Ja, die Festlegung auf einen Inzidenzwert von 100, von dem dann abhängt, ob an den Schulen im Wechsel oder wieder in Distanz unterrichtet wird, ist richtig! Aber, für die Schulen vor Ort und die Schulverwaltung braucht es Organisationszeit, wenn es um den Wechsel zwischen Präsenz und Distanz geht. Dafür müssen klare, verständliche und verlässliche Regelungen geschaffen werden! Die Festlegung, dass ein Überschreiten des Inzidenzwertes am nächsten Tag zu Distanzunterricht führen muss und der Hinweis, dass Schulen und Schulverwaltung die Inzidenzzahlen hier ständig im Blick haben müssen, reicht bei Weitem nicht aus. Gesundheitsschutz für Lehrer, Schulleiter und Schulverwaltung heißt auch, nicht am Sonntagabend organisieren zu müssen, wie Schule am Montag stattzufinden hat.
Wir alle, Lehrkräfte, Eltern und Schüler, brauchen Zeit und Verlässlichkeit
Es darf kein tägliches Hin und Her, kein tägliches Auf und Zu geben. Wir alle, Lehrkräfte, Eltern und Schüler, brauchen Zeit und Verlässlichkeit. Es kann nicht von Tag zu Tag entschieden werden! Zuständigkeiten und Abläufe müssen klar festgelegt werden und den Schulen Zeit zur Organisation gegeben werden!
Ebenso ist das Nebeneinander von Notbetreuung, Präsenzunterricht und Distanzunterricht mit den vorhandenen personellen Ressourcen nicht zu stemmen. Die Eltern hier zu bitten, nach Möglichkeit auf die Notbetreuung zu verzichten (um die Schulen personell nicht zu überlasten), ist ein Armutszeugnis. Wer neben dem Wechsel zwischen Präsenz und Distanz auch noch die Notbetreuung sicherstellen möchte, muss dafür auch das Personal zur Verfügung stellen. Wir können nur geben, so viele wir sind! Was nicht möglich und leistbar ist, muss entfallen! Wenn es nicht leistbar ist, dann eben auch die Notbetreuung.
Wir brauchen eine langfristige, durchdachte und sichere Impfstrategie
Auch der Verweis auf die Möglichkeit auf Fachunterricht verzichten zu können, um eine Notbetreuung sicherstellen zu können, ist eine nicht hinnehmbare Abwertung des Fachunterrichts und der dort unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen! Unsere Schülerinnen und Schüler brauchen auch und gerade in diesen Zeiten den Fachunterricht in den musischen, kreativen und technischen Fächern.
Weitere Fragen wirft die so genannte Impfstrategie auf. Hier brauchen wir eine langfristige, durchdachte und sichere Strategie, die trotz Freiwilligkeit Sinn macht und den Schutz aller an den Schulen tätigen Personengruppen sicher stellt. Neue Konzepte müssen gefunden werden - mit einer einmaligen Reihenuntersuchung und einer vagen Aussicht auf ein weiteres Testen kann es nicht getan sein. So, wie jetzt dargestellt, ist das Ganze nicht mehr als eine Alibiveranstaltung, die keinerlei längerfristigen Wert für den Gesundheitsschutz an den Schulen hat.
Schule muss Ort sein, wo Gesundheit an erster Stelle steht
Ebenso ist die Verpflichtung der Lehrkräfte die zur Verfügung gestellten OP-Masken zu tragen (die nun dankenswerter Weise vom Dienstherrn zur Verfügung gestellt werden) von zweifelhaftem Wert, wenn gleichzeitig den Schülerinnen und Schülern die Wahl der Masken offen gelassen wird! Oftmals ungeeignete Masken, die das eigentliche Ziel, das Gegenüber zu schützen, nicht erfüllen!
Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und auch die Eltern leiden unter den Belastungen, die die Pandemie mit sich bringt. Der Dienstherr ist nun gefordert, die Schulen für alle Beteiligten zu einem Ort zu machen, an dem die Gesundheit an erster Stelle steht. Gerade in Hinblick auf die neuen Gefahren durch die Mutationen des Virus. Die nun bekannt gemachten Pläne reichen dafür nicht aus. Die notwendigen Schritte sind zwar erkannt, die konkreten Umsetzungen aber lassen noch zu viele Fragezeichen offen. Die Bemühungen um den Gesundheitsschutz an Schulen brauchen weiterhin durchdachtere Maßnahmen.
>> Autor: Hans Rottbauer, Leiter der Abteilung Dienstrecht und Besoldung