Schade. Die erste Version meines Editorials ging postwendend an mich zurück. Der Redaktionsleiter der bayerischen schule entlarvte sie als „blutleere Schreibe“, anstatt sie zu redigieren. Der Versuch, ihm einen Text unterzujubeln, mit dem ich ChatGPT beauftragt hatte, ist kläglich gescheitert.
Auch wenn es für die Ansprüche eines versierten Journalisten vorerst nicht reicht – es kann durchaus beeindrucken, was künstliche Intelligenz schon jetzt leistet. Probieren Sie es mal aus! Der für jeden Schüler frei zugängliche Textgenerator vermag dank seiner Algorithmen Reizwortgeschichten, Gedichte, Seminararbeiten oder Bewerbungen zu verfassen und erstellt Computerprogramme. Immer vorausgesetzt, man fragt präzise genug. Und er ist kinderleicht zu bedienen. Fünf Merkmale einer Kurzgeschichte? Der Zitronensäurezyklus, erklärt in 1.000 Zeichen? Ein Klick, copy paste, fertig.
Der intellektuelle Short-Cut des Maschinellen Lernens zwingt uns – mit Blick auf die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt der nahen Zukunft – zu einer umso gründlicheren Auseinandersetzung mit der Frage: Was ist im Kontext von Bildung tatsächlich eine Leistung? Was macht menschliches Lernen aus? Was kann und muss Schule fordern und fördern? Und wie kann man Leistung erheben? Zu dieser Auseinandersetzung liefern wir in unserer Themenstrecke (ab S. 22) Impulse aus Theorie und Praxis.
Und was kommt heraus, wenn man Anfang 2023 mit Lehrkräften darüber sprechen will, was deren eigene Leistung ausmacht? Ein Gespräch über Dienstliche Beurteilung (S. 36). Themaverfehlung? Urteilen Sie selbst!
Viel Freude bei der menschgemachten Lektüre Ihrer bayerischen schule wünscht Ihr
Steve Bauer, Chefredakteur bayerische schule
>> Übersicht einzelner Artikel der bayerischen schule #2/2023.