"Die Lehrerinnen und Lehrer erwarten jetzt eine dialogische Politik. Vor uns liegen 23 Seiten und darauf sieben Maßnahmen. Ein großes Konzept – und das möchten wir uns jetzt genau ansehen und auf die einzelnen Maßnahmen blicken. Bei allen Konzepten müssen wir aber eines bedenken: Das sind die Arbeitsbedingungen für die Lehrerinnen und Lehrer! Denn von diesen hängt es ab, was bei den Kindern und Jugendlichen an den Schulen letztlich ankommt.
Es geht um mehr Qualität im Unterricht, mehr Leseerziehung, mehr Zuhören, tolle Programme zur Förderung der Schreibkompetenz von Kindern. Und auch im mathematischen Bereich soll es Programme geben. Das ist die richtige Antwort und das wissen wir. Wir müssen das aber auch stehen können. Denn wir sind immer noch mitten im Lehrermangel. Und wenn die Tischdecke zu knapp ist, bringt es wenig, an den Ecken zu ziehen.
Die Chance eröffnen, Konzepte auch umsetzen zu können
Wir wissen natürlich: Lesen, Rechnen, Schreiben sind verdammt wichtige Basiskompetenzen. Und wenn wir jetzt mehr davon wollen, müssen wir auf die Lehrerinnen und Lehrer blicken. Es geht um die Arbeitsbedingungen. Es geht um die Zurücknahme des „Piazolo Paketes“ für die Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer. Wenn wir immer mehr wollen, dann müssen wir auch die Kolleginnen und Kollegen wertschätzen und ihnen die besten Arbeitsbedingungen bieten. Unsere Forderungen dazu haben wir formuliert und wir stehen auch jetzt umso mehr dazu!
Wir brauchen auch deswegen jetzt den Dialog! Wie sollen neue Ideen an die Schule kommen? Woher kommen die besseren Fördermöglichkeiten? Woher kommen die zusätzlichen Lehrkräfte? Wie schaffen wir die Herausforderungen durch steigende Heterogenität und Migration? Individuelle Förderung geht nur in Kleingruppen. Es gibt tolle Ansätze in dem heute vorgestellten Programm, aber die Lehrerinnen und Lehrer vor Ort müssen die Chance haben, das auch umzusetzen.
Dafür braucht es beste Arbeitsbedingungen an allen Schularten!
Es hat für die Lehrkräfte seit Jahren deutliche Einschränkungen gegeben, um dem Lehrkräftemangel Herr zu werden. Die Einschränkung der Teilzeitmöglichkeiten war nur eine dieser Maßnahmen. Geholfen hat es nichts. Und auch in Zukunft können wir nicht einfach sagen: „Arbeite mal mehr.“ Wir müssen hinschauen, was es bedeutet, wenn Lehrkräfte – und oft die Lehrerinnen – in Teilzeit arbeiten. Denn sie gehen oft genug in Teilzeit, um Care-Arbeit leisten zu können und auch das ist eine gesamtgesellschaftliche und auch wirtschaftlich hoch relevante Aufgabe.
Wir werden jetzt darauf schauen, dass vor allem die Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer, aber auch die Kolleginnen und Kollegen an den Mittelschulen, an den Förderschulen und Gymnasien, Realschulen und beruflichen Schulen beste Arbeitsbedingungen bekommen. Denn nur das steigert die Attraktivität des Berufs und hilft uns dabei, die Lehrerinnen und Lehrer zu stärken, die alle Ideen und Programme umsetzen müssen – für unsere Zukunft, für die Bildung und für die Schülerinnen und Schüler!
>> Simone Fleischmann, BLLV-Präsidentin
"Pisa-Offensive ja! Aber nur im Dialog und mit dem Blick auf die Lehrerinnen und Lehrer"
Kultusministerin Stolz verkündet vier zusätzliche Mathematik- und Deutschstunden an Grundschulen. Sie sind flexibel mit den Fächern Werken, Englisch, Kunst und Musik auszugleichen. BLLV-Präsidentin Fleischmann: "Wir müssen auf die Lehrkräfte schauen!"
