Max Liedtke zum 90. Geburtstag
Am 8. März feiert Prof. Dr. Max Liedtke seinen 90. Geburtstag. Präsidentin Simone Fleischmann bezeichnet Max Liedtke in ihrem Glückwunschschreiben als einen der besten Kenner der Geschichte des BLLV. Wörtlich schreibt sie: „Durch Deine akribischen und quellentreuen Recherchen und durch Deine Publikationen zu vielfältigen Aspekten der Geschichte des BLLV hast Du uns immer wieder neue Erkenntnisse über den BLLV ermöglicht … Wir sind nicht nur unglaublich glücklich, Dich in unseren Reihen zu haben, sondern auch richtig stolz." Fleischmann bezeichnet Liedtke als "großen Wissenschaftler und wahren Menschenfreund.“
Großer Wissenschaftler und ein wahrer Menschenfreund
Liedtkes wissenschaftliches Herz schlägt für die Evolutionstheorie und gleichzeitig für die Bildungsgeschichte. Er ist hoch anerkannt als Experte in der Frage der Integration naturwissenschaftlicher, insbesondere evolutionsbiologischer Erkenntnisse in die Pädagogik. Sein Buch, Evolution und Erziehung, 4. Auflage 1997, ist bereits ein Klassiker. Darüber hinaus gilt er aber als Doyen der Historischen Pädagogik im deutschsprachigen Raum, der bis heute historisch forscht und publiziert.
Bester Kenner der bayerischen Schulgeschichte
Obwohl gebürtiger Rheinländer, hat er in der Bildungsgeschichte seinen Schwerpunkt in Bayern. Er ist der beste Kenner und Analytiker der bayerischen Schulgeschichte. Das von ihm herausgegebene vierbändige Handbuch der Geschichte des Bayerischen Bildungswesens mit 3.621 Seiten ist eine Fundgrube für alle Autoren, die sich mit Schule und Bildung, nicht nur in Bayern, befassen.
Liedtke ist Gründer und Motor des Schulmuseums Nürnberg und des Bayerischen Schulmuseums Ichenhausen. Europaweit hat er das Feld der Schulmuseen beackert, dutzende Ausstellungen konzipiert und dazu gehörige Kataloge verfasst. An der Universität Erlangen-Nürnberg hat er die „Schulgeschichtliche Sammlung“ gegründet, die mittlerweile mehr als 180 000 Exponate enthält darunter auch Akten des BLLV und des NLLV enthält.
Historisches Bewusstsein des BLLV geschärft
Er kennt sich in der Geschichte des BLLV besser aus als in seiner Westentasche, hat hierzu viel veröffentlicht, darunter 1989 eine Monografie zur Vorgeschichte des Bayerischen Lehrerverbands, die bis ins Jahr 1821 zurückreicht. Hierbei hat er ins Bewusstsein des BLLV gebracht, dass die Gründung des Bayerischen Lehrervereins im Jahr 1861 die direkte Fortsetzung der Gründungsversuche der Jahre 1823 und 1848 war, die an Verboten der Obrigkeit gescheitert waren.
Unzählige kleinere und größere Untersuchungen und Publikationen zur Geschichte des BLLV wie z. B. zu der vom BLV herausgegebenen Kinderzeitschrift Jugendlust, zur Lehrerwaisenstiftung, zur Süddeutschen Lehrerbücherei oder zum Lehrergesangsverein zeigen die vielfältigen Aspekte der Lehrerbewegung in Bayern auf. Mit seinem Buch „Das Fräulein Lehrerin“, erschienen 2019, hat er die Rolle und die Diskriminierungen der Frauen in Schule und im Verband in eindringlicher Form dargestellt.
Liedtkes Publikationen: Quellenbasiert und kurzweilig
Seine historischen Recherchen zum BLLV finden ihren vorläufig krönenden Abschluss in einer Erfassung der jüdischen Mitglieder im BLLV seit seiner Gründung bis 1938 mit vielen kurzen Einzelbiografien – ein großartiges und gleichzeitig auch bedrückendes Kapitel der BLLV-Geschichte. Mit akribischer Sorgfalt und zeitraubender Arbeit hat Max Liedtke zusammen mit Wolfgang Sosic und einem Netzwerk ehrenamtlicher Mitarbeiter in Archiven und Aktenstudium über 200 Volksschullehrer jüdischen Glaubens, die zum Teil auch Funktionen im BLLV inne hatten und von denen eine Reihe dem Holocaust zum Opfer fielen, gefunden. Diese Arbeit wird im Mai dieses Jahres erscheinen.
