Mehr Mathe und Deutsch sollte es sein, um so schlechte Ergebnisse wie in der PISA-Studie 2023 in Zukunft zu vermeiden - zumindest in Bayern. Denn noch nie zuvor hatten deutsche Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich so schlecht abgeschnitten. Also: Mehr Mathe und Deutsch für die Schülerinnen und Schüler an den bayerischen Schulen, außerdem verpflichtende Sprachtests, Diagnose und Leseförderung. In Summe ging das ganze Paket als "PISA-Offensive Bayern" an den Start und wurde im Februar 2024 von Kultusministerin Anna Stolz verkündet.
Wo soll die Förderung plötzlich herkommen?
Von Anfang an stand das Paket als Schnellschuss unter Kritik - auch durch den BLLV. Was sollte in der Stundentafel gekürzt werden zugunsten von Mathe und Deutsch? Woher soll angesichts von Lehrkräfte- und Ressourcenmangel plötzlich eine Förderung herkommen für die Kinder, die diese laut Sprachstandstests benötigen? Außerdem: Wieso sollte man die Stundentafel nicht ausbauen, anstatt Fächer wie Kunst und Musik zu kürzen? Schließlich steht auch der BLLV für eine ganzheitliche Bildung.
Schon im BR-Bericht vom September 2024 betonte Katrin Lohrmann, Professorin für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, dass die Kürzung der kreativen Fächer wie Kunst, Werken und Gestalten und Musik problematisch ist, weil gerade diese Fächer eine besondere Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder hätten – aber auch besonders wichtig seien, für die vielfältige Entwicklung von Interessen und eine positive Einstellung gegenüber der Schule. Denn das seien eben häufig die Fächer, für die sich die Kinder besonders begeistern.
Mehr und bessere Bildung statt weniger
Nach einem Jahr hat der BR jetzt eine erste Bilanz gezogen und sprach dazu neben Lehrkräften und Schulleitungen auch mit BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. In einem wichtigen Punkt scheinen sich alle einig zu sein: Es braucht vor allem mehr Zeit für das einzelne Kind. Mehr Zuwendungsmöglichkeiten, um herauszufinden, wo das Kind steht und welche Lernunterstützung es braucht und um diese Unterstützung dann natürlich auch geben zu können. Das wäre beispielsweise möglich durch eine zweite Kraft im Klassenzimmer und würde mehr bringen als eine Stunde mehr oder weniger.
Die befragte Schulleiterin betont, dass eine passgenaue Förderung beispielsweise auch in einer Ganztagsklasse möglich wäre, in der sich Lern- und Entspannungsphasen kindgerecht abwechseln. Leider sehe es aber an den meisten Schulen eher so aus, dass einfach anderer Unterricht zugunsten von Mathe und Deutsch gekürzt werde - beispielsweise der Englischunterricht. Und auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann bringt es auf eine einfache Formel: "Hätten wir mehr Lehrer, hätten wir mehr Stunden, könnten wir alles anbieten und den Fokus auf Mathe und Deutsch legen."