Es ist nicht das erste Mal, dass die Idee der Teilzeit-Reduzierung im Raum steht: Der ehemalige Kultusminister Piazolo hatte im Januar 2020 per Dienstanweisung die Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen zur Mehrarbeit verpflichtet. Die zusätzlichen Stunden werden den Grundschullehrkräften Jahre später "zurückgezahlt". Teilzeitanträge wurden massiv eingeschränkt und das Ergebnis war, dass die Zahl der dienstunfähigen Lehrerinnen und Lehrer extrem anstieg. Die Folge der Maßnahmen des Kultusministeriums: noch mehr Personallücken. "Dafür gibt es ausreichend und auch belegte Zahlen", erklärt die BLLV-Präsidentin der Süddeutschen Zeitung.
Angst und Sorge in den Lehrerzimmern
Natürlich betrifft diese Maßnahme der Reduzierung der Teilzeitquote vor allem Frauen. "Ich habe weinende Kolleginnen am Telefon, die Angst haben und sich Sorgen machen, wie sie das schaffen sollen," schildert Simone Fleischmann die aktuelle Lage. "Teilzeitkräfte arbeiten nicht nur wegen der eigenen Kinder weniger, sondern auch um sich selbst vor Überlastung zu schützen."
Die reinste"Anti-Kampagne" für den Lehrberuf
Würde Söder seine Idee umsetzen, die familienpolitische Teilzeit ans Alter der Kinder zu knüpfen oder die Teilzeitmöglichkeiten von Berufsanfängern einzuschränken, dann werde das ganz neue Probleme mit sich bringen, stellt BLLV-Präsidentin Fleischmann klar. Einige Kolleginnen und Kollgen, die es sich leisten können, würden dann einfach alles hinwerfen.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht ganz klar und deutlich im Koalitionsvertrag
Im neuen Koalitionsvertrag stehe als Ziel "die beste Vereinbarkeit von Familie und Beruf". Daran sollte mitten im Lehrkräftemangel festgehalten werden! "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein großes Plus des Lehrerberufs, das Studierende nach wie vor anspricht. Die Generation Alpha sucht Sicherheit. Werden die Teilzeitmöglichkeiten eingeschränkt, fällt dieses Plus weg," so Fleischmann.
Es gibt noch keine Rechtsgrundlage für die Teilzeit-Reduzierung
Simone Fleischmann beruhigt ihre Kolleginnen und Kollegen: "Ohne Rechtsgrundlage passiert nichts". Anna Stolz beispielsweise will Lehrkräfte nicht zwingen, mehr zu arbeiten, sondern verfolgt eine "ganzheitliche Strategie", wie sie gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte. Pauschal die Arbeitszeit der Lehrkräfte in Teilezeit zu erhöhen, sei "zu kurz gedacht". Und könne dazu führen, dass Lehrkräfte - wie bereits 2020 geschehen - am Ende ganz ausfallen.