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Es sollte bessere Wege geben als Verbote!

Hessen will ab nächstem Schuljahr die private Nutzung von Handys in Schulen verbieten. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann betont im BR, dass Kinder natürlich geschützt werden müssen, verweist aber auch darauf, dass Verbote sicher nicht der richtige Weg sind!

Wie die dpa heute meldete, will Hessen vom nächsten Schuljahr an die private Nutzung von Handys in Schulen verbieten. An weiterführenden Schulen können laut dem Bildungsministerium in Wiesbaden Ausnahmeregelungen eingeführt werden. Und auch im Rahmen der Kaminrunde der Bildungsminister in Berlin, sollen heute Handyverbote diskutiert werden. Damit kocht gerade eine schon lange währende Diskussion wieder hoch. In Frankreich und Italien gibt es beispielsweise strikte Verbote für Handys an den Schulen. Und auch an bayerischen Grundschulen sowie den Grundschulstufen an Förderschulen sind Handys weitestgehend verboten. 

Im Rahmen der aktuellen Diskussion befragte der Bayerische Rundfunk auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, die betont: “Kinder müssen geschützt werden vor zu viel und falschem Handy-Konsum, vor allem in der Schule. Denn Schule und Lernen brauchen eine konzentrierte Atmosphäre.” Sie betonte aber auch: “Verbote und Verordnungen sind der falsche Weg, denn die Handys verschwinden ja nicht wieder. Wir und die Kinder müssen damit umgehen lernen. Das ist Medienbildung und die Pädagoginnen und Pädagogen an den Schulen haben gelernt, Rahmen zu setzen und Kinder medial zu bilden. Die Schulen und die Lehrkräfte brauchen die Freiheit um Konzepte zu finden, die den Kindern, den Ansprüchen und den Möglichkeiten an ihren Schulen gerecht werden. Also muss jede Schule je nach Ausstattung, je nach Schülerinnen und Schülern und je nach ihren eigenen Problemen agieren. Dafür haben wir in Bayern den richtigen rechtlichen Rahmen.”


Medienbildung statt Verbote

Aus pädagogischer Sicht ist für die Simone Fleischmann dabei vor allem eins entscheidend: „Der professionelle Umgang mit einem Smartphone ist ein Erziehungsauftrag für Eltern und für Schulen!“ Gerade weil das Smartphone ein so integraler Bestandteil der Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen sei, müsse ein verantwortlicher, reflektierter Umgang damit oberstes Bildungsziel sein. Dieses sei natürlich nicht durch Verbote zu erreichen. Stattdessen sollen Schülerinnen und Schüler für Problematiken wie Cybermobbing sensibilisiert werden und lernen, sich gegen digitale Übergriffe zu schützen.

Wie das geschieht liegt richtigerweise in der Hand der Schulen. “Die einen sammeln die Handys der Kinder notgedrungen ein. Die anderen versuchen Strafen zu setzen, wenn eine gewisse Grenze der Nutzung überschritten wird. Wir managen das an den Schulen, indem wir klare Regeln aufstellen, wie Smartphones genutzt werden und wie eben nicht. Wichtig ist die Eigenverantwortung der Schulen, der Dialog mit den Schülern, den Eltern und den Lehrkräften. Das ist gelebte Demokratiebildung: Wir handeln etwas gemeinsam aus. Wir erklären und wenden Negatives ab”, so die BLLV-Präsidentin. „Wir bringen den Kindern ja auch bei, wie man mit einem Buch umgeht und es zum Beispiel niemandem über den Kopf haut, sondern eben darin liest.“

Pädagogische Expertise ist gefragt

Es gehe darum, statt auf Verbote auf pädagogische Kompetenz zu setzen. „Wir an den Schulen sind die Expertinnen und Experten“, sagt Simone Fleischmann und verweist dazu auch auf Leitfäden zum Umgang mit Smartphones. „Wir begleiten Kinder und Jugendliche beim richtigen Umgang mit dem Smartphone und wir wissen auch, was zu tun ist, wenn sie bei der Handynutzung Grenzen überschreiten. Und dann liegt es auf der Hand, dass man das eigene Handy eben nicht nutzen kann, um Fotos auf den Schultoiletten zu machen. Das verstehen alle Schülerinnen und Schüler und das bedeutet mit Digitalität umgehen zu können. 

Kritische Demokratinnen und Demokraten zu erziehen heißt, den Kindern beizubringen Handys verantwortungsvoll zu nutzen. Eben dann, wenn es sinnvoll ist und mit dem Verstehen, was alles dahinter steckt." Und nopch ein Aspekt wird laut Simone Fleischmann oft vergessen: “Digitale Endgeräte sind an den Schulen in unterschiedlicher Weise und Menge vorhanden. Man braucht vielleicht kein privates Handy, wenn wir eine 1:1 Ausstattung mit digitalen Endgeräten an den Schulen haben. Dann ist alles recht sicher und datenschutzkonform. Dort sind wir aber noch lange nicht angekommen. Was wir deshalb nicht brauchen sind weitere Verordnungen.”

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