Aber nicht nur zum BLLV, sondern zu vielen anderen Themen hat Liedtke publiziert. Die Liste seiner Veröffentlichungen enthält mehr als 10 Monografien und die Herausgeberschaft von mehr als 20 umfassenden Sammelwerken. Dazu ist er noch Herausgeber der Aufzeichnungen der Matreier Gespräche, die sich vornehmlich um die Entwicklung der Kulturethologie kümmern. Er schrieb mehr als 200 Fachaufsätze, dazu Rezensionen, Vorworte und Features für Rundfunksendungen. Alle Veröffentlichungen sind tiefgründig. Jede Feststellung ist immer mit Quellen exakt belegt – und trotzdem noch gut lesbar. Selbstironisch sagte er einmal: „Ich könnte notfalls einen Text so exakt belegen, dass er unlesbar wird.“
Ein Menschenfreund
Max Liedtke ist ein faszinierender und immer wertschätzender Gesprächspartner. Er brilliert mit enormem Detailwissen und bestechendem Scharfsinn. Er sprüht vor Energie und intellektueller Neugierde und er nimmt alle Gesprächsimpulse des Gegenübers auf, um mit großem Einfühlungsvermögen den Dialog zu führen. Liedtke kann nicht nur eloquent und begeisternd reden, er ist immer auch ein interessierter Zuhörer. Das war er immer und das ist er auch heute noch. Jüngere können sich da manches von ihm abschauen.
Und Liedtke ist ein Menschenfreund: Was nur wenige wissen. Bis zu dreimal wöchentlich singt er mit demenzkranken alten Menschen im Pflegeheim seines Heimatortes begleitet von dem BLLV-Ehrenpräsident Klaus Wenzel. Mit Kinderliedern, Volksliedern und Gassenhauern sowie Schlagern aus der Biografie dieser an Gedächtnisverlust leidenden Pflegebedürftigen schaffen die beiden ein Stück Lebensqualität in der geschlossenen Abteilung für Demenzkranke. Er lebt so konkret vor, was Zuwendung zum anderen heißt. Selbst in Coronazeiten musizierten die beiden im Hof des Pflegeheims und fanden freudige Zuhörer auf den umliegenden Balkonen.
Viele kennen Max Liedtke als Redner bei Veranstaltungen des BLLV und sind von seiner Rhetorik angetan. Wie immer in seinem Leben liebt er auch hier die leisen Töne. Töne macht er auch als aktiver Musikant. Er spielt die Kniegeige, von ihm als Fidel bezeichnet, singt mit einfühlsamer, hoher Stimme und genießt, wenn ihn dabei der Ehrenpräsident des BLLV, Klaus Wenzel, als Bariton unterstützt. Seine besondere Liebe gilt dem Windsbacher Knabenchor. Natürlich ist er auch dort in der Fördergesellschaft aktiv und hat die Geschichte des Chores herausgegeben.
Manfred Schreiner / Dieter Reithmeier
Max Liedtke: Förderer des BLLV – wertvoller Mensch
Laudatio von dem Ehrenpräsidenten des BLLV, Dr. h.c. Albin Dannhäuser anlässlich der Feier des 90. Geburtstags von Max Liedtke am 1. Oktober 2021 im Lehrerhaus des NLLV in Nürnberg
Prof. Dr. Max Liedtke ist einer der Großen. Er ist ein Glücksfall, ein Gewinn, ein Geschenk -
als Erziehungswissenschaftler, als Bewahrer anschaulicher Schulgeschichte, als Förderer des BLLV, als Mensch. Das wurde soeben trefflich herausgestellt von Sandra Schäfer und Simone Fleischmann, von Frau Carolin Trinkelt und Prof. Dr. Helmut Hierdeis. – Zu seinem 90. Geburtstag beglückwünschen wir ihn und uns.
