Die Möglichkeiten für individuellere und gerechtere Bildung durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz sind enorm und auch im Kampf gegen akuten Personalmangel bieten sich Chancen, so die Einschätzung von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, die als stellvertretende Bundesvorsitzende des Dachverbands dbb (beamtenbund und tarifunion) in Berlin gegenüber der Kultusministerkonferenz (KMK) Stellung nahm: „Die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Förderung der Lernenden und Entlastung der Lehrkräfte sind zweifelsohne zu nutzen.“
Fleischmann schränkte jedoch ein: „KI wird aber nicht der Heilsbringer sein, der alle Herausforderungen des Bildungsbereichs löst.“ Sie betonte, das Grundverständnis, dass Bildung am besten von Mensch zu Mensch gelinge, dürfe nie aus dem Blick geraten. KI müsse immer im Dienst dieses Verständnisses eingesetzt werden: „Die grundlegende pädagogische Arbeit, der Sozialraum in den Bildungseinrichtungen und die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden bleiben weiterhin unverzichtbar.“
Die Benachteiligten fördern statt noch weiter abhängen
Die stellvertretende dbb-Vorsitzende mahnte auch, dass sich die besonderen Chancen im Einsatz von Künstlicher Intelligenz für mehr Bildungsgerechtigkeit nicht ins Gegenteil verkehren dürfen. Denn eigentlich können KI-Systeme mit den Chancen für individualisiertes Lernen besonders den Schülerinnen und Schülern nützen, die erhöhten Förderbedarf haben. Das setzt allerdings voraus, dass die technische Ausstattung dafür vorhanden ist – was eben genau bei den Kindern und Jugendlichen, die besonderen Bedarf haben, oft am wenigsten gegeben ist. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass die ohnehin schon ungleich verteilten Bildungschancen durch den Einsatz von KI weiter verschärft werden“, warnt Simone Fleischmann daher. Deswegen seien auch die Fortschritte in den Verhandlungen zur Fortführung des Digitalpakts essenziell, so die BLLV-Präsidentin.
Der dbb veröffentlichte entsprechend ein Positionspapier zum Einsatz von KI im Bildungswesen, das gleichberechtige Bildungschancen fordert: „Der dbb beamtenbund und tarifunion begrüßt grundsätzlich die Potenziale von KI-gestützten Lehr- und Lernsystemen. Er betont die hohe Notwendigkeit, allen Lernenden – unabhängig von sozioökonomischem Hintergrund, Geschlecht oder möglicher Beeinträchtigung – im Sinne der Bildungsgerechtigkeit und des grundgesetzlich verankerten Anspruchs auf gleichwertige Lebensverhältnisse den altersangemessenen Zugang zu dieser Technologie zu gewährleisten sowie den bewussten Umgang damit zu ermöglichen.“
Bildung braucht vor allem exzellent qualifizierte Menschen
Der dbb betont dabei auch, dass die Potenziale von KI nicht dazu führen dürften, die entscheidenden Baustellen des Bildungssystems zu vernachlässigen: „Ein qualitativ hochwertiges Bildungsangebot, ausreichend und gut Personal und eine ausreichende Finanzierung bleiben die Schlüsselfaktoren für die Zukunft unseres Bildungssystems. Diese sind unerlässlich, um Lernende zu mündigen und reflektierten Mitgliedern unserer zunehmend digitalen Gesellschaft heranbilden zu können.“
Darüber hinaus mahnt der dbb an, dass der Einsatz von KI in der Bildung auf der Basis hochqualitativer Forschung erfolgen müsse und die Qualität und Sicherheit der Systeme selbst sicherzustellen ist, ebenso wie deren ethische und moralische Ausgewogenheit, Barrierefreiheit und Zugänglichkeit. Außerdem müsse der Lern- und Leistungsbegriff von einem veralteten reproduktiven Verständnis, das durch KI-Anwendungen ohnehin unterlaufen wird, endlich zu einem prozessorientierten und individuelleren Ansatz weitergedacht werden.
Damit alle Potenziale Künstlicher Intelligenz in der Bildung auch wirklich genutzt werden können, brauche es aber vor allem auch „individuelle, permanente und qualitativ hochwertige Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrende, denen das Recht auf Inanspruchnahme eingeräumt werden muss.“
» zum Beitrag des dbb
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KI-Chancen nutzen: pädagogisch, fair und als Ergänzung sozialer Interaktion
Künstliche Intelligenz bietet in der Bildung große Chancen, wenn sie mit pädagogischem Fokus genutzt wird, stellt Simone Fleischmann, stellvertretende Bundesvorsitzende des BLLV-Dachverbands dbb, gegenüber der Kultusministerkonferenz in Berlin klar.