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Stolpersteine für den jüdischen Lehrer Nathan Adler und seine Ehefrau Mirjam Adler

Am 27. November fand am Ort der ältesten Synagoge Nürnbergs und des Wohnsitzes von Nathan und Mirjam Adler eine Gedenkfeier für jüdische Lehrer statt, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Vertreter des NLLV und BLLV waren bei der Stolperstein-Legung dabei.

Am 27. November 2024 wurde sowohl die Erinnerung als auch die Verantwortung in einer bewegenden Gedenkveranstaltung des NLLV und BLLV gelebt. Etwa 100 Anwesende versammelten sich am ehemaligen Standort der ältesten Synagoge Nürnbergs, um der Lehrerinnen und Lehrer zu gedenken, die während der NS-Zeit ermordet wurden. Im Zentrum der Zeremonie stand die Ehrung von Nathan Adler, einem Mitglied des NLLV und BLLV, der 1942 im Konzentrationslager Riga ermordet wurde. Sein Andenken und das seiner Frau Mirjam wurden durch zwei Stolpersteine an ihrem letzten Wohnort in der Essenweinstraße 7 gewürdigt.

Die Bedeutung dieses Tages wurde durch eine bewegende Entdeckung untermauert: Ein Nachfahre des Nachbarhauses, Yaakov Simovic, suchte den Kontakt zu Sandra Schäfer und berichtete, dass seine Frau einen Herrn Adler kenne. Dieser Hinweis ermöglichte es dem NLLV, deren Enkel Shmuel Nathan Adler ausfindig zu machen und gemeinsam mit dem BLLV nach Nürnberg einzuladen.

Eindringliche Reden und symbolische Gesten
Die Bezirksvorsitzenden Sandra Schäfer, Markus Erlinger und Helmut Schmid erinnerten an 25 jüdischen Lehrkräfte in Nürnberg, die während des NS-Regimes ermordet wurden, indem sie deren Namen verlasen. Diese Namen, die lange im Schatten der Geschichte verborgen waren, wurden durch das gesprochene Wort in das kollektive Gedächtnis zurückgeholt.

Ein zentraler Beitrag des Tages waren die Ansprachen der BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann und der NLLV-Vorsitzenden Sandra Schäfer. Simone Fleischmann betonte: „Die Geschichte der Opfer verpflichtet uns dazu, aus ihr zu lernen und Verantwortung zu übernehmen. Bildung ist unser Werkzeug, um Werte wie Menschlichkeit, Respekt und Gerechtigkeit weiterzugeben.“ Sandra Schäfer, die gemeinsam mit dem NLLV-Team diesen Tag organisierte, fügte hinzu: „Diese Veranstaltung zeigt, wie Erinnerung uns verbinden und inspirieren kann, für eine bessere Zukunft einzutreten. Es liegt an uns, sicherzustellen, dass das Vermächtnis der Opfer niemals vergessen wird.“


Oberbürgermeister Marcus König hob in seiner Rede hervor: „Indem wir an Menschen wie Nathan Adler und seine Familie erinnern, führen wir uns vor Augen, wozu Ausgrenzung, Diskriminierung und ideologischer Fanatismus führen können. Die Schicksale dieser Menschen verpflichten uns, uns entschieden für Toleranz, Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen.“

Shmuel Nathan Adler sprach über die Last und Verantwortung, die mit dem Vermächtnis seines Großvaters einhergehen. Sein persönlicher Beitrag, ein Kaddisch für seinen Großvater, verlieh der Zeremonie eine spirituelle Tiefe, während Rabbi Steven Langnas die Bedeutung der Versöhnung und des Gedenkens betonte.

Musik und Worte, die das Herz berührten
Ein eigens von Maria Träg-Engerer komponiertes Klavierstück für diesen besonderen Anlass schuf Momente der Stille und Einkehr. Die persönlichen Briefe Nathan Adlers und seiner Frau Mirjam, gelesen von Jugendlichen der Johannes-Scharrer-Mittelschule, verbanden die Anwesenden unmittelbar mit dem Leben und den Emotionen der Opfer.

Der Kinderchor der Grundschule Paniersplatz und literarische Beiträge von Schülerinnen und Schülern rundeten das Programm ab und bewiesen, dass junge Menschen nicht nur Teil der Erinnerung, sondern auch Teil der Gestaltung einer besseren Zukunft sind. Die Liste der anwesenden Gäste aus Politik, Gesellschaft und Bildung zeigte, wie wichtig und ernst dieses Thema genommen wird.

Wichtige Botschaften über Verantwortung und Unrecht
Ein wesentlicher Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf der Rolle der Täter und Mitläufer. Dr. Metzger vom Verein "Geschichte für Alle! erinnerte in seiner Rede daran, dass die Verbrechen der Vergangenheit durch aktive Teilnahme und stilles Wegsehen möglich wurden. „Es ist nicht genug, nur zu wissen; wir müssen handeln“, betonte er. Diese Botschaft warf ein Licht auf die Dringlichkeit, auch in der Gegenwart gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung aufzustehen.

