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Medienkompetenz statt Handy-Verbot

In der Debatte um ein Handy-Verbot an Schulen stellt BLLV-Präsidentin Fleischmann erneut klar, dass der richtige Umgang mit digitalen Medien heute ein zentrales pädagogisches Ziel von Schule ist. Ein Element modernen Lebens einfach zu verbannen sei keine Lösung.

In europäischen Ländern wie Italien, Frankreich und den Niederlanden gibt es entweder bereits Verbote oder „dringende Empfehlungen“ auf Handys in Schulen zu verzichten. Zuletzt hat Großbritannien sich eingereiht und Smartphones aus Bildungseinrichtungen verbannt.

Aus Sicht von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann greift ein solches Vorgehen aber zu kurz, wie sie im Gespräch mit den Nürnberger Nachrichten klarstellt: „Natürlich könnten wir sagen, wir machen es uns einfach, wir verbieten Handys pauschal, sammeln sie am Schultor ein und geben sie erst nach Unterrichtsende wieder aus – Aber das kann nicht das Ziel sein. Wir müssen Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit den Geräten beibringen."

Kinder machen sich oft nicht klar, wie öffentlich digitale Räume sind

Und da gibt es aus Sicht der BLLV-Präsidentin tatsächlich einiges zu tun. Denn vielen Kindern und Jugendlichen fehlt schlicht das Problembewusstsein. So berichtet Simone Fleischmann von einem Fall, als sie in ihrer Zeit als Lehrerin einmal ein Foto aus dem Klassenchat im Unterricht gezeigt habe: "Die Schülerinnen und Schüler haben mich wüst beschimpft und waren empört, was ich mir da erlaube. Ihnen war überhaupt nicht bewusst, dass es online ja viel mehr Menschen sehen können als im geschützten Klassenraum der 7c - da sind sie ohne Ende erschrocken."

Das zeige deutlich, wo die Rolle der Schule im Umgang mit digitalen Grenzüberschreitungen liege: "Kinder müssen erst lernen, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Medien geht, Medienpädagogik ist deshalb eine zentrale Aufgabe der Schulen!“, betont die BLLV-Präsidentin. Und das klappt natürlich nicht, wenn ein zentrales Element modernen digitalen Lebens komplett aus den Schulen verbannt wird.

Verantwortliche Mediennutzung vorleben und vorgeben

Aber auch Zuhause ist noch einiges zu tun, mahnt Fleischmann, denn das Beispiel der Eltern macht – im Guten wie im Schlechten – eben Schule: "Viele Erwachsene posten ja selbst Blödsinn und überschreiten dabei Grenzen - dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn das die Kinder auch tun“, stellt die BLLV-Präsidentin klar.

Wichtig seien dabei auch klare, transparente Regeln, die jede Schule aufstellt: "Bei den meisten gilt die klare Ansage: In den Laufzonen, wie Pausenhof, Aula, Klo, wird weder fotografiert noch gefilmt." Wenn das Handy im Unterricht für Arbeitsaufträge genutzt wird, liegt der Ball bei den Pädagoginnen und Pädagogen: "Da gilt die Aufsichtspflicht der Lehrkraft, wie sonst auch“, so Fleischmann.

Prävention und konsequente Aufklärung sind besser als pauschale Verbote

Wenn es doch zu Verstößen kommt, was sich im Analogen wie im Digitalen eben nie ganz ausschließen lässt, kann es je nach Schwere des Verstoßes zu empfindlichen Strafen kommen, da Lehrkräfte in solchen Fällen die Polizei einschalten müssen. Denn wer andere Menschen ungefragt fotografiert und die Bilder Dritten zugänglich macht, etwa in der Pause, im Klassenchat oder gar im Internet, verhält sich kriminell. „Das ist ein Straftatbestand“, stellt die BLLV-Präsidentin klar. Die Sanktionen können je nach Natur und Verbreitung des Materials und je nach Alter der Täter bis zu mehrjährigen Freiheitsstrafen reichen. Darüber müssen Kinder und Jugendliche natürlich präventiv aufgeklärt werden.

"Das Schönste wäre natürlich, wen wir die Kids so aufklären könnten, dass so etwas nie passiert", sagt Simone Fleischmann, räumt aber ein: „Wir werden die Welt nicht zu hundert Prozent gut machen können." Mit Verweis auf Medienpädagogen, Thementage, Elternabende und Jugendliche, die von den Gefahren des Cybermobbings berichten versichert die BLLV-Präsidentin aber: "Wir tun richtig viel."