„Schule ist der Ort, wo Gemeinschaft gelernt wird“

BILDUNG WÄHLEN – Thomas Gehring besitzt ein klares Bild von der Schule, für die er sich einsetzt. Mit dem Thema hat der bildungspolitische Sprecher der Grünen sich bereits während seines Lehramtsstudiums und als Journalist befasst.

„Meine Utopie für Bayern: Zeugnisse ohne Angst“, schreibt Thomas Gehring im Februar auf Twitter. Auf die Nachfrage, wie er das umsetzen möchte, antwortet er ganz konkret: „Der erste Schritt wäre den Übertritt zu entschärfen. Denn an diesem Verfahren, der Übertrittsnote und Übertrittsentscheidung, da kulminieren die Probleme des bayerischen Bildungssystems.“ Der bildungspolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion möchte weg von der „Notenfixierung“. Die Entscheidung über den weiteren Bildungsweg des Kindes sollten die Eltern treffen nach einer Beratung durch die Schule. „Das Gespräch mit Lehrkraft, Eltern und Schüler muss im Mittelpunkt stehen“, betont er.

 

 

Das Idealbild wäre eine Schule, in der unterschiedliche Wege und unterschiedliche Förderung zu unterschiedlichen Zeiten möglich sind.

Thomas Gehring hat sich mit der Bildung aus ganz unterschiedlichen Perspektiven befasst: Als Student, Journalist und Politiker. Er hat selbst Lehramt in München studiert. Nach dem ersten Staatsexamen ging es allerdings nicht in die Schule, sondern zum Bayerischen Rundfunk. Als Hörfunk-Journalist arbeitete er unter anderem für die Redaktion Bildungspolitik. Später war er als parlamentarischer Berater für Schule, Hochschule, Weiterbildung und Forschung für die Grüne Landtagsfraktion in Baden-Württemberg tätig. Seit 2008 ist er Mitglied des Bayerischen Landtags, zudem ist der Allgäuer in der Kommunalpolitik aktiv.

Im Gespräch wird immer wieder deutlich, dass Schule für Thomas Gehring so viel mehr ist als ein bloßer Ort der Wissensvermittlung. „Schule ist der einzige Ort in unserer Gesellschaft, der vom Staat verantwortet wird, wo eigentlich alle zusammen hingehen. Schule ist der Ort, wo Gemeinschaft erlebt und natürlich auch gelernt wird“, sagt Gehring. „Und wenn ich in der Schule schon gelernt habe, was zum Beispiel die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung sind, wenn ich gelernt habe mit Unterschiedlichkeit umzugehen, dann spielt das auch eine Rolle, wenn ich älter bin.“

Gehring hat ein klares Bild von der Schule, für die er sich als Politiker einsetzt. Sie ist, wie er selbst sagt, ein „höchst differenziertes Gebilde“, in der Schüler und Schülerinnen nicht mehr nach einzelnen Schularten, Förderschwerpunkten und Niveaus sortiert werden sollen. „Dieses Idealbild heißt aber dann nicht, dass wir eine Einheitsschule haben, wo alle im gleichen Klassenzimmer zur gleichen Zeit das gleiche lernen. Das Idealbild wäre eine Schule, in der unterschiedliche Wege und unterschiedliche Förderung zu unterschiedlichen Zeiten möglich sind.“

 

 

 

Ich kann nicht nachvollziehen, warum Leute, die ein kleines Kind unterrichten, ein kleineres Gehalt bekommen.

Deswegen fordert Gehring mehr Zeit für Lehrer, damit sie sich dem einzelnen Kind widmen können. Was sagt er da zu der aktuellen Situation vor der Landtagswahl, bei der das Schlagwort „Lehrermangel“ die Medienberichte dominiert? „Wir haben immer wieder auf diese angespannte Personalsituation hingewiesen“, antwortet der Landtagsabgeordnete. „Man muss immer wieder sagen, gerade wenn die Personalsituation schwierig ist, dann muss die Zeit eben genutzt werden für Förderung im Unterricht und eben nicht für Dinge, die nicht so wichtig sind, wie bürokratische Aufgaben. Da muss man Lehrer ein stückweit entlasten. Und dann muss man einfach die Personalversorgung verbessern.“

Dies ist ein Grund, warum Gehring A13 für alle Lehrkräfte fordert: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum Leute, die ein kleines Kind unterrichten, ein kleineres Gehalt bekommen als Leute, die größere Kinder unterrichten.“ Eine weitere Stellschraube, um das Problem Lehrermangel nachhaltig anzugehen, liegt für Gehring im Studium. Er möchte die Lehrerbildung breiter aufstellen: „Wenn ich heute ein Lehramtsstudium beginne, dann weiß ich ja nicht sicher, ob ich damit in fünf Jahren einen Job bekomme. Deswegen muss man die Lehrerbildung so aufstellen, dass sie nicht auf eine Schulart fixiert ist, sondern Lehrer und Lehrerinnen schulartübergreifend oder in mehreren Schularten eingesetzt werden können.“

Von: Julia Halbig, BLLV Online-Redaktion

„Was wir Kindern mitgeben können ist, sie stark zu machen und sie zu befähigen, ihr Leben selbständig zu gestalten. Weil mir das ein persönliches Anliegen ist, mache ich seit Jahren Bildungspolitik“, schreibt Thomas Gehring auf seiner Webseite. >> weiterlesen