ist gute Bildung machbar, wäre jede Schule exzellent mit den fünf Qualitätskriterien ausgestattet: Integration, Inklusion, Digitalität, Ganztagsbildung und Individuelle Förderung. "Sie sind der Schlüssel zum Erfolg."
Schule als Lernstätte und Lebensraum
Dass Schule aber nicht nur Lernstätte sondern auch Lebensraum ist, zeigt sich an den Wünschen von Schülerinnen und Schülern, die das Main Echo im Vorfeld des Gesprächs mit Simone Fleischmann befragt hatte. Kein Homeschooling mehr, lautet beispielsweise eine Forderung, die für die BLLV-Präsidentin ein "schönes Feedback für die Institution Schule" ist. Es zeige, dass Kinder diese Beziehungsebene brauchen, die während der Corona-Lockdowns gefehlt hat. "Schule ist eben mehr, als der Satz des Pythagoras." Demenstprechend kritisch sieht Fleischmann auch den "bayerischen Leistungsgedanken", der über allem stehe und auf den Schülerinnen und Schüler oft mit Angst reagieren. "Das ist fatal! Denn wir wissen alle: Mit Angst geht nichts, Angst ist ein schlechter Lebens- und Lernbegleiter. Ich bin überzeugt: Alle Kinder wollen lernen, aber so, dass es Spaß macht und nicht mit Druck."
"Wir müssen das Leben in die Schule holen."
Auch stelle sich die Frage, was Bildung eigentlich ist, wenn etwa eine Schülerin berichtet, dass sie zwar eine Kurve mathematisch berechnen, nicht aber die Steuererklärung machen oder eine bezahlbare Wohnung finden könne. "Für uns gibt es ein Ziel von Schule: Dass jedes Kind, wirklich jedes, seinen Platz im Leben findet. Ob es studiert, ob es eine Ausbildung macht, ob es ins Ausland geht. Wir müssen das Leben in die Schule holen. Aber dafür müssen wir das Schulsystem ändern." Und für einen Systemwechsel brauche es nicht nur die Politik, sondern auch die Gesellschaft, "um zu diskutieren, was sich ändern sollte". Denn dass sich etwas verändern muss, sei klar - nicht zuletzt für die Attraktivität des Lehrerberufs.
>> Hier geht es zum Artikel im Main Echo "Was sich Schüler wünschen und was die BLLV-Präsidentin dazu sagt"