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DKLK-Studie 2023: Personalmangel in Kitas hat dramatische Auswirkungen

München – Nach Stationen in Düsseldorf und Stuttgart fand am 10. und 11. Mai 2023 der Deutsche Kitaleitungskongress (DKLK) in München statt. Expertinnen und Experten aus Praxis, Politik und Wissenschaft kamen zusammen, um über die Zukunft der Kitas in Bayern zu diskutieren. Auch Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Ulrike Scharf (MdL)

besuchte den Kongress und sprach mit den Pädagoginnen und Pädagogen. Im Vorfeld der Veranstaltung wurden die Kitaleitungen zur aktuellen Situation an den bayerischen Kitas befragt. Zur Veranstaltung in München lagen jetzt auch die Länderzahlen für Bayern vor. Die DKLK-Studie 2023 zeigt die besorgniserregenden Auswirkungen des Personalmangels auf die frühkindliche Bildung.

Insgesamt 5.387 Kitaleitungen aus Deutschland wurden im Rahmen der DKLK-Studie 2023 befragt, davon kamen 995 aus Bayern. Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV, stellte in München die Ergebnisse für Bayern vor der anwesenden Sozialministerin Ulrike Scharf (MdL) vor. Der Mangel an pädagogischem Fachpersonal dominiert den beruflichen Alltag der Kitaleitungen. 94 Prozent der Befragten aus Bayern geben an, dass sie nach eigener Wahrnehmung in den letzten zwölf Monaten mit Personalunterdeckung gearbeitet haben. 19 Prozent der Einrichtungen gaben an, dass meist (in mehr als 60 Prozent der Zeit) noch nicht einmal eine Minimalbesetzung vorhanden war. Die Ergebnisse der Länderauswertung zeigen die Dramatik der aktuellen Situation in Bayern.

Personalmangel als Normalsituation

Die Auswirkungen des Personalmangels in den bayerischen Kitas bekommt das pädagogische Fachpersonal tagtäglich zu spüren. Die Personalunterdeckung führt zu mehr Fehlzeiten sowie Krankmeldungen und verstärkt die Unzufriedenheit mit der pädagogischen Arbeit seitens der Mitarbeitenden.

Sarah Heße, Leiterin der Fachgruppe Sozial- und Erziehungsdienste im BLLV: „Der Personalmangel wurde seit Langem prognostiziert, jetzt ist er da und es wird noch schlimmer. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Pädagoginnen und Pädagogen ihre Arbeit aufgrund von Überbelastung nicht mehr ordnungsgemäß erfüllen können und das hat gravierende Auswirkungen. Langjährige Fachkräfte stellen ihre Berufswahl infrage und verlassen den Bereich der frühkindlichen Bildung. Junge Menschen sind abgeschreckt und entscheiden sich für andere Berufswege. So geht es nicht weiter!“

Mangel an Personal heißt Mangel an Bildungschancen

Die Ergebnisse zeigen eindeutig: Es fehlt an Personal und an Zeit, um den Kindern die Bildungschancen zu ermöglichen, die ihnen zustehen. Fast die Hälfte der befragten Kitaleitungen gibt an, dass sie mehr als 60 Prozent ihrer Arbeitszeit für Leitungstätigkeiten benötigen. Ein Blick auf die bayerischen Ergebnisse zeigt, dass hier dringend nachjustiert werden muss, denn 34 Prozent der Befragten gaben an, über keine vertragliche Leitungszeit zu verfügen. Das sind deutlich mehr Kitaleitungen ohne vertraglich geregelte Leitungszeiten als in den anderen Bundesländern, wo der Anteil bei nur 7 Prozent liegt.

Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV, findet klare Worte: „Wir können es uns nicht leisten, dass top-qualifiziertes pädagogisches Personal weiter jeden Tag bis an die körperlichen und psychischen Belastungsgrenzen gehen muss, um ihren Beruf ausüben zu können. Diejenigen, die sich tagtäglich für die frühkindliche Bildung einsetzen, müssen dringend gestärkt werden. Wertschätzung seitens der Politik sieht anders aus!“

Die Kinder müssen es ausbaden

Letztendlich sind die Kinder die Leidtragenden. So schätzen rund 91 Prozent der Befragten in Bayern die Fachkraft-Kind-Relation für Kinder unter drei Jahren als schlechter als empfohlen ein. Pädagogische Angebote entfallen, Notgruppen werden gebildet und 16 Prozent der Befragten schätzen, dass Kinder aufgrund des Personalmangels nicht mehr in die Kitas wollen.

