Ein kleines weißes Heftchen lag auf den Stühlen der Besucherinnen und Besucher des Kamingesprächs bereit für das Thema, worum sich der Abend inhaltlich drehen sollte. Der Titel des Heftes: 15 Thesen. Zusammenhalt in Vielfalt. Herausgeber: Die Initiative kulturelle Integration. Ihr Sprecher: Gastredner Olaf Zimmermann.
"Schule ist ein zentraler Ort für Integration"
Wie unsere Gesellschaft es schaffen kann, vielfältig zu sein und daraus Stärke ziehen kann, erörterte Gast Olaf Zimmermann beim Kamingespräch der BLLV-Akademie. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates weiß: Schule wird dabei immer wichtiger werden.
„An Schulen erfahren wir nicht nur die gesellschaftlichen Herausforderungen, sondern auch die Herausforderungen, die eine zunehmend heterogene Schülerschaft mit sich bringt“, führte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann in den Abend ein. An den allgemeinbildenden Schulen in Bayern hätten Schulen einen Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund von 28,5 Prozent. An den Mittelschulen liege der Anteil sogar bei rund 47 Prozent. „Zeitgleich sehen wir, dass junge Menschen sich immer offener für rechte und rechtsextreme Positionen zeigen. Dies wird auch am Wahlverhalten der jungen Generation sichtbar. Das ist extrem besorgniserregend“, so Fleischmann. Der BLLV stehe für Vielfalt, betont Fleischmann.
Umso wichtiger sei die Frage, welche Rolle Schule und ihre Lehrkräfte übernehmen müssen, damit ein Zusammenhalt in Vielfalt gelingen kann und welche Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden müssen, damit demokratische Prozesse auch weiterhin gelingen in Deutschland.
Mit einem Einblick in seine Vita begann Olaf Zimmermann seinen Vortrag. Dass er zu dieser renommierten beruflichen Position gekommen sei, habe er einem Lehrer zu verdanken, der seinen Eltern – er stammt aus einer Handwerker-Familie – klar machte: Dieser Junge muss weiter in die Schule gehen, soll noch keine Ausbildung machen. Auf dem zweiten Bildungsweg kam er dann zu seinem Volontariat, wurde Kunsthändler und 1997 Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates. Keine gewöhnliche Laufbahn. „Ich habe einem Lehrer alles zu verdanken“, zeigt sich Zimmermann dankbar.
Als 2015 die große Flüchtlingswelle aus Syrien kam und die anfängliche Stimmung der Hilfsbereitschaft zu einer fremdenfeindlichen zu kippen drohte, wurde klar: Die deutsche Gesellschaft muss sich Gedanken machen, was es braucht, damit Integration gelingen kann. Die Idee: ein Wertekanon. Das Endprodukt: das kleine weiße Büchlein mit einem Wertekanon. Über Grundrechte, der Rolle von Religion oder Bildung.
Für Zimmermann ist klar: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Die Gesellschaft habe die Kraft, die migrierte Menschen zu integrieren. Integration müsse aber auch stattfinden bei Menschen, die bereits sehr lange in Deutschland leben. „Ein zentraler Ort für Integration ist die Schule. Und ihre Rolle wird dabei auch immer wichtiger werden“, ist Zimmermann überzeugt.
Über den Rechtsruck gerade bei jungen Menschen zeigt sich Zimmermann kämpferisch: „Darüber müssen wir reden, diskutieren, zivilisiert streiten und Haltung zeigen. Der Rechtsruck ist nicht etwas, was eine unabänderliche Naturgewalt ist und wir hinnehmen müssen.“
Weitere Informationen
BLLV-Dossier Demokratiepädagogik: Für eine klare Werteorientierung an Schulen
Überblick: BLLV-Kamingespräche der BLLV-Akademie