Mit den nun erfolgten Ankündigungen zu Selbsttests für alle Schülerinnen und Schüler, die in den Schulen unter Anleitung und Aufsicht der Lehrkräfte durchgeführt werden sollen, werden die letzten Reste von Vertrauen in die Fürsorge des Dienstherrn für seine Beschäftigten verspielt.
Selbsttests von Schülerinnen und Schülern im Klassenverband ohne jegliche Schutzmaßnahmen für alle Beteiligten - eine Zumutung!
Während bei allen Tests, die in medizinischen Einrichtungen durchgeführt werden, extrem hohe Sicherheitsstandards für alle Beteiligten eingehalten werden müssen, sollen nun die Selbsttests von den Schülerinnen und Schülern im Klassenverband ohne jegliche Schutzmaßnahmen für alle Beteiligten durchgeführt werden. Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler sind während der Testdurchführung ungeschützt einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt. Wieder einmal ein Beweis dafür, dass der Gesundheitsschutz an Schulen nicht wirklich ernst genommen wird. Wo bleibt da die Fürsorge?
Wie soll eine Lehrkraft die Verantwortung für die korrekte Testung bei 29 Erstklässlern übernehmen?
Mit der Ankündigung, dass die Lehrkräfte nur Anweisungen geben, für eine ruhige Testatmosphäre sorgen und die Aufsicht über die sich selbst testenden Schülerinnen und Schüler führen sollen, wird vom Ministerium quasi suggeriert, dass hier keine Verantwortung zu übernehmen ist. Angeblich sei ein aktives Handeln oder Eingreifen der Lehrkräfte aufgrund der Konzeption der Tests nicht notwendig. Was passiert aber tatsächlich, wenn sich Kinder beim Test verletzen, weil sie diesen nicht fachgerecht durchführen? Dann ist doch wieder die aufsichtführende Lehrkraft in der Pflicht, die im Extremfall die korrekte Testdurchführung bei 29 Erstklässlern beaufsichtigen soll. Wie dies in der Praxis für alle Beteiligten sicher funktionieren soll, weiß allein der Minister, seine Kultusbürokratie oder der Ministerpräsident. Wo bleibt da die Fürsorge?
Was geschieht dann bei einem positiven Testergebnis? Dann haben sich die betroffenen Schüler abzusondern. Sollte es in diesem Fall tatsächlich, wider Erwarten, dazu kommen, dass betroffene Kinder hier Unterstützung brauchen würden, leistet diese natürlich die Lehrkraft oder man fordert die Hilfe von Schulpsychologen an, von denen es in den meisten Landkreisen zum Beispiel für alle Grund- und Mittelschulen zwei oder drei gibt. Auch hier stellt sich die Frage nach dem Bezug zur Praxis. Wie sollen die Lehrkräfte an den Schulen bei solchen Vorschlägen noch Vertrauen in ihren Dienstherrn haben?
Lehrkräfte sind für mehr Tests. Die Durchführung muss aber von medizinischem Personal durchgeführt werden.
Wie schon oft von uns kommuniziert, haben die Lehrerinnen und Lehrer an Bayerns Schulen nichts gegen Tests. Nein, wir fordern diese sogar, weil es auch uns einen Teil Sicherheit bei unserer täglichen Arbeit gibt. Wir verteilen gerne diese Tests, führen sie auch gerne an uns selbst durch und dokumentieren die Durchführung der Tests an den Schulen. Aber wir können nicht die Aufsicht, Anleitung und damit auch die Verantwortung für die Durchführung der Tests der Schülerinnen und Schüler im Klassenverband übernehmen. Hierzu braucht es medizinisch ausgebildetes Personal, das die Tests nicht in Klassenstärke, sondern in verantwortbarem Rahmen an der Schule durchführen und überwachen kann. Schnellkurse für Lehrkräfte durch Hilfsorganisationen sind hier keine Lösung. Eine andere Möglichkeit wäre die Durchführung der Tests unter Aufsicht der Eltern zu Hause. Hierfür scheint aber leider das Vertrauen in die Eltern nicht auszureichen.
Das, was nun den Schulen aufgetragen wird, verletzt wieder einmal die Fürsorgepflicht des Dienstherrn für seine Beschäftigten und zerstört das Vertrauen der Beschäftigten in ihren Dienstherrn!
>> die Test-KMS zum Download für BLLV-Mitglieder auf der Corona-Info-Seite