Am Freitag, den 23. Februar gibt es Zwischenzeugnisse. Zeit auch der Politik ein Zwischenzeugnis auszustellen, findet der BLLV. Denn am Titelbild ist schon erkennbar, was heute die Realität an den Schulen ist: Das Jonglieren mit Vertretungsstunden und viel zu geringen Ressourcen. Deshalb hat der BLLV Schulleitungen befragt, wie denn die Vertretungspläne für die KW 5 und 6 ganz konkret aussahen. Das Ergebnis war in diesem Überblick und Gesamteindruck sogar für die Schulleitungen erschreckend. Ideen wie die PISA-Offensive sind zwar gut, nur leider an der Realität vorbei geplant. Denn woher sollen die Lehrkräfte kommen, die Mathematik und Deutschunterricht halten?
"Deswegen erlauben wir uns darzustellen, wie vor Ort jongliert wird, was eigentlich Jonglieren bedeutet. Was bedeutet es denn, in der jetzigen Zeit Schule professionell zu leben und zu machen? Wenn vor den Ferien die Schülerinnen und Schüler ein Zeugnis erhalten haben, so würden wir jetzt gerne nach den Faschingsferien sagen: Schluss mit lustig." eröffnet die BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann die Pressekonferenz.
Auf dem Podium der Pressekonferenz sitzen neben der BLLV-Präsidentin drei Kolleginnen, alle Schulleitungen an bayerischen Schulen, die ihren Schulalltag und die schwierige Aufgabe beleuchten, vor der sie inmitten des Lehrkräftemangels stehen: Frau Antje Radetzky, Schulleiterin an einer Grundschule und Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft im BLLV. Frau Sabrina Neckov, Schulleiterin an einer Grundschule und Frau Beate Buchholz, Schulleiterin an einem sonderpädagogischen Förderzentrum.
Das Fazit der Bertelsmann-Studie ist nicht besonders hilfreich
Vor ein paar Wochen ging wieder eine Bertelsmannstudie durch die Medien. Laut Hochrechnungen soll es bereits ab 2026 genug Grundschullehrkräfte geben und ab 2035 sogar einen Überschuss. Wie sich das mit der Realität an den Grundschulen deckt? Gar nicht. Die BLLV-Präsidentin erklärt zu Beginn der Pressekonferenz: "Jetzt ist mal der reale Blick in die Schulen hinein gefragt. Ich habe hier die ganzen Schulprofile aus 13 Schulen und deren Vertretungspläne der Kalenderwochen fünf und sechs - und alle Regierungsbezirke sind vertreten. Ich erlaube mir, jetzt konkrete Beispiele zu benennen:
An einer Grund- und Mittelschule in Oberfranken mit 407 Schülerinnen und Schülern, 17 Klassen, 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, 33 davon grundständig studierte Kolleginnen und Kollegen, fünf Quereinsteigern und sieben weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als sonstigem Personal, sieht es in KW 5 so aus: acht kranke Kolleginnen, fünf davon Klassenlehrkräfte, nur eine mobile Reserve vom Schulamt. Die Konrektorin macht selbstverständlich die Überstunden und leitet eine Klasse. Der Rektor ebenso und übernimmt die nächste Klasse. Der Kollege Schulleiter aus der Schule schreibt: Trotz all diesen Bemühungen sind in dieser Woche allein 83 Stunden ersatzlos ausgefallen. Darunter natürlich viele - und das ist jetzt die Kernbotschaft - die zur Differenzierung wichtig sind: Deutsch als Zweitsprache, Deutschstunden, Förderunterricht und vor allem Nachmittagsstunden im Ganztag.
Nach diesem Blick in den Schulalltag, sollte klar werden, dass dann Forderungen zu mehr Deutsch und Mathematik nicht sinnvoll sind, wenn der Grundbetrieb nicht aufrecht erhalten werden kann. Jede Woche müssen Schulleitungen eine Statistik des Unterrichtsgeschehen abgeben. Offizielle Zahlen besagen, dass maximal 0,9 Prozent der Unterrichtsstunden ersatzlos gestrichen werden. Diese Angaben haben jedoch nichts mit der Realität zu tun.