"Schon vor zwei Wochen warnte der BLLV davor: Das Konzept des „Fahrens auf Sicht“ geht nicht auf. Wir forderten deswegen den Ministerpräsidenten höchstpersönlich auf, Bildung jetzt endlich zur Chefsache zu machen! Der Lehrermangel, die Integration der ukrainischen Flüchtlinge, die Corona-Maßnahmen und jetzt auch noch die Energiekrise schlagen an den Schulen nun noch extremer zu, als wir uns dies alle zusammen je vorstellen konnten!
Das Kultusministerium fordert jetzt alle Schulen auf, minimal zu planen, also nur noch das anzubieten, was scheinbar unbedingt notwendig ist. Die vor Ort Verantwortlichen für die Grund-, Mittel- und Förderschulen sollen es nun richten: „Regional spezifisches Ausbalancieren von angespannten Personallagen“ nennt man das dann im Kultusministerium.
Wir sagen dazu: Es kann doch nicht sein, dass die Karre wieder mal vor Ort aus dem Dreck gezogen werden muss!
Bei dieser Milchmädchenrechnung spielt der BLLV nicht mit
Wenn man das schulische Angebot für nächstes Schuljahr auf ein Minimum reduziert, dann setzt man sich minimale Ziele, die man dann natürlich auch maximal erreichen kann. Bei dieser Milchmädchenrechnung spielt der BLLV nicht mit. Wir ahnen es jetzt schon, dass der Kultusminister dann zum Start des neuen Schuljahres sagt: Wir starten mit einer soliden Grundversorgung und haben die Lage im Griff.
Was der Minister aber nicht tun muss, müssen die Verantwortlichen vor Ort tun: Sie erläutern den Kindern und Jugendlichen, den Eltern, den Lehrerinnen und Lehrern und allen an Schule interessierten Bürgerinnen und Bürgern, was eigentlich gerade los ist. Warum werden so große Klassen gebildet? Warum gibt es keine Arbeitsgemeinschaften mehr? Wo sind die Förderangebote? Warum gibt es keine Förderung in differenzierten Lerngruppen, wie z.B. in Englisch? Warum sind die ukrainischen Kinder jetzt doch nicht in einer eigenen Klasse? Warum unterrichten hier Menschen meine Kinder, die gar keine Lehrkräfte sind? Bis jetzt gab es kleinere Klassen für Kinder mit Migrationshintergrund: Warum gibt es das nicht auch in Zukunft? Warum sind Kunst, Musik und Sport nicht so wichtig wie Deutsch und Mathematik? Wie sollen Kinder praktische Lernerfahrungen machen, wenn 29 von ihnen in ein Klassenzimmer gepfercht und keine Lerngruppen gebildet werden?
Wir fahren an die Wand
All diese Fragen zeigen, dass sich die politisch Verantwortlichen keinerlei Gedanken darüber machen, was Schule eigentlich leisten soll. Was bräuchten Kinder und Jugendliche in diesen Zeiten denn eigentlich?
Klar, man kann dieses Delegieren von Problemen an die Schulen ganz chic auch als das Gewähren von dezentraler Entscheidungskompetenz bezeichnen. Ehrlich wäre es aber, wenn man endlich mal offen sagt: Das Konzept des ständig propagierten Fahrens auf Sicht geht nicht auf. Wir fahren nämlich ohne Ziel nirgendwo hin – sondern schlichtweg an die Wand!
Die politisch Verantwortlichen müssen dies nun offen benennen – deren salbungsvolle Worte gepaart mit der Hoffnung, dass die Kolleginnen und Kollegen ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit das vor Ort schon irgendwie hinbekommen, weil sie es schon immer für die Schülerinnen und Schüler getan haben, ist keine Lösung, sondern ein weiterer Beleg für das Durchwurschteln in der bayerischen Bildungspolitik!"