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„Festival der Würde“ der Europäischen Janusz Korczak Akademie (EJKA)
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„Jedes Kind ist bereits Mensch und hat Würde“

Vom 14. bis 21. November fand in München das „Festival der Würde“ statt. Jugendliche der Projekte „Schalom Ukraine“ und „Youthbridge“ der EJKA stellten ein beeindruckendes Programm auf die Beine. Die BLLV-Kinderhilfe war als Unterstützerin mit dabei.

Musik, Tanz, Filmbeiträge, künstlerische Darbietungen, Gastreden und vor allem viele Informationen und viel Herzgefühl bekamen die Gäste der Eröffnungsveranstaltung des „Festivals der Würde“ am 14. November im neuen Gasteig HP8 präsentiert und vermittelt. Ausgerichtet wurde das Festival für Jugendliche von den Jugendlichen der Projekte „Shalom Ukraine“ und „YouthBridge“, unter dem Dach der Europäischen Janusz Korczak Akademie.
Die soziale Einrichtung des BLLV, die BLLV-Kinderhilfe, unterstützt seit Jahren diese Projekte.

Bei der Eröffnung zu Gast waren die BLLV-Kinderhilfe-Vorsitzende Ursula Schroll und die stellvertretende Vorsitzende Sieglinde Stanzl. In ihrer Begrüßungsrede adressierte Schroll die Kinder und Jugendlichen der Projekte: „Ihr, die Jugendlichen seid es, die die Welt von morgen gestalten, die aber auch mit den Hinterlassenschaften der vorherigen Generationen leben müssen. Dazu gehört auch, eine Meinung zu haben und sie vor allem auch auszusprechen und zu vertreten. Ich möchte euch ermuntern: Seid selbstbewusst, sagt eure Meinung und lasst euch nicht entmutigen. Macht euch bemerkbar, seid hartnäckig und lebt vor allem Solidarität, Gemeinschaft und Toleranz.“

Manifest „HALTUNG ZÄHLT“ – BLLV steht für die Würde jedes Menschen ein

Der BLLV, mit seinem sozialen Unterverband, der BLLV-Kinderhilfe e.V. wendet sich schon seit vielen Jahren gegen Rassismus, Ausgrenzung, Hass und Hetze und hat im Sinne einer demokratischen Gesellschaft im Jahr 2016 das Manifest „HALTUNG ZÄHLT“ verfasst. Schroll zitiert daraus: „Wir wollen, dass unsere Kinder in einer weltoffenen Gesellschaft leben. Unsere Kinder sollen Respekt, Wertschätzung und Interesse für die anderen Menschen erleben und leben – unabhängig davon, welcher Religion sie angehören, welche Hautfarbe sie haben, welche Muttersprache sie sprechen und welche Meinung sie vertreten. Wir appellieren an alle, unsere Gesellschaft vor Spaltung, Brutalität, Rücksichtlosigkeit und Radikalisierung zu schützen und so unsere Demokratie zu bewahren. Lassen wir uns nicht einschüchtern und setzen wir uns selbstbewusst und kompromisslos ein.“

Wie unglaublich wichtig ein Event wie das „Festival der Würde“ aktuell ist, begründet Schroll mit der aktuellen Weltlage, die von Kriegen, Rechtsruck, Antisemitismus, Hass, Falschmeldungen und Verschwörungstheorien geprägt ist. Daher unterstützt die BLLV-Kinderhilfe diese Projekte, um der Radikalisierung von Jugendlichen entgegenzuwirken. Wenn sich Jugendliche Gedanken darüber machen, was Würde, Freiheit und Selbstbestimmung bedeuten, ist das ein positives Signal und macht Mut.


Bewegende Eröffnung

Die beiden Moderator:innen Anna Ushakova und Igor Breger, selbst Mitglieder der Projekte, leiteten durch den Abend. Gleich zu Beginn wurden die Gäste energetisch in den Bann gezogen, bei einer Tanzeinlage zu „Dyki Tanzi“, übersetzt „Wilde Tänze“, dem Song, der der Ukraine 2004 den ersten Sieg beim Eurovision Song Contest bescherte.

Zur Frage, weshalb dieses Festival genau im November diesen Jahres stattfand, nannten die Organisator:innen drei Gründe: Vor genau 10 Jahren fand die sogenannte Würde-Revolution in der Ukraine statt; im November 1938 ereignete sich die Reichsprogromnacht; und dieses Jahr feiert das Grundgesetzt seinen 75. Geburtstag, mit seinem Artikel 1 Abs. 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“.

Jeder Mensch hat Würde von Geburt an

Das „Festival der Würde“ sollte künstlerisch diese Impulse der Würde aufgreifen und verarbeiten. Ebenfalls beantworteten die Moderator:innen die Frage, weshalb das Festival spezifisch von Jugendlichen für Jugendliche ausgerichtet wurde: „Weil das Gefühl für Würde bereits in der Erziehung als ein natürliches Gefühl angeeignet werden soll, welches der Mensch für sein restliches Leben mit sich trägt, genau wie andere wichtige Gefühle – Empathie, Dankbarkeit. Denn würdige Menschen verbreiten keinen Hass gegen andere Nationen oder Religionen und beginnen auch keine Kriege. Und je früher dieses Gefühl entwickelt wird, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch ein würdevolles Leben führen wird.“ Janusz Korczak, Vater der Kinderrechte, Leiter von zwei Kinderheimen während des 2. Weltkrieges und Namensgeber der veranstaltenden Akademie wurde zudem zitiert: „Jedes Kind ist bereits Mensch und hat Würde“.