Das Lebenswerk von Max Liedtke ist gewaltig! Dafür gibt es nur Hochachtung und Superlative. Bei seiner Ehrung als Förderer des BLLV 2015 hat Präsidentin Simone Fleischmann festgestellt: „Um Max Liedtkes Wirken darzustellen, würden wir ein Wochenendseminar benötigen.“
Allein die Zahl seiner Publikationen ist überwältigend, das Spektrum der Themen ist riesig. Überfliegt man die Fülle der Titel, gerät man ins Staunen und bekommt leuchtende Augen wie beim Öffnen einer Schatzkammer. Was Max Liedtke vorgelegt hat, würde für 180 Lebensjahre ausreichen.
Max Liedtke verortet seine wissenschaftlichen Axiome in der Erkenntnistheorie Immanuel Kants und in der Evolutionsbiologie. Er lässt die Kulturethologie und Bildungsforschung füreinander fruchtbar werden. Seine Hoffnung setzt er auf die Lernfähigkeit des Menschen. Damit macht er uns Lehrerinnen und Lehrern gerade in den Krisen der Gegenwart Mut.
Vermutlich konnten die meisten von uns wohl nur eine begrenzte Auswahl seiner Publikationen lesen. Aber was darin besticht, das ist sein weiter menschheitsgeschichtlicher Horizont und seine herausfordernde Gedankentiefe. Er wirkt mit dem Ethos eines Immanuel Kant, mit dem Idealismus des Heinrich Pestalozzi und mit dem Naturvertrauen von Konrad Lorenz. Zu bewundern ist seine akribische Recherche. Manfred Schreiner, der Max Liedtke seit über 40 Jahren eng verbunden ist, bezeichnet ihn als „besessenen Wahrheitssucher mit liebenswürdiger Hartnäckigkeit“ (1).
Sein Markenkern ist die Skepsis gegen unerschütterliche Standpunkte, seine systematische Annäherung, seine analytische Brillanz, seine abwägende Beurteilung, sein Hinweis auf die Vorläufigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse, seine rastlose Suche nach neuen Antworten und weiterführenden Fragen. Seine Neugierde ist grenzenlos.
Max Liedtke kennt die Geschichte des BLLV wie wohl kein zweiter. Sie beschäftigt ihn seit 1977. Simone Fleischmann hat exemplarisch seine Kommentierung und Herausgabe der Lehrervereins-Protokolle bereits gewürdigt. – Zu danken ist auch Dr. Ludwig Eckinger, der darauf drängte, dass die Protokolle vom Verband finanziert und in Druck gehen konnten. - Einige davon sogar in Ledergebunden!
Max Liedtke war es auch, der die Denkschrift des BLV aus dem Jahr 1864 herausgab. Er verfasste drei historische Abhandlungen über unseren Verband.
In der Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum des BLLV- Mittelfranken schreibt Max Liedtke:
„An manches erinnert man sich gerne, manches übersieht man, manches vergisst man, manches verschweigt man lieber, obwohl man es weiß, manches darf man nicht vergessen.“ (2)
Zu den „bewundernswerten Leistungen“ des BLLV zählt Max Liedtke den Einsatz für die allgemeine Volksbildung, das Verständnis von Bildung als Menschenrecht und einer Bildung, die sich an der grundlegenden Ideen der Aufklärung orientiert. Er dokumentiert den erfolgreichen Kampf um die Verbesserung der äußeren Schulverhältnisse, um die Akademiesierung der Lehrerbildung, um die rechtliche und wirtschaftliche Absicherung der Lehrerschaft.
