Und wieviel Energie Schule in Pandemie-Zeiten allen abverlangt, das ist BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sehr bewusst. So ist natürlich zu begrüßen, dass am Montag die Pflicht endet, auch während des Unterrichts im Klassenzimmer eine Maske zu tragen – zumindest in den bayerischen Schulen, in deren Region der Inzidenzwert von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner im Wochenschnitt nicht überschritten wird.
Doch während Kultusminister Micheal Piazolo in seiner heutigen Pressekonferenz den Schwung dieser Entscheidung dazu nutzen will, die frohe Kunde einer durchweg positiven Bilanz der ersten beiden Schulwochen zu vermelden, fordert BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann erneut, die Realität an Schulen anzuerkennen und öffentlich zu benennen. Denn der schon vor Corona-Zeiten bestehende eklatante Lehrermangel an Grund-, Mittel- und Förderschulen hat sich durch die Zusatzaufwände im Zuge der Hygieneregeln sowie durch den Ausfall von zur Risikogruppe gehörigen Lehrkräften massiv verschlimmert.
Schönfärberei führt zu Frust und Schuldzuweisungen
„Wir können nur so viel geben, wie wir sind“, stellt Simone Fleischmann daher in der Rundschau im Bayerischen Fernsehen klar. Dass das Kultusministerium die durchaus verständliche Erwartung der Öffentlichkeit, dass nach den für alle harten Zeiten des Lockdowns im letzten Schuljahr doch nun bitte alles pronto sein möge, als erfüllt darstellt, sieht die BLLV-Präsidentin extrem kritisch. Denn so lande der Frust, wenn etwas nicht funktioniere, wieder bei Lehrerinnen und Lehrern. Dabei verantworten andere die Rahmenbedingungen, unter denen Lehrkräfte nun gegen die Krise anstrampeln.
„Ein Lehrer kann nur seine Energie geben“, sagt Fleischmann. „Die Personaldecke ist verdammt dünn und so sicher wie das Amen in der Kirche kommt jetzt die Krankheitswelle bei Lehrerinnen und Lehrern. Wer soll denn den Unterricht halten, wenn wir jetzt so auf Kante genäht gestartet sind?“
Gemeinsames Krisenmanagement braucht Ehrlichkeit und Vertrauen
Den vom Kultusministerium aus dem Hut gezauberten Teamlehrkräften steht der BLLV dabei kritisch gegenüber, da diese teils nicht pädagogisch geschult sind und die Kollegien, die ja eigentlich Entlastung benötigen würden, stattdessen einen enormen Betreuungsaufwand leisten müssen.
„Die politisch Verantwortlichen reden den eklatanten Lehrermangel schön“, erklärte Simone Fleischmann kürzlich gegenüber Medienvertretern. „Sie erwecken den Eindruck, die riesigen Löcher in der personellen Versorgung könnten mit immer neuen Notmaßnahmen gestopft werden. Das ist unglaubwürdig, unprofessionell, nicht nachhaltig, für die Bildungsqualität schädlich und erschüttert das Vertrauen der Lehrer und Eltern in die Bildungspolitik."
Keine Entwarnung
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