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Erinnerung wachhalten

Wie gelingt es heute, fast 80 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft, die Erinnerung an die Opfer des Holocaust unter heutigen Schülerinnen und Schülern wach zu halten? Die Städtische Realschule Rosenheim hat einen eindrucksvollen und beispielhaften Weg dazu beschritten. Kern ihres Projektes ist es, die Identifikation der jungen Mädchen mit der Lebens- und Leidensgeschichte eines Holocaustopfers zu ermöglichen.

In Rosenheim lebte die Familie Block, eine der wenigen jüdischen Familien in der katholischen oberbayerischen Kleinstadt. Tochter Elisabeth kam am 1. Februar 1923 zur Welt und besuchte in Rosenheim die Volksschule. Sie war rege Tagebuchschreiberin, was uns heute einen sehr persönlichen Einblick in ihr Leben während der Nazizeit gibt. Im Februar 1942 wurde die Familie nach München in das Sammellager Milbertshofen gebracht, von wo aus sie nach Piaski deportiert wurde, wo die gesamte Familie ermordet wurde.

So lief das Projekt ab

Die Schülerinnen haben sich beim Projekt der 9. Klassen eine Woche lang in Kleingruppen mit der Zeit des Nationalsozialismus mit dem Schwerpunkt der Region Rosenheim auseinandergesetzt. Eine Gruppe befasste sich dabei mit dem Leben der Familie Block. Informationen dazu fanden sie vor allem in den veröffentlichen Tagebüchern "Erinnerungszeichen. Die Tagebücher der Elisabeth Block".

Teil der Projektwoche war die Gestaltung einer Erinnerungswand im Eingangsbereich der Schule. Sie wurde von der Hälfte der Klasse mitgestaltet. Die Schülerinnen und zwei Kolleginnen überlegten gemeinsam, wie  sie im Schulhaus die Erinnerung an Elisabeth Block sichtbar machen könnten und welche Erinnerungsstücke sie haben, um sie auszustellen.

Fundstücke

Sie fanden ein großes Portraitbild von Elisabeth und Familienfotos sowie ihren Notenbogen, den es noch im Original an der Schule gab. Zudem erhielten sie von dem Städtischen Museum die Zither ihrer Schwester Gertrud als Leihgabe sowie ein selbst gemaltes Bild von Herrn Block. Außerdem stellten sie den Stolperstein für Elisabeth aus, den die Schule vor einigen Jahren erhielt, der aber nicht auf städtischem Grund in den Boden eingelassen werden darf.

Diese Erinnerungsstücke und die erklärenden und mahnenden Worte haben die Lehrerinnen zusammen mit ihren Schülerinnen angeordnet und angebracht. Ebenfalls an der Gedenkwand fand eine Skulptur einer Kollegin in Erinnerung an Elisabeth, die diese bereits vor vielen Jahren erstellt hatte, einen neuen Platz.

„Intensive persönliche Erfahrung“

Bei einer öffentlichen Erinnerungsveranstaltung lasen Schülerinnen ausgewählte Tagebucheinträge vor und übernahmen auch die musikalische Umrahmung. Das Projekt stellte für die Schülerinnen eine sehr intensive persönliche Erfahrung dar.

Die Idee war, herauszufinden, ob es an einer Schule einen oder mehrere jüdische Schüler oder Lehrer gab, um sich dann mit deren Biografie zu beschäftigen, und eine Form der Erinnerung zu gestalten. Dies kann eine Lesung, ein Theater, eine Erinnerungsfeier, eine kleine Ausstellung oder auch etwas ganz anderes sein.

Bei der Präsentation kann man örtliche Politiker, Repräsentanten der Zivilgesellschaft und natürlich die lokale Presse einladen, so dass dieses Erinnerungsprojekt auch über den Rahmen der Schule hinaus bekannt wird.