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Bildungsqualität gestrichen Startseite
A13 Individuelle Förderung Distanzunterricht

„Das ist eine Bankrotterklärung ans Bildungswesen“

Der Minimalbetrieb an Bayerischen Schulen wegen akuten Lehrermangels liegt nicht an Pandemie oder Krieg, sondern an „politischen Nicht-Entscheidungen der vergangenen Jahre“, stellt Judith Wenzl, Vorsitzende des BLLV Niederbayern, im Gespräch mit BR24 klar.

125 Vollzeitstellen nicht besetzt, damit 3.500 Lehrerstunden nicht abgedeckt – in Niederbayern schlägt der Lehrermangel im kommenden Schuljahr voll durch, wie die Bezirksvorsitzende Judith Wenzl im Gespräch mit BR24 deutlich macht. "Es müssen Unterrichtsangebote gestrichen werden, um ausreichend Pädagogen als Klassenleiter einsetzen zu können", schildert sie die Zustände in der Planung des neuen Schuljahres.

Das Kultusministerium hatte in einem Schreiben an die Bezirksregierungen Kürzungen und Einschränkungen im Unterrichtsbetrieb angekündigt, die einen tiefen Einschnitt bei Bildungsqualität und Chancengerechtigkeit bedeuten und vom BLLV massiv kritisiert wurden.

Erst die Sense schwingen und sich dann wegducken

Was Judith Wenzl besonders ärgert: Das geschieht offensichtlich bewusst im nicht-öffentlichen Raum, sodass am Ende Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort den aufgebrachten Eltern erläutern müssen, warum ihre Kinder nicht die Bildung erhalten, die ihnen verfassungsgemäß zusteht. „Wir müssen ihnen erklären, warum ihre Kinder in übervollen Klassen sitzen und dass ihr Kind von einer Hilfskraft unterrichtet wird, weil wir keine grundständig ausgebildete Lehrkraft mehr haben“, so die Vorsitzende des Bezirks Niederbayern.

Offensichtlich setzt das Kultusministerium darauf, dass im Zweifel nicht die Entscheider sondern die Überbringer der Botschaft die Kritik abbekommen – obwohl die Verantwortung ganz klar bei der Politik liegt. Aus Sicht von Judith Wenzl sind dies „politische Nicht-Entscheidungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte“.

Grausamkeiten mit rosa Schleifchen

Fakt ist: Wäre die Staatsregierung zu gegebener Zeit den Empfehlungen zahlreicher Expertinnen und Experten gefolgt – der BLLV hat dazu die gleichwertige Besoldung aller Lehrämter mit A13, eine flexible Lehrerbildung und die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Bildungseinrichtungen vorgeschlagen – stünde sie nun nicht vor einem Loch, das auf die Schnelle nicht mehr zu stopfen ist. Spätestens jetzt sollten also die richtigen Weichen gestellt werden, damit langfristig für genug Lehrkräfte in Bayern gesorgt wird.

Denn das, was das Kultusministerium in einem an Zynismus kaum zu überbietenden Euphemismus als „straffere Einsatzplanung“ oder „punktuelle Einschränkungen bei Wahl- und Neigungsangeboten“ verschleiert, heißt in Wirklichkeit dies: "Wir sollen nur noch das anbieten, was unbedingt notwendig ist“, so Judith Wenzl. Sie stellt klar: “Das ist nach zwei Jahren Pandemie, in der unsere Kinder so oft zurückstecken mussten und keinen Präsenzunterricht hatten, eine Bankrotterklärung ans Bildungswesen."

» zum Artikel „Lehrermangel: 3.500 Lehrerstunden in Niederbayern offen“
 



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