Lockdown seit Dezember, Distanzunterricht, Wechselunterricht - Schule in Pandemie-Zeiten ist chaotisch. Derzeit dürfen nur über Videokonferenzen mündliche Noten gemessen werden, nicht aber schriftliche. Die Abschlussprüfungen wurden nach hinten geschoben, damit Druck rausgenommen wird. Dabei soll allerdings der Stoff aus dem Distanzunterricht auch abgefragt werden.
Das monieren viele Eltern und Schüler ob der oft mangelhaften Technik und Plattformen in der jetzigen Phase. Diese Situation ist in >> diesem BR24-Artikel geschildert.
Auf diesen Artikel geht Berufswissenschafts-Abteilungsleiterin Birgit Dittmer-Glaubig in ihrem Kommentar „Noten – Was bedeuten Leistungserhebungen im Schuljahr der Pandemie“ ein:
Birgit Dittmer-Glaubig:
"Mit „Noten im Verzug“ sein, einen „ganz normalen Klausurplan machen… kein größerer Stress als sonst“… All dies sind Aussagen, die sich, schaut man sich die momentane Schulsituation an, unwirklich und unecht anfühlen.
Schulkinder stärken
Unsere Gesellschaft und somit auch die Schule erleben momentan eine Zeit extremer Verunsicherung. Ein Zustand, der Angst macht gerade auch unseren Kindern und Jugendlichen. Aufgabe von Schule muss es deshalb vordringlich sein, diese Kinder zu stärken, ihnen Kompetenzen an die Hand zu geben, mit Ausnahmesituationen selbstbestimmt und resilient umgehen zu können.
Es kommt nicht auf die Überprüfung durch Noten an, sondern es geht gerade jetzt darum, dass Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen vor Ort Prioritäten festlegen und den Kindern und Jugendlichen wesentliche Kompetenzen vermitteln. Eine Dominanz der Frage nach ausreichenden Leistungserhebungen und Noten wäre aus vielen Gründen fatal: Grundsätzlich muss uns allen klar sein, dass trotz größter Bemühungen ein faires Schuljahr unter gleichen Bedingungen unmöglich ist.
Einerseits will das KM Druck nehmen - andererseits wird der gesamte Stoff abgefragt aus dem Unterricht im Klassenzimmer und der selbst erarbeitete Stoff aus dem Homeschooling. Das widerspricht sich und vor allem auch dem Appell unseres Ministerpräsidenten, klare Vereinbarung festzulegen, Lehrpläne anzupassen und den Leistungsdruck für Schülerinnen und Schüler zu reduzieren.
Fokussieren auf ganzheitliche Bildung
Gerade auch für unsere jüngeren Schüler gilt, dass wir uns als Lehrkräfte fokussieren dürfen auf das, was wirklich wesentlich ist an einer ganzheitlichen Bildung. Konzentration auf das Wichtigste ist entscheidend: Es müssen gezielt Schwerpunkte im Unterricht gesetzt werden und grundlegende Kompetenzen vermittelt werden. Lernstandserhebungen müssen der individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler dienen und nicht der Notengebung. Was kann der Schüler und was braucht er noch?
Insbesondere müssen wir auch die Förderung der sozial schwachen Kinder im Blick haben, die aus der Zeit der Schulschließungen mit besonders vielen Defiziten hervorgegangen sind. Es braucht also Zeit, im Präsenzunterricht Inhalte zu vertiefen, die online behandelt wurden, aber auch Zeit um angstfrei, ohne Leistungsdruck lernen zu können, denn eine Konzentration auf Leistungserhebungen in Zeiten der Defizitbehebung führt unweigerlich zu hoher Frustration."
>> Lesen Sie hierzu auch das BLLV-Papier "Kinder in Not": Aufsuchende Beziehungsarbeit: Bildungsverlierer brauchen Unterstützung! Professionelle Netzwerke sind jetzt wichtiger denn je.