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Pressestatement von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann Startseite Topmeldung

„Für Ganztag zuständige Ministerien gehen jetzt endlich gemeinsam vor!“

BLLV-Präsidentin zur Pressemitteilung der Staatsministerinnen Stolz und Scharf zum Ganztag: "Die politisch Verantwortlichen müssen die enormen Chancen, die gute Ganztagsschule bietet, endlich erkennen und sich mit aller Kraft dafür einsetzen!"

Nach unserer gemeinsamen kritischen Pressemitteilung mit dem Bayerischen Gemeindetag haben die beiden Ministerien nun eine Woche später bereits reagiert! Wir als BLLV mit unseren über 68.000 Mitgliedern haben erneut aufgezeigt, wo die Herausforderungen liegen und damit die politisch Verantwortlichen in die Pflicht genommen, zu handeln!

Die jetzige gemeinsame Veröffentlichung der Staatsministerinnen Scharf und Stolz zeigt eindeutig, dass der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz für Kinder im Grundschulalter endlich mit aller Kraft angegangen wird. Das begrüßen wir als BLLV ausdrücklich! Kooperation, zusätzliche finanzielle Ressourcen sowie Planungssicherheit für die Kommunen im Sinne einer bestmöglichen Umsetzung des Rechtsanspruchs in Bayern ist positiv zu bewerten.

Jedoch stelle ich als BLLV-Präsidentin eines unmissverständlich klar: Wir Lehrerinnen und Lehrer sind für Unterricht, Bildung und Erziehung zuständig – jedoch keinesfalls für Betreuung! Nicht in Schul- und auch nicht in der Ferienzeit! Staatsministerin Stolz hat uns dies in eben dieser Form auch zugesagt. Dieses Versprechen darf nicht gebrochen werden! Wir werden ganz genau darauf schauen, dass diese Zusage auch nicht im Ansatz aufgeweicht wird!

Denn auch so schon wird die Realisierung des Rechtsanspruchs dazu führen, dass an den Schulen vor Ort mehr geleistet werden muss. Am Ende wird mal wieder alles an den Schulleitungen hängen bleiben, die bereits durch Personal- und Ressourcenmangel jeden Tag über ihr Limit gehen müssen, um überhaupt die Halbtagsschule aufrechterhalten zu können. Die Verantwortung muss daher in die Hände der Kommunen und damit der Träger, die für die Umsetzung des Rechtsanspruchs auch zuständig sind!

Ein Aspekt wird in der gesamten Diskussion leider kaum erwähnt: Der BLLV steht mit aller Kraft dafür ein, Kindern und Jugendlichen beste Bildung zu ermöglichen. Ein pädagogisch professionell aufgesetztes, gebundenes Ganztagsangebot in der Grundschule wäre genau die richtige Lösung für viele bildungspolitische Herausforderungen: Mehr Förderung für die Kinder, mehr Zeit für Lesen, Rechnen, Schreiben, aber auch Kunst, Musik und Werken! Die politisch Verantwortlichen müssen die enormen Chancen, die gute Ganztagsschule bietet, endlich erkennen und sich mit aller Kraft dafür einsetzen!

Es reicht nicht aus, den Rechtsanspruch mit einer reinen Betreuung gleichzusetzen: Das reichste Bundesland muss seinen Ansprüchen, immer in allem die Nummer eins sein zu wollen, hier auch mal tatsächlich gerecht werden!

Hintergrund

Medienberichte

Simone Fleischmann in der Süddeutschen Zeitung im Wortlaut:

"Lehrerinnen und Lehrer sind nicht dazu da, auch noch die Nachmittagsbetreuung zu übernehmen."

"Eine echte Ganztagsschule wäre genau die richtige Lösung für viele bildungspolitische Herausforderungen."


Die BLLV-Präsidentin verweist hier insbesondere auf die nötige Förderung der Grundkompetenzen, ohne dabei aber kreative Fächer vernachlässigen zu müssen.
 


Simone Fleischmann in der Berichterstattung von BR24:

"Am Ende wird mal wieder alles an den Schulleitungen hängen bleiben, die bereits durch Personal- und Ressourcenmangel jeden Tag über ihr Limit gehen müssen, um überhaupt die Halbtagsschule aufrechterhalten zu können."

BR24 in den Netzwerken zum Thema:

"Der BLLV verweist vor allem aufs Personal. Wer die Kinder jenseits des Unterrichts, etwa in den Ferien, betreut, darüber wird gerade noch diskutiert. Der BLLV sieht diese Aufgabe nicht bei den Lehrkräften.

Zur Situation in den Kindertagesstätten:

Der Paritätische Gesamtverband konstatiert deutschlandweit 125.000 fehlende Fachkräfte in der Kinderbetreuung. Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung im Auftrag der Hochschule Koblenz zeigt, dass der Personalmangel besonders stark bei Kitas durchschlägt mit vielen Kindern, die sozioökonomisch benachteiligt sind. So geht die Schere der Bildungsungerechtigkeit immer weiter auf, statt sie, wie eigentlich vorgesehen, in Kitas vor dem Schuleintritt auszugleichen. Die Studie fordert, mehr Geld in Personal für Kita zu investieren und den Beruf attraktiver zu machen. Auf Nachfrage verweist Sozialministerin Scharf auf die annähernde Verdoppelung des Personals in den letzten zehn Jahren, den Ausbau der Fachakademien und den höheren Förderfaktor für betroffene Kitas. Personal sei aber Aufgabe der Träger.

Aus Sicht des BLLV darf es aber bei der Frage der frühkindlichen Förderung weder einen Blick nach hinten geben, noch Verantwortungsgeschacher. Der Bedarf ist jetzt da und muss jetzt gelöst werden. Angesichts zunehmender Herausforderungen im Bildungssysten insgesamt kommt der sensiblen frühen Phase in den Bildungsbiographien eine besondere Bedeutung zu. Wer also die x-te Studie zu Defiziten bei Kindern und Jugendlichen wirklich ernst nimmt und außerdem jedes akut in der Gesellschaft auftretende Problem in Bildungseinrichtungen gelöst sehen will, tut gut daran, in vernünftige Arbeitsbedingungen in Kitas zu investieren und dafür zu sogern, dass viel mehr Menschen die Arbeit dort so attraktiv empfinden, dass sie sich gerne in der frühkindlichen Bildung engagieren.
 


Simone Fleischmann bei BR24 online (Audio):

"Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, begrüßt zwar grundsätzlich mehr finanzielle Ressourcen, sieht aber vor allem die Kommunen in der Verantwortung, auch für die Ferienbetreuung"

 



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