„Die Auswirkungen des Personalmangels in den Kitas können auch in den Schulen nicht aufgefangen werden. Es ist lange bekannt, dass sich Ungleichheiten, die im jungen Alter entstehen, im weiteren Bildungsverlauf verfestigen und aufsummieren. Wir dürfen nicht zulassen, dass Kinder nicht die Bildungschancen bekommen, die ihnen eigentlich zustehen. Es muss endlich gehandelt werden“, so Simone Fleischmann.

Deshalb fordert der BLLV:

  • Das KiTa-Qualitätsgesetz muss mit angemessenen finanziellen Ressourcen unterlegt sein. Aufgrund der massiven Finanzierungslücke im frühkindlichen Bereich ist es notwendig, dass der Bund in deutlich größerem Umfang und dauerhaft in das Kita-System finanziert und dies als nationale Aufgabe versteht.
  • Eine verlässliche, aufeinander abgestimmte Finanzierungsgemeinschaft aus Bund, Ländern, Kommunen und Trägern, in deren Zentrum flächendeckende Investitionen im Rahmen einer bundesweit abgestimmten Fachkräfteoffensive stehen, ergänzt um regional angepasste Maßnahmen. Diese müssen die Ausweitung der Ausbildungskapazitäten an Fach- und Hochschulen, das Angebot adäquater Entwicklungsperspektiven für ausgebildete Fachkräfte und die leichtere Anerkennung ausländischer Abschlüsse einbeziehen. Die Ausbildung im frühpädagogischen Bereich darf dabei qualitativ nicht ausgedünnt werden, Abbruchquoten müssen minimiert werden.
  • Unmittelbare Maßnahmen zur Beseitigung aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckungen.
  • Nachhaltige Investitionen in eine wahrnehmbare Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf mehreren Ebenen, vor allem bei Personalausstattung, Bezahlung, einer grundsätzlich und angemessen vergüteten Ausbildung, Fort- und Weiterbildungen sowie räumlicher und sächlicher Ausstattung, um die Attraktivität des Berufsbildes dauerhaft zu stärken.
  • Eine Anpassung der vertraglich fixierten Leitungszeit an den tatsächlichen Bedarf.
  • Den unterstützenden Auf- und Ausbau multiprofessioneller Teams (Therapeutinnen und Therapeuten, Psychologinnen und Psychologen, medizinisches Fachpersonal, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Fachkräfte im Bereich der Sprachförderung), um Inklusion, Integration, Partizipation und insgesamt immer höhere Anforderungen an das System Kita bewältigen zu können. Zur Entlastung bei nicht-pädagogischen Ausgaben sind zudem Verwaltungs- und Hauswirtschaftskräfte einzubeziehen.
  • Eine Entlastung von Kitaleitungen bei Verwaltungsaufgaben.
  • Systematischer Aufbau und Zugang zu Angeboten der Gesundheitsprävention und -förderung.

Der Deutsche Kitaleitungskongress DKLK ist eine gemeinsame Veranstaltung von FLEET Education Events, dem VBE Bundesverband und den vier VBE Landesverbänden – Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), VBE Baden-Württemberg, VBE Nordrhein-Westfalen und VBE Hessen.

Die DKLK-Studie 2023 ist eine Umfrage von FLEET Education Events in Kooperation mit dem VBE Bundesverband sowie den vier VBE Landesverbänden – Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), dem VBE Baden-Württemberg, dem VBE Nordrhein-Westfalen und dem VBE Hessen unter wissenschaftlicher Leitung von Dr. Andy Schieler von der Hochschule Koblenz. An der Umfrage haben 5.387 Kitaleitungen teilgenommen, so viele wie nie zuvor.

Weitere Informationen und das Kongress-Programm finden Sie unter:
https://deutscher-kitaleitungskongress.de

Die DKLK-Studie 2023 und weitere Materialien finden Sie hier zum Download:
https://deutscher-kitaleitungskongress.de/digitale-pressemappe-2023

Medienberichte

Süddeutsche Zeitung: Kita-Leitungen: 94 Prozent haben zu wenige Mitarbeiter

"Der Personalmangel wurde seit langem prognostiziert, jetzt ist er da, und es wird noch schlimmer", erläuterte Sarah Heße, Leiterin der Fachgruppe Sozial- und Erziehungsdienste im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), der die Umfrage im Rahmen des Deutschen Kitaleitungskongresses am Donnerstag in München vorstellte.

Weitere Berichte:

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