Zu Beginn des Gesprächs bedankte sich Erlinger für die Einladung und drückte seine Freude über das Interesse des Bildungsausschussmitglieds an diesem Austausch aus.
Zur Sprache kam insbesondere das in der Woche zuvor von Ministerin Anna Stolz verkündete Gesamtkonzept zur Unterrichtsversorgung 2025/26. Zu loben sei hier ausdrücklich die neu wahrgenommene Transparenz, mit der das Ministerium nun die Planung für das kommende Schuljahr angehen will. Sehr positiv zu bewerten ist ebenfalls der zu diesem Zeitpunkt der Planung angedachte Appell an die freiwillige Aufstockung der Arbeitszeit.
Jedoch sind die einzelnen Schwerpunkte des Konzepts sehr differenziert zu behandeln. Markus Erlinger stellte hier die Gesunderhaltung der noch unterrichtenden Lehrkräfte in den Mittelpunkt der Überlegungen. Lehrkräfte seien über Jahrzehnte hinweg mit Berechnung „ausgebeutet“ und in vielen Fällen weit über die Belastungsgrenze eingesetzt worden. Weitere dienstrechtliche Maßnahmen, wie ein weiterer Eingriff in die Teilzeit, würden wie das seit 2020 eingeführte „Piazolo-Paket“ ein „Schuss ins eigene Knie“ werden und den Krankenstand und die Frühpensionierungen zusätzlich in die Höhe treiben.
Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte wirklich sinnvoll?
Christian Zwanziger stellte die Frage in den Raum, ob nicht eine Erfassung der Arbeitszeit dafür sorgen könnte, dass auch eine breite Öffentlichkeit und der Dienstherr Kenntnis von der realen Arbeitszeit der Lehrkräfte erhalten würden und damit auch die Teilzeitdiskussion minimiert werden könne. Erlinger entgegnete daraufhin, dass durch eine Erfassung der Arbeitszeit alleine sicherlich noch keine Reduzierung der Arbeitszeit und Arbeitsbelastung stattfinden würde. Insbesondere sei zu befürchten, dass auch die Flexibilität der Arbeitszeit der Lehrkräfte stark leiden würde und das der Attraktivitätssteigerung des Lehrberufs entgegenwirken würde. Zudem müssten zusätzliche Arbeitsplätze an den Schulen, die Wochenend- und Ferienarbeitszeit neu überdacht und geregelt werden. Jede einzelne Tätigkeit einer Lehrkraft, die ja weit mehr leistet als das bloße Unterrichtsdeputat, müsste unter Arbeitszeitgesichtspunkten neu bewertet werden.
Dringende Änderung der bedarfsgerechten Einstellung notwendig
Mittel- und langfristig muss es darum gehen, die Attraktivität des Lehrberufs mit einer an die gesellschaftlichen Erfordernisse angepassten Lehrkräfteausbildung und motivierenden Arbeitsbedingungen junge Menschen für den Lehrberuf zu begeistern. Besorgt zeigten sich die Gesprächspartner über die hohe Zahl von ausgebildeten Lehrkräften, die während des Vorbereitungsdienstes oder nach der LAP II die Ausbildung abbrechen oder den Dienst nicht antreten bzw. in andere, grenznahe Bundesländer abwandern. Somit gehen dem Freistaat Bayern jährlich hunderte, teuer ausgebildete Lehrkräfte verloren.
In diesem Zusammenhang müsste auch dringend über eine Änderung der bedarfsgerechten Einstellung von Lehrkräften nachgedacht werden. Jedes Jahr würden hunderte von Lehrkräften nach der LAP II aus ihren Heimatbezirken nach Oberbayern neu eingestellt, da dort über Jahre hinweg die größten Schülerzahlen zu verzeichnen sein werden und der Bedarf an Lehrkräften am größten sein wird.
Abhilfe könnte geschaffen werden, indem die Ausbildungskapazitäten in Oberbayern dem dortigen Bedarf an Lehrkräften angepasst würden. Weiterhin sollte den in anderen als dem Heimatregierungsbezirk eingestellten Lehrkräften unbedingt eine Perspektive auf eine Rückversetzung nach zwei bis drei Schuljahren gegeben werden. Diese Perspektive wäre insbesondere auch bei Versetzungen innerhalb Mittelfrankens ganz wichtig. Es dürfe unter keinen Umständen bei der Praxis bleiben, dass Lehrkräfte, die in „chronisch unterversorgten“ Regionen Mittelfrankens tätig sind, kaum eine Perspektive auf die von ihnen gewünschte Einsatzregion oder den entsprechenden Schulamtsbezirk haben. Auch hier müsse eine Versetzungsoption nach einer gewissen Verweildauer verbindlich garantiert werden, waren sich Zwanziger und Erlinger einig.
Sprachstandserhebungen unvorbereitet und überstürzt eingeführt
Letzter Schwerpunkt des Gesprächs waren die im laufenden Schuljahr erstmalig durchzuführenden Sprachstandserhebungen, die im Herbst per Gesetz – wie sich mittlerweile herausstellte – völlig unzureichend vorbereitet und überstürzt eingeführt wurden. Die Personaldecke lässt eine Umsetzung in der geforderten Form in keinster Weise zu. Rückmeldungen aus den Schulamtsbezirken Mittelfrankens und von dutzenden betroffenen Beratungsfachkräften und Schulpsychologinnen und Schulpsychologen zeigen eindeutig, dass die Vielzahl der zu testenden Kindern durch die zur Verfügung stehenden Beratungslehrkräfte nicht abzudecken ist. Als weiterhin äußerst fragwürdige Maßnahme steht nun im Raum, das Beratungsangebot der Beratungsdienste für den Zeitraum der Sprachstandserhebungen bis Anfang Mai zu reduzieren bzw. gänzlich auszusetzen. Damit würde letztendlich nur eine zeitliche Verlagerung der Maßnahmen stattfinden. Dringend notwendige Beratungsangebote müssten auf die „lange Bank“ geschoben werden.
Christian Zwanziger sagte am Ende des eineinhalbstündigen Austausches seine Unterstützung zu, wo immer es ihm möglich sei. Insbesondere bot das Landtagsmitglied an zu besprochenen Themen, parlamentarische Anfragen zu initiieren.
Abschließend wurde ein weiterhin regelmäßiger Austausch vereinbart.

Schule trifft Politik
Themen
Erfahrungsaustausch BLLV-Mittelfranken mit Christian Zwanziger
Am 3. März trafen sich der Landtagsabgeordnete und Bildungsausschussmitglied Christian Zwanziger (MdL, Bündnis 90/Grüne) und BLLV-Bezirksvorsitzender Markus Erlinger in Erlangen zu einem Informations- und Meinungsaustausch.