Die BLLV-Umfrage „Wechseljahre und Beruf“ trägt dazu bei, das Thema Menopause aus der Tabuzone zu holen und es als relevanten Bestandteil der Arbeitswelt und Gesundheitsfürsorge zu etablieren. Sie zeigt auf, dass die Wechseljahre nicht nur eine individuelle Herausforderung darstellen, sondern auch strukturelle Veränderungen in der Arbeitswelt erfordern. Die Ergebnisse verdeutlichen, welche Belastungen Lehrkräfte in dieser Lebensphase erfahren und welche Unterstützungsmaßnahmen notwendig sind, um ihre Arbeitsfähigkeit und ihr Wohlbefinden zu sichern.
>> Die Ergebnisse der BLLV-Umfrage zum Thema Wechseljahre
Dabei ist es wichtig zu betonen, dass hormonelle Veränderungen nicht nur in den Wechseljahren, sondern in verschiedenen Lebensphasen von Frauen eine Rolle spielen – von der Pubertät über Schwangerschaft und Stillzeit bis hin zur Menopause. Diese biologischen Prozesse beeinflussen das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit im Berufsleben, weshalb eine geschlechtergerechte Gestaltung der Arbeitswelt umso dringlicher ist.
Eine strukturelle Frage der Chancengleichheit im Bildungsbereich
Auch die Bereitstellung von Hygieneprodukten an Schulen fällt in diesen Zusammenhang: Es ist nicht das individuelle Problem von Mädchen und Frauen, wie sie sich während der Menstruation versorgen. Vielmehr handelt es sich um eine strukturelle Frage der Chancengleichheit im Bildungsbereich. Die mangelnde Verfügbarkeit von Monatshygieneprodukten kann zu Bildungsbenachteiligungen führen, wenn Schülerinnen gezwungen sind, dem Unterricht fernzubleiben.
Das Referat Gleichberechtigt! des BLLV setzt sich dafür ein, dass Themen wie diese nicht isoliert betrachtet, sondern im Kontext größerer gesellschaftlicher Strukturen verortet werden. Die Gleichstellung im Bildungsbereich zu fokussieren bedeutet, bestehende Ungleichheiten aufzuzeigen und gesellschaftliche Rollenbilder zu hinterfragen. Dies ist ein zentraler Aspekt für Lehrkräfte, die täglich mit jungen Menschen arbeiten und damit Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung nehmen.
Data Gap - die Datenlücke in der Medizin
Ein weiteres Problem ist die Datenlücke (Data Gap) in Wissenschaft und Medizin, die Frauen benachteiligt. In der medizinischen Forschung dominieren männliche Referenzwerte, sodass spezifische Gesundheitsbedarfe von Frauen oft unzureichend berücksichtigt werden. Caroline Criado Perez thematisiert dies eindrucksvoll in ihrem Buch „Unsichtbare Frauen“. Ein zentraler Grund für diese Lücke ist, dass hormonelle Veränderungen den Testaufwand für Medikamente und Heilverfahren erhöhen. Die Folge ist eine strukturelle Benachteiligung von Frauen in der medizinischen Versorgung. Immer sichtbarer werden Bereiche, die bislang unsichtbar waren – insbesondere im Bereich der Gendermedizin, also der spezifischen Betrachtung geschlechtsspezifischer Gesundheitsbedarfe.
Die BLLV-Umfrage leistet in diesem Zusammenhang einen wichtigen Beitrag, indem sie den Diskurs um die Wechseljahre erweitert und die Notwendigkeit geschlechtersensibler Maßnahmen aufzeigt – sowohl im Bildungsbereich als auch in der Arbeitswelt insgesamt. Sie schärft das Bewusstsein für die Auswirkungen hormoneller Veränderungen über verschiedene Lebensphasen hinweg und unterstreicht den Bedarf an strukturellen Anpassungen zur Förderung der Gleichstellung.