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Gebundener Ganztag Bildungsgerechtigkeit

Klappt es mit dem Ganztag? Die Kommunen sind skeptisch. Die Eltern auch.

Die Kommunen sind skeptisch, ob sie den Rechtsanspruch ab dem Schuljahr 2026/2027 erfüllen können. Schon vor den Ferien hatte sich der BLLV gemeinsam mit dem Bayerischen Gemeindetag kritisch dazu geäußert. Jetzt hat der BR das Thema erneut aufgegriffen.

Das Ringen um den Ganztag geht weiter! Nach einer kritischen Pressemitteilung des BLLV gemeinsam mit dem Bayerischen Gemeindetag gab es im Juli erste positive Signale: Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf und Kultusministerin Anna Stolz hatten am 2. Juli verkündet: „Wir stemmen den Kraftakt Ganztagsbetreuung gemeinsam!“ BLLV Präsidentin Simone Fleischmann begrüßte den Vorstoß: "Die jetzige gemeinsame Veröffentlichung der Staatsministerinnen Scharf und Stolz zeigt eindeutig, dass der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz für Kinder im Grundschulalter endlich mit aller Kraft angegangen wird. Das begrüßen wir als BLLV ausdrücklich! Kooperation, zusätzliche finanzielle Ressourcen sowie Planungssicherheit für die Kommunen im Sinne einer bestmöglichen Umsetzung des Rechtsanspruchs in Bayern ist positiv zu bewerten."

Die BLLV-Präsidentin betonte aber auch: "Wir Lehrerinnen und Lehrer sind für Unterricht, Bildung und Erziehung zuständig – jedoch keinesfalls für Betreuung! Nicht in Schul- und auch nicht in der Ferienzeit! Staatsministerin Stolz hat uns dies in eben dieser Form auch zugesagt. Dieses Versprechen darf nicht gebrochen werden! Wir werden ganz genau darauf schauen, dass diese Zusage auch nicht im Ansatz aufgeweicht wird!" Und natürlich dreht sich das Thema weiter.

"Ganztagsbetreuung an Grundschulen: Rechtsanspruch zu schaffen?"

...so titelte jetzt der Bayerische Rundfunk in seinem Artikel vom 4. September und in dem dazugehörigen Podcast "Der Funkstreifzug". Der Hintergrund laut BR: "Tausende Familien suchen fürs anstehende Schuljahr noch eine Nachmittagsbetreuung für ihre Grundschulkinder. Oft fehlen Räume und Personal. Die Kommunen sind skeptisch, ob sie den Rechtsanspruch ab dem Schuljahr 2026/2027 erfüllen können."

Befragt wurden im Beitrag sowohl Eltern, als auch Vertreterinnen und Vertreter der Politik sowie BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Mit dabei: Elisabeth Ries, Referentin für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg; Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik; Prof. Markus Sauerwein, Professor für Theorie und Empirie der Sozialpädagogik an der TU Dortmund; Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf und Uwe Brandl, Präsident des Bayerischen Gemeindetages.

Glauben und Skepsis

Die Positionen der Befragten könnten unterschiedlicher kaum sein: Während Uwe Brandl betont, dass der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an der Grundschule nach fester Überzeugung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes nicht flächendeckend ausgerollt werden kann betont Familienministerin Scharf: "Mein Ganztagsversprechen gilt!" Wie genau das so schnell gehen kann - auch angesichts bürokratischer Hürden - fragt sich auch Erlangens SPD Oberbürgermeister Florian Janik: "Es gibt eine Regel in Bayern, dass außerhalb des Schulgebäudes der Grundschule der offene und gebundene Ganztag nicht angeboten werden darf. Das ist aber ein großer Schulkomplex. Das ist völlig absurd, so eine Regelung. Also wir könnten das Problem lösen. Dann wäre halt der offene Ganztag oder der gebundene Ganztag in der Mittelschule oder in der Realschule oder in Räumen am Gymnasium. Da muss man nicht mal eine Straße dafür überqueren, sondern das ist ein großer Komplex. Das ist aber aktuell unzulässig, so was zu tun. Und das ist so eine der vielen, vielen Widrigkeiten."

Und auch die Eltern sind sehr skeptisch. Sozialministerin Ulrike Scharf betont aber: "Deshalb haben wir jetzt die Investitionskostenförderung wirklich noch mal ganz nach oben geschraubt, damit die Kommunen, die ja die kommunale Pflichtaufgabe haben, zum Bau und zur Erweiterung der Plätze kommen, die wir so dringend brauchen."

"Wenn wir den Halbtag schon nicht schaffen - wie sollen wir den Ganztag schaffen?"

Das fragt sich BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann - und fürchtet, die Betreuung könnte am Ende an den Lehrerinnen und Lehrern hängenbleiben: "Wir müssen vor Ort sehen, wie wir das hinkriegen. Ein Satz der Kultusministerin ist sehr, sehr wichtig. Sie sagte: 'Lehrerinnen und Lehrer sind für die Bildung und Erziehung der Kinder da und nicht für die Beaufsichtigung.' Und daran müssen wir jetzt festhalten, weil sonst wird der Beruf noch weniger attraktiv."

Und sie betont, dass der BLLV doch auch eigentlich hier wieder viel mehr für die Kinder will, als nur irgendeine Betreuung, nämlich eigentlich einen Ausbau des gebundenen Ganztags mit all seinen Möglichkeiten. Doch die nötigen Stunden wurden wegen des Lehrkräftemangels gekürzt. 19 zusätzliche Schulstunden waren vor einigen Jahren ausgelobt für den Modellversuch „Zeit für mehr Bildung im Ganztag“. Die 19 Stunden des Modellversuchs sind allerdings immer weiter zusammengestrichen worden, bis nichts mehr übrig blieb: "Wir haben damals mit 19 zusätzlichen Stunden exzellente Bildung angeboten. Ja, das war nicht nur eine Vision, sondern es gibt viele Schulen, die besten gebundenen Ganztag umgesetzt haben. Tja, dann kam der Lehrkräftemangel daher. Dann kamen die Stundenreduzierungen, dann gab es nicht mehr so viel Geld. Und jetzt sagen wir ganz ehrlich: Die beste Schulleiterin ist die, die hinguckt, was ihr Kollegium noch irgendwie leisten kann. Und wenn wir schon halbtags gar nicht schaffen, wie sollen wir denn dann Ganztag schaffen?"

"Der Funkstreifzug" - Hier geht es zum BR-Podcast zum Thema "Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung - Umsetzbar oder leeres Versprechen? "

Wie sieht es aus mit dem Ausbau der Ganztagsbetreuung in Bayern? Ab dem Schuljahr 2026 / 2027 gilt schrittweise der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz an bayerischen Grundschulen. Ist das in der verbleibenden Zeit zu schaffen? Im Moment hakt es. Es fehlt an Geld, Personal und Räumen. ...
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BR24 online - Hier geht es zum Beitrag "Ganztagsbetreuung an Grundschulen: Rechtsanspruch zu schaffen?"

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