Aber Max Liedtke verweist auch auf „schwerwiegende Fehltritte und Irrtümer“ unseres Verbandes, stellt unbequeme Fragen und rührt an immer noch offene Wunden. So zeigt er die Verstrickung des Verbandes in den Nationalsozialismus auf, z.B. die Wahl der Vorsitzenden, die NSDAP- Mitglieder waren. Er kritisiert u.a., dass die BLV- Mitgliedschaft des Hauptkriegsverbrechers, Gauleiter Julius Streicher, in Geschichtsdokumentationen des BLLV nicht genannt wird, obwohl sie in der Bayerischen Lehrerzeitung aufgeführt ist (3)
Max Liedtke belegt, dass Streicher wegen seiner antisemitischen Agitation 1928 „zur Amtsstrafe der Dienstentlassung“ verurteilt wurde (4)
Der BLLV- Chronist Johannes Guthmann nennt dafür „schwere pathologische“ Gründe (5), aber er erwähnt weder die BLV- Mitgliedschaft Streichers (6) noch leuchtet er sie aus. Ich vermute, es könnte damit zusammenhängen, dass Guthmann, der ab 1933 NSDAP- Mitglied war, sofort mit führenden Funktionen betraut war. – u.a. von 1936 -1945 als Direktor der Hochschule für Lehrerbildung in Würzburg (7) und als Referent im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (8)
Mit dieser Verquickung stand Guthmann sicher nicht allein. Man hatte also plausible Gründe, nach1945 daran nicht zu rühren. Trotz dieses Verschweigens suchte und fand Max Lietdke einige „Gerechte im BLV“, um die Ehre des Verbandes zu retten. Allerdings hält er fest, der Verband könne nicht so tun, als trüge er keine Mitschuld...Der BLV war nicht nur Opfer. (9)
Diese Schuld arbeitet Max Liedtke v.a. am Beispiel jüdischer Lehrer im BLV heraus –wie Simone Fleischmann soeben ausgeführt hat. Diese Schicksale wühlen ihn immer noch auf.
Die Verbrechen gegen die Menschheit machen ihn fassungslos. Es versöhnt ihn, dass wir Nachgeborene, endlich ehrliche Erinnerungsarbeit leisten, die wir der Würde der Opfer schuldig sind. Aber er trägt uns auch auf, unsere Schülerinnen und Schülern anzuhalten, gegen Menschenverachtung und Ausgrenzung aufzustehen. Wie dringend dies geboten ist, sehen wir gegenwärtig in erschreckender Weise am üblen Gebräu aus Hass, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Radikalität und Dummheit an den Rändern unserer Gesellschaft.
Sehr kritisch vermerkt Max Liedtke auch, dass der BLV Frauen im Lehrberuf lange ignorierte. So habe Karl Heiß bei seinem Aufruf zur (Wieder) Gründung des Vereins an Lehrerinnen überhaupt nicht gedacht, obwohl diese seit 1836 im Schuldienst unterrichteten (10)
Max Liedtke moniert z.B., dass ein gewisses „Fräulein Emma Düll“ 1884 dem BLV beitrat, aber lediglich als „außerordentliches Mitglied“ geführt wurde und keinerlei Stimmrecht hatte (11)
Diese Ignoranz gegenüber Frauen wurmt ihn offensichtlich schon lange. Liest man diese Passagen in seinen Publikationen, spürt man, dass ihm beim Schreiben die Halsschlagader deutlich hervorgetreten sein muss.
Max Liedtke erweist sich als überzeugender Anwalt der Frauen in der Schule und im BLLV. Er stellt ihre großen Leistungen im Verband heraus – z.B. Michaela Gerstner, der der BLLV 2019 posthum die Ehrenmitgliedschaft verlieh, Lotte Glück und Margit Heidecker. – Nicht zuletzt hat er sein Buch über „Das Fräulein Lehrerin“ Helene Käferlein demonstrativ der BLLV- Präsidentin Simone Fleischmann gewidmet.-
Max Liedtke ist ein Frauen-Versteher. Grundsätzlich spricht er nicht von seinem Geburtstag, den 8. März, sondern vom „Weltfrauen-Tag“. Diese charmante Koketterie macht ihn irgendwie sympathisch – auch bei Männern.
Heute, bei der Feier zu seinem 90. Geburtstag ist vor allem herauszustellen, welche besondere Bedeutung Max Liedtke für uns im BLLV hat. Simone Fleischmann hat dazu bereits Wesentliches angemerkt.
