„In der Spitzenzeit vor Fasching hatten wir acht kranke Lehrkräfte. Und das kannst du eigentlich nicht mehr auffangen“, schildert Markus Rewitzer die Situation an seiner Schule. Der Leiter der Fachgruppe Schulleitung im BLLV Oberbayern berichtet im Bayerischen Fernsehen, wie schwer es ist, den Ausfall von Lehrkräften zu kompensieren. „Da ist nur noch angesagt, irgendwie alles zusammenzukratzen.“
Das Lehramt muss gerade im Mittelschulbereich attraktiver werden, fordert Rewitzer. Die momentane Situation sei nicht tragbar. „Wir müssen, ob es uns gefällt oder nicht, hinnehmen, dass wir in der Bildung unserer Kinder Abstriche machen müssen. Alles andere wäre gelogen.“
BLLV-Zahlen bestätigen enormen Lehrkräftemangel
Im Beitrag beschwichtigt der Bayerische Kultusminister Michael Piazolo: „Dass es mal einen Ausfall einer Stunde gibt, das hat es immer schon gegeben. Trotzdem, was wir auch klar sagen müssen: Die Lehrerversorgung, die Unterrichtsversorgung sicherzustellen ist eine Herausforderung auch jedes Jahr. Wir berechnen das vorher auch immer. Und unser Ziel ist es - und das haben wir dieses Jahr so wieder auch entsprechend hinbekommen - diejenigen Stellen, die wir haben, auch so zu besetzen.“
Im Beitrag wird angezweifelt, ob das reicht und überhaupt so stimmt. Als Gegenargument werden die Zahlen des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands genannt. Eine repräsentative Studie im Auftrag von BLLV und VBE hat erst kürzlich den enormen Lehrkräftemangel bestätigt. In Bayern konnten demnach zehn Prozent der Stellen nicht besetzt werden.
BLLV-Präsidentin: „Wir stecken längst mitten in einer Bildungskatastrophe“
„Wir steuern nicht auf eine Bildungskrise zu, wir stecken längst mitten in einer Bildungskatastrophe. Nicht nur die starken Kompetenzrückgänge der Schülerinnen und Schüler machen uns große Sorgen. Die Bildungsqualität in Gänze leidet sehr, die Bildungsungerechtigkeit nimmt zu und die Zukunft der Kinder macht uns deswegen große Sorgen“, ordnet BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann die Ergebnisse der aktuellen Studie ein. „Immer mehr Lehrkräfte kommen an ihre Belastungsgrenzen. Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger können in der aktuellen Notsituation natürlich eine Unterstützung sein. Wir dürfen aber nicht aus den Augen verlieren, was es wirklich braucht: Für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler braucht es nicht nur mehr Personal. Was wir langfristig brauchen, sind professionell ausgebildete Lehrkräfte und multiprofessionelle Teams, die die Schülerinnen und Schüler pädagogisch sowie fachlich fördern können.“
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