Hintergrund: Die Konzepte des Kultusministeriums
» Pressemitteilung des Kultusministeriums: "Anna Stolz: 'Mit unserer PISA-Offensive stärken wir die Basiskompetenzen und sorgen für mehr individuelle Förderung'"
» Das Konzept: "Lesen, Schreiben, Rechnen im Fokus: PISA-Offensive Bayern"
» Fact-Sheet PISA-Offensive
» Weitere Informationen des KM: "PISA-Offensive Bayern Stärkung der Basiskompetenzen und der individuellen Förderung"
Medienberichte
Simone Fleischmann in den TV-Nachrichten des BR im Wortlaut:
"Wir haben einfach Lehrermangel und wir merken, dass Kolleginnen und Kollegen unter den Arbeitsbedingungen leiden."
Das schreibt Tagesschau online im Wortlaut:
"Für Simone Fleischmann, die Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrinnenverbandes (BLLV), stehen in der Pisa-Offensive zwar viele sinnvolle Einzelmaßnahmen, für diese brauche es aber vor allem genügend Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen. Und weil diese "nicht vom Himmel" fielen, müsste die Attraktivität des Lehrerberufs verbessert werden. Das heißt für Fleischmann, die von Stolz Vorgänger Michael Piazolo (FW) verordnete eine Stunde Mehrarbeit müsse ebenso zurückgenommen werden wie Einschränkungen bei Sabbatjahr und Teilzeitarbeit."
Das schreibt die Süddeutsche Zeitung im Wortlaut:
"Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, nannte das Konzept zwar "die richtige Antwort" auf Pisa. Aber bei der aktuellen Personalsituation an den Schulen sei gar nicht daran zu denken, all diese Fördermaßnahmen umzusetzen."
Die Augsburger Allgemeine im Wortlaut:
"Wer soll das alles stemmen? Diese Frage stellt der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). Präsidentin Simone Fleischmann und ihre 68.000 Verbandsmitglieder sind offen für eine Pisa-Offensive, aber: Bei allen Konzepten – das von Ministerin Stolz umfasst ganze 23 Seiten – müsse man aber eines bedenken, so Fleischmann: die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte. "Von diesen hängt es ab, was bei den Kindern und Jugendlichen an den Schulen letztlich ankommt."
Der BLLV fordert nicht nur einen Dialog darüber, wie die besseren Fördermöglichkeiten verwirklicht werden sollen und woher zusätzliche Lehrkräfte kommen sollen, die es nach Ansicht des BLLV benötigen wird. Der Verband verlangt auch die Rücknahme des "Piazolo-Pakets". Stolz' Vorgänger Michael Piazolo hatte Lehrkräften an Grund- und Mittelschulen 2020 Mehrarbeit, Einschränkungen bei der Teilzeit und bei den Ruhestandsregeln aufgebrummt."
Meldungen:
BR24: "Mehr Deutsch und Mathe, weniger ...?"
Evangelische Zeitung: "Mehr Mathe und Deutsch, keine Kürzung beim Religionsunterricht"
-> Wortlaut: "Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) begrüßt das Maßnahmenpaket grundsätzlich, gibt aber zu bedenken, dass man sich immer noch mitten im Lehrermangel befinde. Mehr Qualität, mehr Leseerziehung, mehr Zuhören, mehr Schreibkompetenz bei Kindern – „das ist die richtige Antwort und das wissen wir“, betonte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Aber die Lehrkräfte vor Ort müssten auch die Chance haben, das umzusetzen. Unter anderem brauche es beste Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte, um den Beruf wieder attraktiver zu machen."
idowa: "Grundschullehrplan: Mehr Deutsch und Mathe: Streichkonzert ist der falsche Weg" (kostenpflichtig)