Bayern 3 gibt heute Eltern Tipps für einen hilfreichen Umgang mit Hausaufgaben und zieht BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann als Expertin zu Rate. Die gute Nachricht: In vielen Fällen reicht es schon, einfach auf den Bauch zu hören.
„Die Eltern haben ein Bauchgefühl und das trügt nicht“, ermutigt Fleischmann. „Wenn ich Zeit habe und mich daneben setzen kann – immer oder in bestimmten Phasen – dann mache ich es so. Wenn das Kind vielleicht gerne alleine an seinem neuen Schreibtisch im Zimmer arbeitet und nicht möchte, dass jemand dabei ist, dann aber anschließend die Hausaufgaben zeigen will, dann machen wir es so. Es gibt da keine pauschalen Tipps. Also das machen, was das Bauchgefühl einem rät, und was die eigene Zeit zulässt.“
Probleme gemeinsam im empathischen Dialog angehen
Auch bei der Frage nach dem Wann und Wo kommt es laut Simone Fleischmann aufs einzelne Kind an, und wie es gerne arbeiten möchte: „Routinen wären gut, tun manchen Kindern auch gut, brauchen manche unbedingt. Andere pfeifen auf Routinen: Die arbeiten überall, die machen sogar in der S-Bahn die Hausaufgaben. Die machen es bei Freunden, die machen es am Kaffeetisch, die machen es im Wohnzimmer, neben dem Fernseher, neben dem Radio. Kinder sind wie kleine Erwachsene. Die einen brauchen die Routinen, die anderen nicht. Und wenn es nicht geht, weil wir keine Routinen in unserem Alltag haben, dann muss das Kind das eben anders schaffen. Das nennt man dann übrigens Resilienz!“
Bei Problemen bei den Hausaufgaben gelte es, besonnen zu reagieren, meint die BLLV-Präsidentin: „Wenn das Kind weint und wütend wird, das Zeug in die Ecke pfeffert, gar nicht Hausaufgaben machen will, permanent Vermeidungsverhalten an den Tag legt, dann läuft etwas schief. Das merken die Eltern, das spürt man sofort. Die meiste Belastung ist dann beim Kind und dann müssen wir darüber reden: ‘Hey, was behindert dich denn? Was bräuchtest du denn, damit es funktioniert?‘ Verdammt wichtig ist dann auch, mit der Lehrerin oder dem Lehrer zu reden, am besten mit dem Kind. Da können wir überlegen, was denn vielleicht für eine Teilleistungsstörung dahintersteckt? Vielleicht geht es auch um ein soziales Setting in der Klasse, das nicht passt. Vielleicht setzt sich das Kind zu sehr unter Druck. Wir müssen uns sozusagen als Detektive auf die Spur begeben. Was ist los mit dem Kind? Und dann können wir passgenau helfen, wo das Kind Hilfe möchte.“
Selbstwirksamkeit wichtiger als Perfektion
Denn trotz aller nötigen Hilfe bei Problemen dürfe das Ziel nicht aus dem Blick geraten, dass Kinder sich als selbstwirksam erleben sollten, betont Simone Fleischmann: „Wir müssen den Kindern Selbstwertgefühl vermitteln. Wir müssen ihnen Zutrauen vermitteln, als Schule und als Eltern. Das Beste ist immer, das Kind zu fragen: ‘Hast dich wohlgefühlt? Hey, du hast es stark gemacht, Du kannst es alleine. Oder wollen wir beim nächsten Mal was zusammen machen?‘ Viel fragen, viel in den Dialog gehen, viel Angebote machen!“
Den Schulen sind dabei aber aufgrund der Personalsituation Grenzen gesetzt, räumt die BLLV-Präsidentin ein: „Eigentlich wäre eine gute Schule die, die mit den Schülerinnen und Schüler an den Stärken und Schwächen arbeiten und das alles ausgleichen kann. Wir haben aber Lehrermangel und wissen nicht mehr, wo hinten und vorne ist. Wir haben permanent neue Herausforderungen und dann geht es eben leider nicht.“
Es geht auch ohne Hausaufgaben – aber auf absehbare Zeit nicht in Bayern
Simone Fleischmann verweist auch auf Ansätze, besonders bei Ganztagskonzepten, die ohne Hausaufgaben auskommen, betont aber, dass die Innovationsbereitschaft besonders in Bayern mangelhaft ist: „Dazu bräuchte es eine ganz andere Schulstruktur und insgesamt ein ganz anderes Lernsetting. Hausaufgaben gibt es ja seit Jahrzehnten und wir hören derzeit, dass wohl vieles im Schulsystem doch bitte so bleiben soll wie es ist: Ich bin da heute etwas erschrocken über die Äußerungen des Ministerpräsidenten dazu. Denn eigentlich müsste sich vieles verändern!“
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Hausaufgaben: Kindern Zutrauen vermitteln
Im Gespräch mit Bayern 3 gibt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann Tipps, worauf es für Eltern ankommt, wenn Kinder Hausaufgaben machen. Zutrauen und Ermutigung zum Selbstlernen sollten dabei im Vordergrund stehen statt Kontrolle und Leistungsdruck.
Weitere Medienberichte
Simone Fleischmann im Wortlaut im SZ-Magazin:
"Die Kinder sollen selbständig lernen, dazu gehört aber auch, dass ich als Elternteil klarstelle, dass die Kinder wissen, was zu tun ist. Da hilft es, vorher zu besprechen: Was muss, was kann getan werden, und bis wann? Aber Eltern sollten sich immer wieder bewusst machen, dass es am Ende weniger darum geht, ob die Hausaufgaben perfekt gemacht sind, sondern darum, einen Weg zu finden, wie man als Familie gut funktioniert und in Verbindung bleibt."
"Und natürlich sollte man immer unterstützen, wenn die Kinder darum bitten, also zum Beispiel Vokabeln abfragen, wenn die Kinder das wollen. Wenn das Kind das nicht möchte, empfehle ich Eltern, einfach mal zu überlegen, was sie in dieser Zeit für sich selbst tun können. Die hetzen ja eh meistens mit einer Liste offener Tabs durch den Tag. Da hilft es, bei den Hausaufgaben ein bisschen loszulassen."