Die dringend nötige Unterstützung nach solchen Gewaltvorfällen scheitert oft an uneinsichtigen Täterinnen und Tätern und kooperationsunwilligen Eltern. Allerdings werden auch die zu hohe Aufgabenfülle, bürokratische und aufwändige Strukturen bei der Meldung von Gewaltfällen sowie unzureichende Unterstützung durch den Dienstherren genannt. Deshalb gaben auch nur 55 Prozent der Schulleitungen an, es sei in den allermeisten Fällen gelungen, die Lehrkräfte in Fällen von Gewalt ausreichend zu unterstützen (Deutschland: 58 Prozent).
Klare Haltung gegen Gewalt
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann warnt: „Dass sich Gewalt gegen Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen auf hohem Niveau dauerhaft zu manifestieren scheint, muss uns alle erschrecken. Anstatt dem etwas entgegensetzen zu können, steigen die Zahlen weiter an. Noch 2022 berichteten in Bayern nur 53 Prozent der Befragten von direkten Beschimpfungen und Angriffen – heute sind es schon 65 Prozent. Dazu kommen Cybermobbing und handfeste physische Angriffe. Wir engagieren uns schon lange dafür, das Thema öffentlich zu machen und Druck auf die Politik auszuüben. Denn wir stehen hinter den Betroffenen mit klarer Haltung und handfester Unterstützung! Wichtig ist aber vor allem die Prävention, denn jeder Fall ist einer zu viel!“
Gefragt nach den wichtigsten Präventionsmaßnahmen nannten in Bayern 77 Prozent der Schulleitungen „angemessene Personalausstattung“ gefolgt von „Kooperationen mit staatlichen Institutionen, z.B. der Polizei“ (75 Prozent) und „Gespräche der Lehrkräfte zu dem Thema mit Schülerinnen und Schülern“ (71 Prozent). Aber auch die „Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams“ wurde von 70 Prozent der Befragten angegeben sowie „Fort- und Weiterbildungsangebote, Trainings und Workshops zu Prävention und Deeskalation“ (65 Prozent), ein „Schulkodex, also schulische Leitlinien, die in der Schulkonferenz verabschiedet werden“ (60 Prozent), „angemessen große Unterrichtsräume“ (51 Prozent) und „umfängliche Partizipationsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler“ (46 Prozent).
Erstmalig wurde in diesem Jahr auch abgefragt, ob Schulen mit einem zweiten Alarmsignal ausgestattet sind, um Schülerschaft und Lehrkräfte, beispielsweise im Fall einer Gewalttat an der Schule, dazu aufzufordern, im Unterrichtsraum zu verbleiben und sich zu verbarrikadieren. Dies konnten lediglich 38 Prozent der Schulleitungen bejahen. Deutschlandweit waren es mit 59 Prozent deutlich mehr.
Gewalt hat viele Gesichter
In den meisten Fällen wurden Schülerinnen und Schüler und deren Eltern zu Tätern gegenüber Lehrkräften. So gingen beispielsweise physische Übergriffe in Bayern in 99 Prozent der Fälle von Schülerinnen und Schülern aus, welche auch im Falle von Cybermobbing in 76 Prozent der Fälle am häufigsten von den Schulleitungen als Täter genannt wurden. Im Falle psychischer Gewalt in direkter Begegnung gaben die Schulleitungen Eltern (83 Prozent) als häufigste Tätergruppe an. Außerdem kommt es auch immer wieder dazu, dass erwachsene Menschen ohne jegliche Verbindung zur Schule zu Tätern gegenüber Lehrkräften werden. Dieses Phänomen trat erstmals im Zusammenhang mit der Umsetzung der coronabedingten Hygienemaßnahmen auf, mit besonders vielen Fallzahlen im Jahr 2021. Aber auch in der aktuellen Befragung gingen beispielsweise neun Prozent der Fälle direkter psychischer Gewalt von Personen außerhalb der Schule aus.
Alle Zahlen aus der Erhebung für Bayern finden Sie >>HIER (PDF).
Grafiken zur Erhebung können Sie >>HIER (PDF) abrufen.