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Mehr verhaltensauffällige Kinder in Grundschulen: Personal für Unterstützung fehlt

Schon in den Grundschulen nimmt die Zahl von verhaltensauffälligen Kindern zu. Um diesen Kindern zu helfen fehlt das Personal schon in den Kitas und später in den Schulen. Für therapeutische Angebote gibt es viel zu lange Wartelisten.

„Ein Kind das Probleme macht, hat Probleme.“

Aus dieser grundlegenden pädagogischen Erkenntnis erklärt sich für BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, warum die Zunahme an Verhaltensauffälligkeiten für Schulen eine schwer zu bewältigende Aufgabe bedeutet. "Zu den größten Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, gehört die wachsende Zahl verhaltensauffälliger Schüler, schon im ersten Schuljahr", sagt Fleischmann daher im Gespräch mit der Mainpost, die nach Ursachen und möglichen Lösungen fragt.

Denn es ist eben nicht damit getan, eine „Störung“ des Unterrichts zu unterbinden: Es muss darum gehen, die Ursachen herauszufinden und Schülerinnen und Schülern passende Hilfsangebote zu machen – im Sinne aller Kinder in der Klasse: "Man hat ein trauriges Kind und viele andere Kinder, die dem Unterricht nicht folgen können", stellt BLLV-Präsidentin Fleischmann klar und verweist zugleich auf den eklatanten Personalmangel an den Schulen, der wenig Raum dafür lässt, Kindern mit möglicherweise komplexen psychischen Problemen zu helfen.

Frühere Diagnostik, schnellere Hilfe!

BLLV-Expertin Silvia Glaser, Leiterin der Fachgruppe Schulberatung, kennt eine Vielzahl möglicher Ursachen: "Es gibt Kinder mit einer Angstproblematik, andere sind sehr zurückgezogen und leiden vielleicht an einer Depression und es gibt Kinder mit aggressivem Verhalten. Viele Kinder sind sehr viel allein. Andere Kinder haben ein Problem, weil ihnen noch nie Grenzen gesetzt wurden, das muss in der Schule dann gelernt werden.“

Wünschenswert wäre so oder so, wenn Situationen, die zu Verhaltensauffälligkeiten führen können, möglichst früh erkannt würden, meint Simone Fleischmann: "Wir brauchen mehr Unterstützungspersonal und eine frühere Diagnostik bei Kindern. Denn oft werden Probleme erst in der Grundschule entdeckt, weil es schon in Kitas an Personal fehlt."

System am Limit, Staatsregierung kürzt

Werden die bundesweit häufigsten Auffälligkeiten wie ADHS, Angststörungen, Depressionen und Verhaltensstörungen erst an der Grundschule erkannt, fehlt es häufig an Kapazitäten für professionelle Unterstützung: „Es ist sehr schwer, zeitnah Termine zu bekommen“, sagt Silvia Glaser über die Auslastung bei Therapeuten, Familienberatungsstellen und Fachärzten.

Dass die Staatsregierung gerade deutliche Einsparungen auch im Bildungsbereich angekündigt hat, ist für die Kinder, die besondere Unterstützung bräuchten, besonders bitter.