Scharfe Kritik an Markus Söder in der BR-Satire „quer“: Als „Landesvater ohne besondere pädagogische Vorkenntnisse“ wird der Bayerische Ministerpräsident darin abgekanzelt. Der Vorwurf: Die von Kultusministerin Stolz durchgeführte PISA-Offensive mit mehr Mathematik und Deutschstunden zulasten der kreativen Fächer und Englisch gehe ursächlich auf seine Einfälle zurück – obwohl Experten gänzlich anderer Meinung sind, wie sich Lernerfolge wirksam verbessern lassen.
Als positives Gegenbeispiel zeigt der Beitrag einen Ausschnitt aus dem Unterricht von Julia Hautum, die sich im Vorstand des Jungen BLLV engagiert und ihren Mathematikunterricht eindrücklich nach modernen pädagogischen Erkenntnissen gestaltet. Auch Bildungsexpertin und Schulentwicklungsberaterin Kati Ahl stellt klar, dass mehr vom Gleichen nichts besser macht: „Das führt nicht zu besseren Leistungen, das zeigen alle Studien seit den letzten Jahren. Bildung und Lernen bedeutet: Ich lerne anwendungsbezogen, ich lerne im Kontext. Ich lerne alles, was mir Spaß macht, und was mich emotional anspricht.“
Chance vertan: Schnellschuss für Applaus statt pädagogischer Expertise
Die Satire-Sendung „quer“ des Bayerischen Rundfunks zerpflückt die PISA-Maßnahmen der Staatsregierung und nimmt die Kritik von BLLV-Präsidentin Fleischmann auf, dass schulische Probleme Lösungen brauchen, die auf pädagogischer Sachkenntnis gründen.
Quer schießen statt Bildungserfolge wirksam fördern?
Die Differenz zwischen dem, was anerkannter Stand der pädagogischen Wissenschaften ist, und wie in Bayern ungeachtet dessen oft Bildungspolitik gemacht wird, stört auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann immens: „Was uns richtig ärgert, ist, dass nicht die Pädagogen entscheiden, dass nicht Expertenrunden entscheiden, sondern dass es oftmals Schnellschüsse sind von Politikern, die dann zu Applaus führen, die aber uns vor Ort eher mehr Probleme machen als Probleme lösen“, sagt Fleischmann im Gespräch mit „quer“. Aus Sicht des BLLV darf an den Grundschulen nichts zur Streichung freigegeben werden, im Gegenteil: Eigentlich braucht es in diesen Zeiten mehr und nicht weniger.
Leidtragende sind die Kinder und Jugendlichen, die selbst deutlich spüren und auch benennen können, warum die Fächer, in denen gekürzt werden muss, für ihre Entwicklung besonders wichtig sind. Denn in Kunst kommt es beispielsweise eben mal nicht auf „falsch oder richtig“ an, der Unterricht hilft, „wenn man manchmal schlechte Laune hat“. Eine Grundschülerin resümiert: „Ich finde es schön, dass es Kunst überhaupt gibt.“
Change Management geht nicht mit alten Hüten
Der BLLV hatte in der Debatte vielfach auf die Wichtigkeit der kreativen Fächer für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen hingewiesen, die in den von Kürzungen betroffenen Fächern entscheidende Zukunftskompetenzen für eine Welt erwerben, deren Anforderungen sich dynamisch verändert haben und weiter verändern werden. Um junge Menschen dafür fit zu machen, braucht es ganzheitliche Bildung.
Dass Fähigkeiten wie beispielsweise Kreativität und Teamplay gerade in verantwortlichen Positionen enorm wichtig sind, spitzt der „quer“-Beitrag entsprechend scharf auf die bayerischen Entscheider zu. Denn die aktuellen Maßnahmen in einem so wichtigen Feld wie der Bildung zeigten genau dabei einen Mangel, findet die Satire-Sendung: „Vielleicht hätte so ein kreativer Unterricht auch manchen unserer Politiker gutgetan. Dann müssten sie nicht immer bei den alten Ideen hängen bleiben, sondern könnten sich auch mal was Neues überlegen.“
» Zum Beitrag in "quer" (Video)