Jede vierte Frau reduziert wegen Wechseljahresbeschwerden ihre Arbeitszeit, wie die Studie “MenoSupport” der “Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin” (HWR Berlin) zeigt. Die Folgen eines unzureichenden Gesundheitsmanagements sind erheblich:
- 8 von 10 Frauen erleben gesundheitliche Beschwerden in den Wechseljahren.
- Jede vierte Frau reduziert ihre Arbeitszeit oder geht früher in Rente.
„Unternehmen, die Frauen in den Wechseljahren unterstützen, profitieren von gut ausgebildeten, erfahrenen Mitarbeiterinnen", sagt die Studienleiterin und Professorin für Wirtschaftswissenschaften Andrea Rumler von der HWR Berlin.
Das gilt auch für Schulen. Um ein umfassenderes Bild über Frauen in den Wechseljahren am Arbeitsplatz Schule zu erhalten, startete der BLLV eine Umfrage. Alle weiblichen BLLV-Mitglieder zwischen 40 und 59 Jahren waren aufgerufen, ihre Erfahrungen zu teilen.
Wechseljahre sind immer noch ein Tabuthema – auch unter Frauen!
Simone Fleischmann: “Frauen erleben verschiedene hormonelle Phasen. In jungen Jahren sprechen wir viel über Familienplanung oder Schwangerschaft. In der Lebensmitte beginnen die Wechseljahre, über die wir weniger reden.”
Im Vorfeld war es besonders interessant, die Reaktionen von Kolleginnen und Kollegen im BLLV zu hören, so Simone Fleischmann. Kritische Stimmen fragten: „Haben wir nicht andere Probleme?” Auch fühlten sich Kolleginnen durch das Thema als „schwaches“ Geschlecht dargestellt. „Muss man das wirklich ansprechen?“ war eine häufige Frage. Viele männliche Kollegen gaben zu, wenig über die Wechseljahre zu wissen. Aufklärung ist dringend nötig.
In einem Beitrag der Apotheken Umschau im Juni 2024 zum Thema „Heiße Phase: Voll im Job, voll in den Wechseljahren“ wurde unter anderem der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes Stefan Düll befragt. Seine Antwort: „Die Menopausen-Thematik habe ich so für meinen Berufsstand noch nicht wahrgenommen.“ Die Autorin des Beitrags kommentierte diese Aussage verblüfft mit „Thema fertig”. Der Vorsitzende Düll ist der Auffassung, dass dadurch, dass Lehrerinnen sehr viel im Home Office arbeiten würden, Vieles aufgefangen werde. „Die Frauen sind letztlich Herrin der eigenen Zeit, so lange sie nicht im Unterricht stehen“, so Düll weiter.
Ob seine Aussagen tatsächlich die Lebensrealität von Lehrerinnen widerspiegeln? Das wollte der BLLV aus erster Hand wissen und initiierte eine Umfrage unter seinen weiblichen Mitgliedern. Ziel: Aufklärung zur Lebensphase der Wechseljahre auf allen Ebenen.
Die Ergebnisse der BLLV-Umfrage
Unter der Schirmherrschaft von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann startete im Oktober 2024 die Umfrage. Der BLLV wollte wissen: Wo informieren sich Frauen, welche Angebote können in ihrem Beruf helfen und wie wirken sich Wechseljahresbeschwerden auf ihre Arbeit aus?
Denn nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch in der Medizin werden Frauen in den Wechseljahren systematisch benachteiligt. Krankenkassen haben nicht einmal einen Abrechnungsschlüssel für Wechseljahresbeschwerden, weswegen eine gründliche Behandlung für Frauenärzte wirtschaftlich nicht relevant ist. Erstaunlich ist auch, dass die Wechseljahre im Grundstudium Medizin überhaupt kein Thema sind und in der fachärztlichen Ausbildung nur am Rande und “stiefmütterlich” behandelt werden, so die Gynäkologin Claudia Sievers im Interview mit der BLLV-Akademie.
Wenn Frauenärzte kein wirtschaftliches Interesse an Frauen in den Wechseljahren haben, wo informieren sich Betroffene? Die Antworten: Nur die Hälfte informiert sich bei Fachärzten, der Großteil bei Freunden und Bekannten.