Max Liedtke bestärkt uns, dass wir zu Recht stolz sein dürfen auf die historischen Erfolge unseres Verbandes. Aber er erinnert uns auch, dass diese Erfolge das Werk von Generationen sind und dass wir Heutige „auf den Schultern von Riesen“ (Robert K. Merten) stehen. Max Liedtke zollt uns Anerkennung, dass wir uns für zentrale humane Ideale einsetzen. Zugleich macht er uns bewusst, dass wir einem großen Auftrag verpflichtet sind. Aber als Kantianer beruhigt er uns auch: Die Geschichte ist die „langsame Entwicklung der ursprünglichen Anlagen“. Als Evolutionsforscher stimmt er uns zuversichtlich: Der Weg von Visionen bis zum Erfolg ist oft lang und steinig, aber wir sollten uns von Niederlagen nicht entmutigen lassen. Er weist nach, dass die Stärke des BLLV sprichwörtlich in seinem „langen Atem“ liegt, der uns “eine über flüchtigen Aktualitäten und Widerständen stehende Souveränität verleihen“ kann. (12)
Max Liedtke ist nicht nur ein bedeutender Wissenschaftler und ein enger Freund des BLLV. Er ist auch ein besonderer Mensch. Obwohl er in seinen Wissenschafts-Disziplinen als Institution gilt und ihn die Aura großer Erfahrung umgibt, erlebt man ihn nie unnahbar, nie elitär abgehoben oder gar selbstgefällig. Vielmehr ist er im Gespräch immer zugewandt, offen, einfühlsam und inspirierend. Max Liedtke ist ein Zuhörer von konzentrierter Aufmerksamkeit, nachdenklich und nachfragend – mit großer Geduld und pädagogischem Geschick.
Als Redner besticht er durch profunde Fachkenntnisse und universelles Wissen. Er ist zwingend in seiner Gedankenführung, präzise und geschliffen in seiner Sprache. Es ist schwer, von seiner Eloquenz und seinem Charisma nicht gefesselt zu sein.
Max Lietdke ist ein musischer und musikalischer Mensch. Sicher war ihm das Studium der Musikwissenschaft, das er zusätzlich zur Theologie, Philosophie und Pädagogik absolvierte, Antrieb, den Nürnberger Lehrergesangsverein und den Windsbacher Knabenchor viele Jahre zu fördern und zu begleiten.
Max Liedtke wird von uns geschätzt als Ideen- und Impulsgeber und wegen seiner unverstellten Integrität. Er ist liebenswert wegen seines feinsinnigen Humors. – Dieser Humor ist ihm eigen - qua Geburt in Düsseldorf und der dortigen frühen rheinischen Prägung – im Sinne von Konrad Lorenz. Erfrischend ist seine distanzierte Selbstironie, die in seinen Erzählungen aufscheint. Wenn er z.B. den Termin für die heutige Feier wiederholt verlegen musste, so bezeichnet er sich als „Verleger“. Wenn er wie Johannes Heesters einen schwarzen Zylinder und einen weißen Schal trägt, sieht er sich „verheestert“.
Max Liedtke ist nicht nur ein wunderbarer Mensch. Er handelt auch in besonderer Weise menschlich. Heute verzichtet er z.B. auf Geschenke zugunsten unserer Kinderhilfe und zeigt damit sein Herz für die Ärmsten und Schwächsten. Menschlich berührend ist sein Musik-Projekt im Karl-Heller- Stift in Röthenbach a.d. Pegnitz. Dort musiziert er seit 20 Jahren einfühlsam in der beschützten Abteilung mit Menschen mit fortgeschrittener Demenz. Er spielt Kniegeige und Blockflöte und hat er viele andere Ehrenamtliche zum Mitmachen gewonnen: Schauspieler, Chorleiter, Pfarrer, Bürgermeister, Lehrer. Auch Klaus Wenzel ist seit über fünf Jahren immer dienstags dabei. Die Musikstücke wecken bei alten Menschen Erinnerungen und sind ein „wunderbares Feld menschlicher Begegnungen auch dort, wo nicht mehr oder kaum noch sinnvoll gesprochen werden kann.“ (13)
In dieser besonderen Form der Zuneigung zu Demenzkranken schwingt mehr Empathie und Menschlichkeit mit als in manchen Gefühls-inszenierten Weihnachtsansprachen von Ministerpräsidenten. Max Liedtke übt tätige Nächstenliebe ohne Pathos und Publicity
Dafür hat ihn die Stadt Nürnberg 2020 mit dem Ehrenwertpreis ausgezeichnet.
