Während der gesellschaftliche und technologische Trend der digitalen Entwicklung längst in Richtung künstliche Intelligenz geht, hinkt die Hardware-Ausstattung an vielen Schulen dagegen modernen Standards weit hinterher. Das ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Schulleitungen zum Thema „Digitalisierung“, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag des VBE (Verband Bildung und Erziehung) durchgeführt hat. Dessen Bundesvorsitzender, Gerhard Brand, kommentiert dies: „Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist eklatant. Während die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz in einer Stellungnahme empfiehlt, ab der weiterführenden Schule den Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu trainieren, steht jede zehnte Schulleitung ohne Geräte da. Da endet die Gleichwertigkeit der Lernverhältnisse. Mit dem, was die Schülerinnen und Schüler an Endgeräten mitbringen, und den dazugehörigen, verschiedensten Systemen muss die Lehrkraft dann bestmöglich umgehen. Das ist eine Zumutung, ineffektiv, fehleranfällig und unwürdig für das Jahr 2024.“
Bayern hinkt bei der Hardware hinterher
Mittlerweile etwas abgehängt ist Bayern bei der Ausstattung mit Hardware im deutschen Vergleich. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann: „Wenn wir uns jetzt die bayerischen Zahlen im Vergleich zu den bundesweiten Zahlen anschauen, dann ist der Anteil von Schulen, die für alle ihre Klassen komplette Klassensätze an Laptops, Tablets oder Smartphones verfügbar haben, bei uns in Bayern nur bei 8 Prozent. Deutschlandweit stehen wir jetzt bei 15 Prozent. Und im Vergleich zum letzten Jahr gibt es hier in Bayern auch keine Bewegung, während sich deutschlandweit die Ausstattung im letzten Jahr deutlich verbessert hat. Wir müssen aufpassen hier nicht abgehängt zu werden.“
Finanzierung dauerhaft sicherstellen
Etwas besser läuft es zumindest auf den ersten Blick bei der Finanzierung. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten aufgrund der deutlich zu hohen bürokratischen Hürden wurde der Digitalpakt in der Folge sehr gut angenommen. Nur wenige Schulleitungen geben an, keinen Antrag zur Förderung gestellt zu haben. Allerdings zeigt sich, dass weitere Mittel benötigt werden. Das sagen 75 Prozent der befragten Schulleitungen in Deutschland, aber auch 64 Prozent der bayerischen Befragten. Dies wird die Schulen in Zukunft noch vor große Herausforderungen stellen.
Dazu Simone Fleischmann: „Es gibt noch einen großen Nachholbedarf bei Klassensätzen an Geräten, bei der Infrastruktur – beispielsweise Breitbandinternet – sowie bei der Wartung und Betreuung der Systeme. Mit der aktuellen Umfrage auf dem Tisch geht es jetzt darum, was nach dem Digitalpakt passiert. Scheinbar gibt es ja keine Zwischenfinanzierung, bis der Digitalpakt 2 kommt. Und das ist die Sorge, die wir haben, weil dann sind die ganze Kraft und die Lust der Lehrerinnen und Lehrer, die sich aus- und fortgebildet haben und jetzt auch digital arbeiten, weg – ganz besonders, wenn die Ausstattung mit Geräten nicht vorankommt und wenn die Wartung nicht gegeben ist.“ Wie auch der VBE betont, brauche es deshalb jetzt einen Kraftakt von Bund, Ländern und Kommunen, die gemeinsam und nachhaltig, flächendeckend und langfristig die Digitalisierung an den Schulen sichern.
Lehrerinnen und Lehrer setzen auf Fortbildung
Positiv ist die Aus- und Fortbildungsfreude der Lehrkräfte in Bayern. So geben drei Viertel der befragten Schulleitungen an, dass bei ihnen 75 Prozent der Lehrkräfte oder mehr an Fortbildungen zum Einsatz digitaler Endgeräte im Unterricht teilgenommen haben – nochmals mehr als im gesamtdeutschen Vergleich. Positiv ist auch der steigende Anteil der Schulleitungen zu werten, die angeben, dass junge Lehrkräfte digital gut gewappnet aus dem Lehramtsstudium kommen. 59 Prozent beträgt dieser Anteil in Bayern, nach 47 Prozent im Jahr 2021. Eine deutliche Steigerung also, die allerdings auch zeigt, dass die Ausbildung in diesem Bereich weiter verbessert werden muss.
Neben dem dringenden Appell an die politisch Verantwortlichen, gemeinsam die Finanzierung zu sichern und Planungssicherheit herzustellen, fordern BLLV und VBE:
- Systembetreuer und Berater digitale Bildung durch Anrechnungsstunden entlasten und professionell unterstützen, denn hier sind die Anforderungen und Aufgaben zuletzt stark gestiegen.
- Verwaltungsaufwand bei der Beantragung von Fördermitteln und bei der Administration aller Systeme (z. B. BayernCloud Schule) minimieren.
- Gleichwertigkeit der Lernverhältnisse sichern, indem die Infrastruktur entsprechend optimiert wird (Glasfaserausbau/Breitbandinternet).
- Rechtssicherheit schaffen (Datenschutz und Haftbarkeit).
- Fortbildungsangebote sowohl quantitativ als auch qualitativ weiter ausbauen und die Nutzung der Angebote möglich machen.
- Digitalisierung als Thema in der Lehrkräfteausbildung fest verankern und methodisch gut aufbereitet vermitteln.