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Philologen, die auf falsche Zahlen starren Startseite Topmeldung
Interkulturelle Kompetenz

„Ja, geht's noch?“

Der Bayerische Philologenverband hält Englisch an den Grundschulen für überflüssig. Die zugrunde gelegte Umfrage ist jedoch unseriös, wissenschaftliche Evidenzen zur Sinnhaftigkeit werden ignoriert. BLLV-Experte Dr. Christoph Vatter findet das befremdlich.

Googelt man den Begriff „Philologe“ kann man in Wikipedia lesen, dass Philologen als Lehrer einer bestehenden Spracharmut entgegen zu wirken versuchen (sollen!).

Nach der Lektüre des neusten Infomailings des Philologenverbandes, genauer des Bildungsbeirats, wird der Verband dieser Definition wohl nicht gerecht.

Denn der sprachlichen Bildung hat man sich offensichtlich nicht verschrieben.

So wird, wie in der Vergangenheit mehrmals geschehen, durch die Damen und Herren Philologen versucht, das Fach Englisch in der Grundschule zu diskreditieren. Andere Fächer seien aus deren Sicht wertvoller. Englisch könne getrost in die Tonne geklopft und ersetzt werden. Berufen wird sich auf eine Studie unter bpv- Mitgliedern. Und hier muss ein recht unseriöses Vorgehen festgestellt werden. Denn die besagte Studie spricht davon, dass 82% der Teilnehmer Englisch für andere Fächer ersetzen wollen. Es wird suggeriert, dass dies fast alle Gymnasiallehrer in Bayern wären. 82% ist ja wahrlich und wahrhaftig eine große Zahl, eben aber nur oberflächlich betrachtet.

1,25% Befragte sind nicht repräsentativ, angebliche Antwort war gar nicht abgefragt

Problem Nummer 1: Der bpv befragte gerade einmal 300 Teilnehmer für die Studie. An den Gymnasien gibt es jedoch ca. 24000 Lehrkräfte in Bayern. Der geneigte Leser mache sich nun selbst ein Bild, ob man hier nun seriös gearbeitet hat oder sich eher auf „Bild-Zeitungs-Niveau“ bewegen möchte. Dieses nicht konstruktvalide Vorgehen ist eines Bildungsverbandes jedenfalls unwürdig!

Problem 2: Die Umfrage des bpv wollte der Fragstellung nach erheben, ob es für sinnvoll gehalten wird, “…Englisch an der Grundschule abzuschaffen, um so mehr Unterrichtszeit für die Kernfächer Deutsch und Mathematik zu gewinnen“. Dies nun mit dem künstlerisch-musischen Bereich zu verbinden, wie in der Pressemitteilung des bpv geschehen, ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar. Die selbst ernannten Experten sollten vielleicht einen Nachhilfekurs besuchen!

Wissenschaft stellt seit 20 Jahren anderslautende Daten bereit

Problem 3: Die bpv-Bildungsbeiratsexperten lassen wieder einmal wesentliche wissenschaftliche Evidenzen außer Acht. Diese können gerne nochmals (u.a. auf der Homepage des BLLV) nachgelesen werden. Lesen gehört ja auch zu einer umfassenden Grundbildung.

Die EVENING Studie 2006, KESS 2007 und 2010 und die BIG-Studie belegen den Erfolg des Englischunterrichts in der Grundschule in mehreren Ländern der BRD. Ebenfalls lassen sich Parallelen mit dem durch die Stiftung Bildungspakt Bayern wissenschaftlich evaluierten Schulversuch „Bilinguale Grundschule in Bayern“ feststellen. Dieser war so erfolgreich, dass er ab dem Schuljahr 20/21 als reguläres Angebot weitergeführt wird.

Bei diesem Vorgang muss man schon die Frage stellen: „Ja, können die bpv-Expertenbeiratsexperten lesen?“ Oder sollte man besser fragen: "Wen beraten diese eigentlich?"

Seriös geht jedenfalls anders.

<< Dr. Christoph Vatter, Leiter der Fachgruppe Fremdsprachen im BLLV
 



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