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A13 Arbeitsbelastung

Statistik alleine hilft nicht – Taten müssen folgen

Die Teilzeitquote bei Lehrkräften steigt. Die Lehrkräfte werden immer älter. Die Zahl der Erstsemester in Lehramtsstudiengängen sinkt. Was tun? Ein Kommentar von Hans Rottbauer, Leiter der Abteilung Dienstrecht und Besoldung im BLLV.

In einer aktuellen Pressemitteilung stellte das Statistische Bundesamt heute erneut fest, dass die Teilzeitquote bei Lehrkräften weiter ansteigt, dass die Lehrkräfte immer älter werden und dass die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger in Lehramtsstudiengängen erneut rückläufig ist. Ergebnisse die nicht überraschen und die vor allem zeigen, dass der Lehrkräftemangel, der inzwischen wirklich jedem bekannt sein müsste, in Deutschland weiter wächst.

Und was wird dagegen getan? Nichts. Zumindest nichts, was in irgendeiner Weise die fatale Abwärtsspirale durchbrechen und eine Verbesserung der Situation mit sich bringen würde. Stattdessen werden mit absoluter Sicherheit wieder diejenigen auf den Plan treten, die hier seit Jahren durch einfache Lösungsvorschläge auffallen, die aber leider auch schon seit Jahren mit ihren Lösungsversuchen versagen.

Absage an vermeintlich "einfache" Lösungen

So wird wieder einmal aus den Reihen der Politik festgestellt werden, dass die Lehrkräfte zu viel Teilzeit arbeiten und die entscheidende Lösung einfach in der Kürzung der Teilzeitmöglichkeiten liege. Dabei wird aber übersehen, dass die Teilzeitmöglichkeiten in einigen Bereichen schon deutlich eingeschränkt wurden. So dürfen seit 2020 Lehrkräfte an Grund-, Mittel und Förderschulen außerhalb der familienpolitischen Teilzeit nur mehr minimal ihre Unterrichtsverpflichtung kürzen. Und was war die Folge dieser Maßnahme? Eine noch nie da gewesene Steigerung im Bereich der Ruhestandsversetzungen wegen Dienstunfähigkeit und der begrenzten Dienstfähigkeiten.

Hier würde es sich nun einmal lohnen, kurz inne zu halten, zu überlegen und dann relativ einfach die logischen Schlüsse zu ziehen. Der Lehrberuf ist ein enorm belastender und, wie ebenfalls in der Statistik dargestellt, ein überwiegend weiblicher Beruf. Und dann arbeiten diese Frauen auch noch in einem unanständig hohen Maße in Teilzeit.

Hintergründe klar benennen

Warum? Die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft ist trotz einer vermeintlich enormen Aufgeklärtheit und Modernität meist immer noch so, dass die Frau in der Familie und zu Hause in erster Linie die Arbeit macht. Kindererziehung, die Organisation des Haushaltes und der Familie und dann im fortgeschritteneren Alter auch die Pflege, wenn dann irgendwann die eigenen Eltern aufgrund von Alter und Krankheit pflegebedürftig werden, ist in den meisten Fällen immer noch Aufgabe der Frau. Dass dann diese Belastungen zusammen mit den enormen Belastungen des Lehrberufs, die ja in unzähligen Studien inzwischen schon festgestellt wurden, dazu führen, dass die Lehrerinnen sich in die Teilzeit flüchten, um diese Belastungen aushalten zu können, verwundert nicht. (Komischerweise kommen dabei die Forderungen nach Einschränkungen bei der Teilzeit vor allem aus den politischen Parteien, die dieses Familienbild nach wie vor als das beste ansehen und mit ihrer Politik fördern wollen).

Kommt nun für diese Lehrkräfte, die aufgrund der hohen Belastungen in Familie in Beruf in Teilzeit arbeiten und damit auch auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten, auch noch die Forderung, mehr zu arbeiten und Möglichkeiten der Teilzeitbeschäftigung werden weiter gekürzt, bleibt diesen Kolleginnen und Kollegen nur mehr der Weg in die Dienstunfähigkeit und die begrenzte Dienstfähigkeit. Die vermeintlich einfache Lösung, die Lehrerinnen und Lehrer einfach länger arbeiten zu lassen, wird also, wie schon so oft, nach hinten losgehen. Statt mehr Stunden werden dadurch am Ende noch weniger zur Verfügung stehen.

Attraktiver Beruf und attraktive Rahmenbedingungen

Was soll dann stattdessen gemacht werden? Der Lehrberuf muss attraktiver gemacht werden. Nur so kann auch langfristig der Bedarf an Lehrkräften gedeckt werden. Was wir brauchen, sind gut ausgebildete und motivierte junge Lehrerinnen und Lehrer. Die bekommen wir aber nicht, indem wir den Beruf durch Maßnahmen wie oben beschrieben noch unattraktiver machen. Wir brauchen attraktive Verdienstmöglichkeiten und attraktive Arbeitsbedingungen. Nur so motivieren wir junge Menschen Lehrerin oder Lehrer zu werden. Nur so kann langfristig und vor allem nachhaltig dem Lehrermangel begegnet werden.

Leider ist es schon eher fünf nach zwölf, als fünf vor zwölf. Deshalb müssen den vielen Statistiken nun endlich Taten folgen – und zwar die richtigen.



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