Shmuel Nathan Adler sprach von einem prägenden Moment in Yad Vashem, als er die Bilder der Wannsee-Konferenz betrachtete und erkannte, dass viele der Verantwortlichen akademische Titel trugen. Seine eindringliche Botschaft an die Anwesenden lautete: „Bildung allein reicht nicht. Wir müssen lernen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.“

Der Dialog mit der Jugend als Hoffnungsträger
Im Anschluss an die Hauptveranstaltung formulierten die Schülerinnen und Schüler der Johannes-Scharrer-Mittelschule, was sie von ihren Lehrkräften und ihrer Schule erwarten. Sie forderten nicht nur Wissen, sondern auch Vorbilder, die Haltung zeigen und Werte vermitteln. Am darauffolgenden Tag setzten sie diese Gespräche bei einem Spaziergang mit Shmuel Nathan Adler fort und besuchten gemeinsam Orte der Erinnerung in Nürnberg.

Ein Vermächtnis für die Zukunft
Dieser Tag war mehr als ein Gedenken; er war ein lebendiges Zeugnis für Verantwortung, Bildung und die Kraft der Erinnerung. Der NLLV und BLLV haben mit dieser Veranstaltung einen historischen Meilenstein gesetzt und die unersetzliche Bedeutung von Toleranz, Respekt und Demokratie bekräftigt.


Erinnerungsarbeit mit offenen Augen

Vor Ort dabei war auch Samuel Nathan Adler, Enkel von Nathan und Mirjam Adler, der eigens aus Israel angereist ist: "Ich denke heute vor allem an die schwarze Zeit Deutschlands, wo die Juden entrechtet wurden, Häuser und Synagogen verbrannt wurden, Menschen deportiert und ermordet wurden, drunter meine Familie und mein Volk."

Sandra Schäfer, 1. Vorsitzende des NLLV: "Für uns als Lehrer- und Lehrerinnenverein ist dieser Tag heute von besonderer Bedeutung, weil es sich um das Gedenken für einen Lehrer aus unseren Reihen handelt und weil es von uns noch nie in diesem Maße gewürdigt und benannt wurde, dass es eben auch Lehrkräfte waren, die sowohl Täter, aber natürlich auch Opfer waren und die Mitglieder im Lehrer- und Lehrerinnenverein waren."

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann: "Die Setzung des Stolpersteins für Nathan Adler ist ein bedeutsames Zeichen. Es ist eine Mahnung, eine Erinnerung und eine Brücke – von der Vergangenheit in die Gegenwart und weit in die Zukunft. Nathan und Mirjam Adler stehen stellvertretend für die vielen jüdischen Lehrerinnen und Lehrer, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Bayern verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Ihre Namen, ihre Gesichter, ihre Geschichten dürfen nicht in der Anonymität verschwinden. Sie dürfen nicht Teil einer bloßen Statistik sein. Sie sind ein unverzichtbarer Teil unserer Geschichte, der Geschichte unseres Berufsstandes und unseres Verbandes."

Angehörige, Politik, Lehrkräfte und Schüler:innen im gemeinsamen Gedenken

Teilnehmende und Ehrengäste waren unter anderem:

• Lilo Seibel-Emmerling, langjähriges MdL und Europa-Politikerin
• Prof. Dr. Max Liedtke, emeritierter Professor und Lehrstuhlinhaber für Pädagogik an der Universität Erlangen-Nürnberg
• Oberbürgermeister Marcus König
• Rabbiner Steven Langnas, IKG
• Dr. Pascal Metzger vom Verein „Geschichte für Alle“

sowie Nürnberger Schülerinnen und Schüler, Angehörige von NS-Opfern und Vertreter:innen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Nach der Stolpersteinverlegung mit Gebet und Gedenkworten und einer Rede des Nürnberger Oberbürgermeisters Marcus König folgte die Feierstunde im Saal des Nürnberger Lehrerhauses mit Grußworten, musikalischen Beiträgen und Präsentationen von Schülerinnen und Schülern. Die Veranstaltung markiert einen wichtigen Schritt des NLLV und des BLLV, sich mit der eigenen Geschichte während der NS-Zeit auseinanderzusetzen. Sie würdigt nicht nur die Opfer, sondern benennt auch die Verantwortung der Verbände und die Beteiligung einzelner Mitglieder an den Verbrechen der NS-Zeit.

Eindrücke der Veranstaltung


In den Medien

Gedenken an Holocaustopfer: Stolpersteine für Nathan Adler und Ehefrau

Sehen Sie im Beitrag des Franken Fernsehen die bewegende Veranstaltung der Stolperstein-Legung in Nürnberg.

>> hier geht's zum Beitrag im Franken Fernsehen