Mittlerweile haben mehr als 45.000 Menschen die im Juni gestartete Petition unterzeichnet. Wissenschaftler:innen, Bildungsverbände und auch viele Schülerinnen und Schüler sprechen sich für eine Überarbeitung des Leistungsbewertungssystems aus. München TV gibt einen Überblick zum aktuellen Stand der Lage.
Söders Machtwort gegen das Exen-Verbot
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat sich klar positioniert: Unangekündigte Leistungsnachweise sollen bleiben. Damit stellt er sich nicht nur gegen die Forderungen der Petition, sondern auch gegen die Einschätzungen vieler Fachleute. Bildungsexpert:innen betonen immer wieder, dass Ängste und Unsicherheit das Lernen hemmen, während Verständnis, Vorbereitung und Vertrauen die Leistungsfähigkeit fördern. Auch Kultusministerin Anna Stolz hatte zunächst Offenheit für eine Diskussion über eine neue Leistungskultur signalisiert, schloss sich dann aber der Linie des Ministerpräsidenten an.
Angst ist kein guter Lernbegleiter
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) bleibt bei seiner Haltung: Unangekündigte Leistungstests sind nicht zielführend. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann macht dies im Interview mit München TV in klaren Worten deutlich: „Wir sind absolut gegen unangekündigte Leistungserhebungen. Was soll das denn, wenn wir Kinder überraschen? Angst war noch nie ein guter Lernbegleiter. Wir wollen, dass wir Kinder erwischen, wenn sie gute Leistungen zeigen können. Wann bist du bereit, eine Leistung zu zeigen, und nicht: Jetzt bist du dran, und dann kannst du nicht gut leisten. Leistung wollen wir, aber nicht mit Überraschungsmomenten.“
Kritik an Söder auch aus der Politik
Nicht nur Bildungsverbände und Wissenschaftler:innen, sondern auch Vertreterinnen und Vertreter der Politik sehen Söders Haltung kritisch. Stadträtin Lena Odell (SPD) findet es bedenklich, dass der Ministerpräsident Fachleute ignoriert und eine mögliche Reform der Leistungsbewertung blockiert. Es wäre ihrer Ansicht nach ratsam, auf Fachpolitikerinnen und Fachpolitiker zu hören. Sie sieht in der ablehnenden Haltung der Regierung eine verpasste Chance für eine modernere und zukunftsfähige Bildungspolitik.
Wie geht es weiter?
Die Petition wurde noch nicht dem Landtag übergeben und läuft noch. Zudem planen die Unterstützer eine große Demonstration für stressfreies Lernen Anfang April. Der BLLV wird die Entwicklung weiterhin genau verfolgen und sich für eine faire und kindgerechte Bildung einsetzen.
>> Lesen Sie hier, warum es unbedingt an der Zeit ist, über ein neues Leistungsverständins zu sprechen
>> Der BLLV berichtete im September über die Kritik des Bildungsforums Politik, hier finden Sie auch die breite Medienberichterstattung zu diesem Thema