Neben Ursula Schroll kamen bei der Eröffnung noch zu Wort die Präsidentin der Europäischen Janusz Korczak Akademie, Eva Haller, die die Projekte der EJKA vorstellte und den Unterstützer:innen dankte. Neben Olga Dub-Büssenschütt, die die ukrainischen Interessen im Migrationsbeirat München vertritt, sprach Landtagsabgeordneter Florian Siekmann, der „YouthBridge“ und „Shalom Ukraine“ seit vielen Jahren begleitet und unterstützt.

Geschickt und abwechslungsreich wurde durch das Programm des Abends geleitet. Die Gäste bekamen ein zu Herzen gehendes Spektakel geboten mit berührenden Filmen, energetischen Tanzeinlagen und kreativen Theaterinszenierungen, alle von den Jugendlichen selbst choreographiert und inszeniert – mit Unterstützung der YouthBridge-Projektleiterin Olga Kotlytska, der Projektleiterin von Shalom Ukraine Olga Lubiana und der Schauspielerin und Theaterpädagogin Anastasija Komerloh.


Kriegstraumabewältigung durch Tanz, Kunst und Gemeinschaft

Die Moderator:innen stellten den Gästen der Festivaleröffnung die Projekte „YouthBridge“ und „Shalom Ukraine“ vor - unterstützt durch informative Filmbeiträge.

Einen tieferen Einblick in das Leben eines Projektteilnehmers gab der bewegende Film von Sofiia Bondarenko, der den ersten Preis beim internationalen Filmwettbewerb „My hero“ in New York gewann. Der Protagonist des Filmes, Max, erzählt darin auf berührende Weise von seiner Ankunft in Deutschland und seinem Leben seit Beginn des Krieges. Das Tanzen auf der Bühne sei sein größter Motivator, weshalb es ihm sehr schwer fiel, nach einer Operation am Bein ein halbes Jahr darauf zu verzichten. Trotzdem habe er weiterhin aktiv bei „Shalom Ukraine“ teilgenommen und war bei der Ausarbeitung der Festival-Performancen beteiligt. Im traditionell ukrainischen Kostüm tanzte der junge talentierte Ukrainer mit seiner Tanzgruppe „Z Perzem“ den traditionellen Tanz „Gopak“, der auch in einem Workshop im Rahmen des Festivals erlernt werden konnte.


Abwechslungsreiches Festivalprogramm

Ein Festivalprogrammpunkt war eine Stadtexkursion zu geschichtsträchtigen Münchner Orten wie dem Geschwister-Scholl-Platz und die Viscardigasse. Orte, die an eine dunkle Vergangenheit erinnern sollen und die Jugendlichen zur Reflexion einluden, um aus der Geschichte zu lernen.

Während des ganzen Festivalzeitraumes war, und noch fortlaufend bis zum 5. Dezember, ist die Fotoausstellung „Herzensdinge: Ukrainische Fluchtschicksale 2022-2024“ zu besichtigen. Die Fotografin Lydia Bergida porträtierte dafür Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen mussten. Die Fotos zeigen persönliche Gegenstände, die die Menschen auf ihrer Flucht mitnahmen, Dinge, die für sie von besonderer Bedeutung sind. Einige Porträtierte kamen zur Vernissage und verliehen dieser Veranstaltung Nähe und ein Gemeinschaftsgefühl, an dem die Besucher teilhaben durften.

Auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte „YouthBridge“ den Mitschnitt der Eröffnung von Sofiia Bondarenko, der eindrucksvoll das Ergebnis der monatelangen Arbeit der Jugendlichen widerspiegelt. Diese wichtige Arbeit verdient Respekt und - vor allem – Würdigung!


Die BLLV-Kinderhilfe und Shalom Ukraine

Die Europäische Janusz Korczak Stiftung mit Sitz in München hatte im Sommer 2022 ein Programm für ukrainische Flüchtlingskinder entwickelt, das auf die den traumatisierten Kindern helfen soll, ihr Leben in Deutschland gestärkt und selbstbestimmt weiterführen zu können. Die Kinder erfahren ein sicheres und beständiges Umfeld durch eine zeitliche, örtliche und soziale Struktur mit einem festen Tagesablauf mit gleichbleibenden Betreuerinnen und Gleichaltrigen. Sie haben dadurch die Möglichkeit, Freundschaften und soziale Kontakte aufzubauen. Zudem soll der Einstieg in das deutsche Schulsystem erleichtert werden.

Die Kinder können sich frei und selbstbestimmt in den Räumen der Akademie bewegen und an verschiedenen Programmangeboten teilnehmen. Es finden Lernstunden statt, die u.a. Sprachunterricht, Theaterworkshops, Kunst- und Musikworkshops mit deutschen Kinderliedern sowie therapeutische Gruppentrainings beinhalten. Pro Gruppe sind zwei Jugendleiterinnen für die Betreuung verantwortlich. Es werden zusätzlich zusammen mit den Angehörigen Ausflüge gemacht z.B. in ein Museum, in den Zoo, ins Schwimmbad oder auf den Sportplatz.

Die BLLV-Kinderhilfe verwendet einen Teil der Spenden, die durch diverse Projekte und Aktionen der BLLV-Kinderhilfe zusammenkommen, um dieses Projekt zu unterstützen.

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