Simone Fleischmann, die Präsidentin des BLLV, betont: "Es fällt Unterricht aus. Es werden Stunden gestrichen. Kinder werden eher nach Hause geschickt. Hinten und vorne reichen uns die Lehrkräfte nicht für die Regel-Angebote, geschweige denn für Angebote, die nach dieser anstrengenden Corona-Zeit dringend notwendig wären. Die Regierungen, die Schulämter und die Schulleiter vor Ort haben jetzt auf einem Minimalniveau geplant. Wir spielen nur mehr die kleine Partitur – nur mehr den einfachen Satz. Und wer sich minimale Ziele steckt, kann diese maximal gut erreichen. Aber die Realität hinter den Zahlen muss von der Staatsregierung jetzt und im Laufe des Schuljahres immer wieder ehrlich benannt werden: eine andere Möglichkeit gibt es kurzfristig leider nicht!"
Das Ensemble ist viel kleiner und "bunter" als befürchtet
In der Pressekonferenz zum Schulstart sprach das Kultusministerium von einigen hundert Vollzeitkapazitäten (VZK), also "ganzen" Lehrerstellen, die für das neue Schuljahr an Grund-, Mittel- und Förderschulen in Bayern noch nicht besetzt sind. Der Kultusminister sprach davon, dass etwa 4.500 bis 5.000 Stellen neu zu besetzen waren. Knapp über 4.000 seien schließlich auch neu besetzt worden. Rechnet man hoch, dann würde das bedeuten, dass für das Schuljahr 2022/23 knapp 1.000 VZK noch nicht besetzt sind. Der Minister bezeichnete dabei die Lage als vergleichsweise gut oder befriedigend und spricht von einer soliden Grundversorgung.
Für den BLLV ist die Note 3 hier noch viel zu gut. Bei einem genaueren Blick zeigt sich nämlich: Schon 2020/21 wurden dienstrechtliche Maßnahmen ergriffen, um 800 VZK notdürftig zu gewinnen. 2021/22 wurden rund 650 VZK durch anderes Personal ersetzt. Die bereits oben erwähnten fehlenden 1.000 Stellen in diesem Schuljahr in Grund-, Mittel- und Förderschule kommen hinzu. Zusätzlich werden im kommenden Schuljahr rund 1.500 VZK – hauptsächlich schwangere Kolleginnen und Langzeitkranke – dauerhaft fehlen.
Zählt man all das fehlende Personal zusammen, dann sind es etwa 4.000 Lehrkräfte, die uns jetzt an den Grund-, Mittel- und Förderschulen fehlen, um gute Schule mit professionell ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern gestalten zu können. So starten wir jetzt ins Schuljahr. Und die Situation wird sich im Laufe des Schuljahres weiter verschlechtern. Denn oftmals ist die mobile Reserve jetzt schon komplett aufgebraucht oder konnte erst gar nicht vollständig gebildet werden. Krankheitsausfälle wegen Corona werden noch hinzukommen und weitere Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine womöglich auch.