Hat sich was geändert in der Bildungspolitik? hinterfragt der Beitrag auf TV Bayern nach 100 Tagen Anna Stolz. Alle Verbände - auch der BLLV - loben den dialogischen Ansatz der Kultusministerin, doch in der Grundsatzfrage, was Kinder wirklich brauchen, kommt man nicht weiter. Bestes Beispiel: das Grundschul-Abitur, das schon lange überdacht gehört. Doch nach Ostern beginnt trotzdem wieder für Viertklässler die Zeit des Übertritts. Das heißt jede Woche mindestens eine Probe schreiben. Der Druck auf die Kinder, im dreigliedrigen Schulsystem zu bestehen ist enorm und belastet eigentlich schon ab der zweiten Klasse, wenn es die ersten Noten in der Grundschule gibt. Der Übertritt steht in der vierten Klasse über allem und das Kultusministerium hält an diesem Aussortieren fest, mit der Begründung:
"Das mehrgliedrige und differenzierte Schulsystem hat sich für Bayern bewährt, was nicht zuletzt die Spitzenplatzierung bei nahezu allen bundesweiten Ländervergleichsstudien bestätigt. Mit seiner hohen Durchlässigkeit können die Schülerinnen und Schüler mit ihren individuellen Interessen und Talenten hier einen Bildungsweg finden, der so gut wie nur möglich zu ihnen passt."
Dreigliedriges Schulsystem passt zu Bayern - aber passt es auch zu den Kindern?
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann fordert ein Schulsystem, das zu den Kindern passt. Und nicht ein Schulsystem, das auf den Wirtschaftsstandort Bayern ausgerichtet ist. Sinnvoll wäre eine längere gemeinsame Schulzeit, etwa bis zur achten Klasse, in der das wirkliche Lernen und Verstehen im Mittelpunkt stehen und keine Leistungsabfrage. Schule müsse sich in der Region entwickeln und die Schulstruktur müsse an die Bedürfnisse der Kinder angepasst werden. "Was nicht geht, ist dass das Kind zur Schulstruktur passen muss. Wir drehen das um und sagen, die Schulstruktur in der Region muss zu den Kindern passen."