Für sein Wirken erhielt Max Liedtke viele weitere Auszeichnungen, so das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1. Klasse, die Pro- Meritis- Medaille des Kultusministeriums, die Bürgermedaille der Stadt Ichenhausen und die Verdienstplakette der Stadt Röthenbach, einige Ehrenmitgliedschaften und nicht zuletzt hohe Auszeichnungen durch unseren Verband: Den wissenschaftlichen Förderpreis, die Därr-Medaille und den Titel „Förderer des BLLV“
Die BLLV- Auszeichnungen sind Symbole für den Dank, den wir Max Liedtke schuldig sind. Die heutige Feier zu Ehren seines Geburtstags ist Anlass, diese Pflicht erneut einzulösen. Wir danken Max Liedtke dafür, dass er uns die Quellen und großen Strömungen unserer Geschichte bewusst macht. Wir danken ihm dafür, dass unser historisches Logbuch aufbereitet und uns einen Kompass in die Hand gegeben hat, der uns auch auf stürmischer See Orientierung und Gewissheit gibt. Wir danken ihm, dass er uns auch kollegial und menschlich reich macht und uns weiterhin begleitet.
Persönlich danke ich Dir, lieber Max für Jahrzehnte herzlicher Verbundenheit. Du hast mir eine Reihe Deiner Bücher und viele Aufsätze geschenkt und durch Deine Widmungen mit einem Freundschaftssiegel versehen. Du hast mir unzählige Briefe geschrieben, hilfreiche Anregungen gegeben und mich immer wieder ermutigt. Nicht zuletzt hast Du zu meinem neuen Buch ein wohlwollendes Nachwort verfasst und meinem Bemühen akademischen Glanz verliehen.
Lieber Max, Du bist eine unerschöpfliche Inspirationsquelle, ein großes Vorbild, ein Freund, ein Fels. Sicher stimmen alle zu, wenn ich „sozusagen“ amtlich feststelle: Du hast Dich um unseren BLLV verdient gemacht!
Wir wünschen Dir, dass Du Dich über Deine reiche Ernte freust. Wir wünschen Dir weiterhin begnadete Schaffenskraft. Wir wünschen Dir, dass Deine Saat auch künftig auf fruchtbaren Boden fällt. Wir versichern Dir, sie zu pflegen. Für Dein zehntes Lebensjahrzehnt wünschen wir Dir umfassendes Wohlergehen. Uns selbst wünschen wir viele weitere menschlich wohltuende Begegnungen.
Lieber Max, unsere besondere Wertschätzung ist Dir gewiss. Ich darf bekräftigen: Du bist einer unserer Großen, ein Glücksfall, ein Gewinn, ein Geschenk.
Quellen
1.Schreiner, M.: 200 Jahre NLLV. Zukunft. Bilden. Nürnberg 2021, S. 15.
2. Liedtke, M.: Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum des BLLV- Bezirksverbandes Mittelfranken, Weißenburg 2014, S.10
3. Liedtke M. ebd. S.129.
4. Liedtke, M. ebd. S. 130
5. Guthmann, J.: Zur Standes- und Vereinsgeschichte der unterfränkischen Lehrerschaft. Band II, Würzburg, 1972, S. 217
6. Guthmann, J.: Ein Jahrhundert Standes- und Vereinsgeschichte II. München 1961, S.
7. Paulus, St.: 200 Jahre Lehrerbildung in Würzburg. Würzburg 1975, S. 305
8 . Beamte Nationalsozialistischer Reichsministerien. Homepage. Quellen dort.
9. Liedtke, M. s. FN 2. S. 131.
10. Liedtke, M. ebd. S. 110.
11. Liedtke, M. ebd. S.117.
12. Apel H.J.: Die Denkschrift des Bayerischen Lehrervereins. Hrsg. Liedtke, M. Bad Heilbrunn 1993, S. XII.
13. Karl- Heller- Stift, Röthenbach a.d. P. Homepage)