Im Interview mit der Passauer Neuen Presse (PNP) legt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann dar, wie sie derzeitige Situation von Schulen, Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern sieht. Im Fokus des Gesprächs steht auch, unter welchen Bedingungen sich der BLLV eine Rückkehr zum Präsenzunterricht vorstellen kann.
Da sich die Lage durch die neue Virus-Mutation nur sehr schwer einschätzen lässt, hält Fleischmann eine Rückkehr zum Präsenzunterricht noch nicht sofort, sondern erst in etwa zwei Wochen, so wie Ministerpräsident Söder, für sinnvoll. "Gesundheitsschutz geht vor", bezieht Fleischmann Stellung.
"Lehrkräfte jetzt priorisiert impfen"
Wenn dann die Schulen geöffnet würden, nur unter der Bedingung eines klaren Drei-Säulen-Konzepts, so Fleischmann. An erster Stelle stünden die Testungen. Es müsse transparent sein, wer wann wie gestestet wird. An zweiter Stelle sieht sie priorisierte Impfungen für Lehrkräfte. "Wer die Schulen priorisiert öffnen will, muss die Lehrer auch priorisiert impfen", ist für Fleischmann klar. Als dritte Säule nennt Fleischmann die Umsetzung des Hygiene-Konzepts, das am Montag Kanzlerin Merkel übergeben wurde, wo auch der BLLV durch seinen Dachverband VBE mitwirken konnte.
Diskussion um Faschingsferien wird im Falle eines verlängerten Lockdowns wieder aufflammen
Dass in der Diskussion um die gestrichenen Faschingsferien noch nicht das letzte Wort gesprochen ist, liegt für Fleischmann auf der Hand. Würde der Lockdown verlängert und damit der Distanzunterricht möglicherweise bis Ostern andauern, sei das eine zu große Belastung für Lehrkräfte und Schulkinder. Schon jetzt sei die Belastung immens - besonders Teilzeitkräfte müssten mit entgrenzten Arbeitszeiten derzeit kämpfen.
Freiwilliges Förderjahr für Schulkinder anbieten
Mit der Äußerung Piazolos, dass jetzt Wechseluntericht kommen müsse, weil ja schriftliche Noten eingeholt werden müssten, geht Fleischmann absolut nicht mit: "Das ist ja wohl eine Bankrotterklärung. Die Schule ist doch nicht nur dazu da, um Noten zu machen." In diesem Zusammenhang verweist sie auf ihren Vorschlag, dass für Schülerinnen und Schüler jetzt die Möglichkeit eines freiwilligen Förderjahres geschaffen werden müsse. Lehrkräfte sollen hier zusammen mit Eltern beraten, ob es für das Kind sinnvoll ist, in die höhere Jahrgangsstufe versetzt zu werden.
Jetzt Lernrückstände durch individuelle Förderung aufholen - aber wie bei Lehrermangel?
Um die Lernrückstände der Kinder aufzuholen, sieht die Präsidentin in individueller Förderung in Kleingruppen den richtigen Weg. Der sei aber leider aufgrund des akuten Lehrermangels derzeit nur stark eingeschränkt begehbar.
Rechtssichere Plattformen jetzt wichtig
Dass mit Mebis keine Lernplattform geschaffen wurde, die dem digitalen state of art entspricht, sieht auch Fleischmann. Viel wichtiger ist für sie aber, dass Schulen breit aufgestellte Plattformen an die Hand gegeben werden, die datenschutzkonform, rechtssicher und verlässlich sind - verantwortet von der Staatsregierung.
-> zum PNP-Interview "Präsidentin des Lehrerverbands fordert klare Konzepte für Schulen"