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Über Freundschaften, Herausforderungen und den Umgang mit den eigenen Gefühlen

Für den Frühling empfiehlt das Forum Lesen drei einfühlsame Bücher: einen skurril-witzigen Roman über Wutanfälle und was dahintersteckt, eine Geschichte über fünf Freunde in einer Wohngemeinschaft und ein authentisches Jugendbuch über widersprüchliche Gefühle.

Barnaby - Der Teufel aus der Tonne

Von Sabine Ludwig

 

 

 

 

  • Mit Illustrationen von Lena Winkel
  • Verlag: Rotfuchs im Fischer Sauerländer Verlag
  • ISBN: 978-3-7571-0015-5
  • Preis: 15,00 Euro
  • Seiten: 208
  • Altersempfehlung: ab 8 Jahren

Der neunjährige Jan-Ole Butterweck ist ein unangenehmer Zeitgenosse, der alle in seiner Umgebung, besonders seine Eltern, mit seinen fürchterlichen Wutanfällen terrorisiert. Eines Tages bekommt er es mit Barnaby, dem ständig hungrigen tasmanischen Beutelteufel, zu tun, der den Spieß umdreht: Nun wird er durch die Wutanfälle dieses hässlichen Tieres, das die Menschensprache beherrscht, tyrannisiert.

Die höchst vergnügliche Geschichte, die durchaus eine gewisse erzieherische Grundidee erkennen lässt, ist spannend bis zur letzten Seite und macht auch dem erwachsenen Leser großen Spaß. Lena Winkel hat sie mit ihren lustigen Zeichnungen sehr passend illustriert. 

Inhalt

Jan-Ole Butterweck ist ein unangenehmer Zeitgenosse, der alle in seiner Umgebung, seine Eltern, aber auch seinen Lehrer und Mitschüler, mit seinen fürchterlichen Wutanfällen terrorisiert. Vor lauter Angst, dass er „ausrasten“ könnte, erfüllen seine Eltern ihm fast jeden Wunsch. Nun steht sein zehnter Geburtstag ins Haus. Der Gabentisch ist sonst für ihn immer übervoll gewesen, ohne dass Jan-Ole wirklich jemals zufrieden gewesen wäre mit den Geschenken. In diesem Jahr nun wünscht er sich etwas ganz Besonderes, nämlich einen Hund. Er weiß auch schon welchen: Rolf aus dem Tierheim. Aber weder Wutanfälle noch Bitten können diesmal Jan-Oles Eltern erweichen: Ein Hund kommt nicht ins Haus. Sie sind nämlich überzeugt, dass sie Jan-Ole die Versorgung von Rolf nicht zutrauen können.

Wenige Tage vor seinem Geburtstag soll Jan-Ole dann im Kunstunterricht sein Lieblingstier kneten und versucht sich an einem Hund. Sein Kunstwerk aber missglückt derart, dass er von allen ausgelacht wird. In seiner Wut schleudert er das Machwerk in den Abfalleimer. Aus diesem kriecht zu seinem Entsetzen wenig später ein unförmiges Tier, das sich als tasmanischer Beutelteufel namens Barnaby vorstellt und durch nichts abwimmeln lässt. Von nun an ist Barnaby sein ständiger Begleiter – einer, der andauernd Hunger hat und, wenn er nichts zu fressen bekommt, Wutanfälle bekommt, wie man sie von Jan-Ole kennt, verstärkt allerdings noch durch fürchterlichen Gestank. Zusätzlich gibt er ständig freche Kommentare ab, die Jan-Ole immer wieder in große Schwierigkeiten bringen. Wie kann er dieses teuflische Wesen nur loswerden?

Bewertung

Sabine Ludwig nimmt mit dieser skurril-witzig erzählten Geschichte ein Verhalten aufs Korn, das man nicht selten bei (Grundschul-)Kindern beobachten kann: Mit Wutanfällen versuchen sie ihren Kopf durchzusetzen (und nicht selten gelingt ihnen das auch). Der Beutelteufel spiegelt mit seinem Verhalten das von Jan-Ole und nun ist dieser das bedauernswerte Opfer, das alle Hände voll zu tun hat, um das von dem stinkenden Tier angerichtete Chaos in den Griff zu bekommen. Beeindruckend ist die Wandlung, die Jan-Ole hier durchmacht. Dabei zeigt sich immer wieder, dass er eigentlich ein recht liebenswerter Junge ist, der durchaus auch Einfühlungsvermögen hat. So macht er sich z.B. Sorgen, dass er mit seinem Verhalten seinen Eltern beruflich geschadet haben könnte. 

Die höchst vergnügliche Geschichte, die durchaus einen gewissen erzieherischen Gedanken erkennen lässt, ist spannend bis zur letzten Seite und macht auch dem erwachsenen Leser großen Spaß. Lena Winkel hat sie mit ihren lustigen Zeichnungen sehr passend illustriert. 

Die Gurkentruppe hält zusammen

Von Leslie Niemöller

 

 

 

 

  • Mit Illustrationen von Liliane Oser
  • Verlag: Moritz
  • ISBN: 978-3-8956555-474-9
  • Preis: 12,00 Euro
  • Seiten: 69
  • Altersempfehlung: ab 7 Jahren

Fünf Freunde, die unterschiedlicher nicht sein könnten, leben zusammen in einer Wohngemeinschaft. 

Dieses Kinderbuch thematisiert kindgemäß und anschaulich, wie verschieden Lebewesen in ihrem Charakter sein können und welche Probleme sich für den Einzelnen und für andere daraus ergeben können, vor allem, wenn man miteinander in einer Hausgemeinschaft wohnt.

