Durch das Projekt „Digitale Schule der Zukunft – Lernen mit mobilen Endgeräten“ lässt das Kultusministerium allen Schülerinnen und Schülern ein Tablet zukommen. Für BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ist das ein völlig logischer Schritt: „Jedes Kind hat ein Schulbuch bekommen, jetzt soll auch jedes Kind ein Tablet bekommen“, sagt sie im Gespräch mit dem Straubinger Tagblatt.
Denn digitale Endgeräte sind schlicht die Lebensrealität junger Menschen. Mit ihnen kompetent, kritisch und reflektiert umgehen zu können, ist eine Schlüsselkompetenz für ihre Gegenwart und Zukunft. Um das zu vermitteln, gehören die Geräte auch in den Unterricht, stellt Simone Fleischmann klar – auch wenn Bedenkenträger wie beispielsweise Prof. Klaus Zierer von einer weitgehend bildschirmfreien Schule träumen. „Die gesellschaftliche Entwicklung darf nicht durch Verbote verhindert werden“, fordert die BLLV-Präsidentin dagegen. „Es wird Zeit, dass wir nicht ewig die Gestrigen sind.“
Zukunftsfähige Bildung braucht moderne Lernkultur
Das gilt besonders auch für die Lern- und Leistungskultur. Digitale Anwendungen machen mittels Künstlicher Intelligenz die rein reproduktive Wiedergabe von Inhalten weitgehend irrelevant für Leistungsrückmeldungen. Der BLLV plädiert seit Langem dafür, wirkliches Verstehen und die gemeinsame Reflektion über Gelerntes in den Mittelpunkt des Lernens und konsequenterweise auch der Leistungsrückmeldung zu stellen.
Anderes macht auch keinen Sinn, wenn eine KI sekundenschnell auf Knopfdruck komplexe Faktentexte erstellen kann und die Rolle des Menschen in der Zukunft der Schülerinnen und Schüler ohnehin vor allem darin bestehen wird, diese Fähigkeiten kreativ und verantwortungsbewusst zu nutzen. Um sie dazu zu befähigen, müssen sie jetzt lernen, wie ein solche kritisch-reflektierte Nutzung ganz konkret abläuft und welche Qualitätskriterien dafür relevant sind. Das geht aber nur durchs Lernen am Objekt, also am digitalen Endgerät.
Pädagogischer Mehrwert bleibt entscheidend
BLLV-Präsidentin Fleischmann sieht die Schulen hier bereits auf dem Weg: „Wir starten nicht bei null, wir haben gut geschulte Lehrkräfte, die wissen, wie und wann digitale Geräte einen Mehrwert für den Unterricht schaffen. So bunt, wie unsere Bildungslandschaft jetzt schon ist, bleibt sie auch. Mehr Medien bedeuten mehr Vielfalt.“
Dabei sei geschulten Pädagoginnen und Pädagogen stets bewusst, dass Medien kein Selbstzweck sind, sondern immer dem jeweiligen Lernziel untergeordnet. „Den besten Unterricht macht, wer situativ aus einer breiten Palette von Methoden und Medien das Bestgeeignete anbietet“, betont Simone Fleischmann. Für Medienkompetenz als zentralem Bildungsziel ist es dann natürlich schon hilfreich, wenn die Klassengemeinschaft auf Tablets zugreifen kann.
Lehrkräfte müssen sich aufs Wesentliche konzentrieren können
Dass diese Möglichkeit dann nicht wieder vom Geldbeutel der Eltern abhängt, begrüßt die BLLV-Präsidentin ausdrücklich: „Die Investition des Freistaats ist für mehr Bildungsgerechtigkeit wichtig.“
Simone Fleischmann weist aber auf bisher ungeklärte Detailfragen hin, wie beispielsweise vernünftigen Support durch Profis. Es brauche „fast schon eine Art IT-Feuerwehr, die bei Problemen schnell handeln und helfen kann.“ Außerdem dürfen Abwicklung und Beantragung nicht wieder bei den überlasteten Schulleitungen abgeladen werden: „Derzeit geht das alles über den Tisch der Schulleiter, das ist nicht leistbar“, stellt die BLLV-Präsidentin klar.
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Medienkompetenz vermitteln, statt mit Verboten Zukunft verhindern
Schülerinnen und Schüler erhalten ab der 5. Klasse ein Tablet. BLLV-Präsidentin Fleischmann sieht Medienkompetenz als zentrales Bildungsziel und den Umgang mit digitalen Geräten als unerlässlich. Details wie Support und Verwaltung seien aber noch ungeklärt.
Medienberichte
Simone Fleischmann im Wortlaut im Campusmagazin des Bayerischen Rundfunks:
„Es geht nicht nur um schicke Whiteboards, um schicke Lernplattformen um tolle Tools, sondern es geht letztendlich darum, dass die Kinder etwas lernen: mehr, motivierter, schneller und tiefer!“
"Entscheidend ist die Lehrkraft, die mit den Schülerinnen und Schülern tolle digitale Tools nutzt, in die Digitalität hinaufschwebt. Das ist ein wahnsinnig tolles Feld, in das wir uns hineinbegeben können. Aber wir müssen uns bewusst sein, dass es um die Lehrerpersönlichkeit und um die Beziehung geht. Sonst könnten wir die Kinder hinter irgendwelche Kästen setzen.“