Inhalt

Fünf sehr unterschiedliche Freunde leben zusammen als Wohngemeinschaft in einem Häuschen. Hans, dem Schwein, gehört das Haus, der Bär Ben ist manchmal ein wenig ängstlich, der Hase Toto ist ein Ordnungsfanatiker, das Zebra Tayo leidet unter Depressionen und Nick, der Biber, hat ständig etwas zu tun und findet keine Ruhe. Als Tayo so traurig ist, dass es nicht mehr aufstehen mag, versuchen ihm seine Freunde zu helfen. Das ist nicht einfach. Es gibt keine Patentlösung. Toto weiß nicht, wie man sich entspannt. Als Nick einen Staudamm baut und dann vergisst, setzt er das Haus unter Wasser. Wie soll er sich jetzt verhalten? Nick lernt, sich zu entschuldigen, wenn er etwas falsch gemacht hat.

Bewertung

Fünf tierische Freunde wohnen zusammen. Sie sind grundverschieden in ihren Charakteren. Trotzdem gelingt es ihnen, miteinander auszukommen, indem sie füreinander da sind, sich gegenseitig helfen, Verständnis füreinander haben und den anderen so akzeptieren, wie er ist. Sie wissen, dass sie es gut haben. Die Tiere sehen bewusst all das Schöne, das sie haben, und sie schätzen sich und ihre Freundschaft. 

Kindgemäß und leicht verständlich geschrieben erfahren die jungen Leser oder Zuhörer, wie unterschiedlich Tiere oder auch Menschen sein können und was wirklich zählt im Leben. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Die vielen farbigen Illustrationen sind sehr ansprechend und ausdrucksvoll und passen gut zur Geschichte. 

Frei - Bester Sommer

Von Sarah Welk

 

 

 

 

  • Verlag: arsEdition
  • ISBN: 978-3-8458-5754-1
  • Preis: 15,00 Euro
  • Seiten: 267
  • Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Wieder einmal zieht Joshua mit seiner Mutter und ihrer Lebensgefährtin um. Wegen der vielen Ortswechsel ist es Joshua gewohnt, keine Freunde zu haben, doch diesmal ist es anders. Mit vier Mitschüler:innen soll er einige Tage allein im Wald verbringen - nicht nur für Joshua eine große Herausforderung. 

Dieses spannende Jugendbuch ist sehr witzig geschrieben und erzählt authentisch aus der Sicht des 14-jährigen Joshua von einem ungewöhnlichen Schulprojekt, bei dem die Schüler:innen sich selbst und ihre Mitschüler besser kennenlernen und neue Wege gehen. 

Inhalt

Der 14-Jährige Joshua ist in seinem Leben mit seiner Mutter und deren Lebensgefährtin schon oft umgezogen, denn seine Mutter sucht als bekannte Künstlerin ständig neue Impulse und erhofft sich diese durch die Ortswechsel. Für Joshua ist das schwierig, denn jeder Umzug bringt es mit sich, dass er sich nach kurzer Zeit wieder neue Freunde suchen muss. Deshalb bleibt er im Grunde inzwischen lieber für sich.

Diesmal landen sie in einem kleinen Ort auf dem Land mit einer außergewöhnlichen Schule, die den Jugendlichen viel Verantwortung und Selbstbestimmungsrechte zugesteht. Schon wenige Tage nach seiner Ankunft startet ein ungewöhnliches Projekt: Zusammen mit vier weiteren Mitschüler:innen soll Joshua mehrere Tage allein im Wald verbringen und verschiedene Stationen absolvieren – nur mit einem Notfallhandy und einer Karte ausgerüstet und unterstützt durch einigen Anweisungen und Hilfestellungen.

Auf ihrem Trip durch den Wald bewältigen die Jugendlichen immer wieder unheimliche Situationen, in denen sie viel Mut aufbringen müssen. Sie müssen sich miteinander auseinandersetzen und ihre Meinung vertreten, werden aber auch körperlich gefordert. Sie unterstützen sich gegenseitig und streiten miteinander. Am Ende sind neue Freundschaften und erste zarte Liebesbande entstanden.

Bewertung

Joshua erzählt aus der Ich-Perspektive in einer authentischen Sprache von sich, seinen Gefühlen und den Geschehnissen, die sein Leben beeinflussen. Dadurch kommt ihm der Leser sehr nahe. Man kann sich gut ihn hineinversetzen und seine widersprüchlichen Gefühle und Handlungen nachvollziehen. 

Mit seinen Klassenkamerad:innen verbindet ihn, dass sie alle eine ganz besondere Lebensgeschichte haben, von der die anderen in der Gruppe aber nichts wissen. Dies führt dazu, dass sie sich teilweise auch mit einem gewissen Misstrauen begegnen. Nicht nur für den Leser ist es spannend, nach und nach über die Zusammenhänge aufgeklärt zu werden und die Besonderheiten der jungen Leute zu verstehen, so z.B., was es mit der Plastiktüte auf sich hat, in der Nico nichts anderes mit sich im Wald herumträgt als Geld in vielen Scheinen. 

Amüsant, aber auch authentisch ist daneben Joshuas Schilderung seiner widerstreitenden Gefühle und Erfahrungen im Zusammenhang mit der sympathischen Nina, der er im Lauf des Survival-Wald-Projekts näherkommt. Die Entwicklung dieser zarten Liebesbande, aber auch die Erlebnisse der Gruppe im Wald, z.B. bei einem heftigen nächtlichen Gewitter, schaffen einen Spannungsbogen, der den Leser diesen Coming-of-age-Roman bis zum Ende fesselt.