„Die Bedürfnisse sind so vielfältig wie die Menschen“
BILDUNG WÄHLEN – Der bildungspolitische Sprecher der CSU kennt den Schulalltag aus der Praxis: Prof. Dr. Gerhard Waschler war stellvertretender Schulleiter am Gymnasium Leopoldinum in Passau, bevor es in den Bayerischen Landtag ging.
„Das wichtigste Motiv, Lehrer zu werden, war es, die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Bildungsweg mit großer Freude zu begleiten und zu fördern. Es war immer eine sehr schöne und wichtige Aufgabe, sich mit Energie auf pädagogische Herausforderungen einzulassen“, sagt Prof. Dr. Gerhard Waschler über seine Zeit als Lehrer. Der Passauer studierte Sport, Katholische Religion und Deutsch, arbeitete im Kultusministerium und war anschließend als stellvertretender Schulleiter am Gymnasium Leopoldinum in Passau tätig.
Die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler und ihrer Familien sind so vielfältig wie die Menschen in Bayern insgesamt.
Seit 1998 gestaltet Waschler die bayerische Bildungspolitik als Landtagsabgeordneter. Nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag 2008 war er Leitender Akademischer Direktor am Sportzentrum der Universität Passau. 2013 klappte es mit dem Wiedereinzug in den Landtag. Als bildungspolitischer Sprecher der CSU hatte er in den vergangenen fünf Jahren mehrere Schwerpunkte: „Ein zentrales Thema war jedoch immer – neben der aktuellen Einführung des neuen bayerischen Gymnasiums – die Weiterentwicklung des differenzierten und durchlässigen bayerischen Schulsystems, das jedem Schüler und jeder Schülerin ein Bildungsangebot macht, das den individuellen Begabungen und Neigungen entspricht. Die Stärkung der beruflichen Bildung sowie das Vorantreiben der Inklusion und der Ganztagsangebote sind ebenfalls als Daueraufgabe zu nennen.“
Auf eine bestimmte Variante der Ganztagsschule möchte sich Gerhard Waschler nicht festlegen: „Die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler und ihrer Familien sind so vielfältig wie die Menschen in Bayern insgesamt. Deshalb sind für mich die Wahlfreiheit und die Freiwilligkeit der Ganztagsangebote von entscheidender Wichtigkeit. Wir wollen den Familien die Freiheit lassen, das für sie passende Angebot zu wählen.“
Die Legislaturperiode war geprägt von der Flüchtlingskrise: „… wir [haben] den größten Zuzug in das bayerische Bildungswesen im Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle 2015/16 gemeistert.“ Integration wird auch weiterhin ein Thema in der Bildungspolitik sein. Waschler schildert die weiteren Entwicklungen: „Die sogenannten Übergangsklassen an Grund- und Mittelschulen bauen wir bedarfsgerecht zu Deutschklassen aus. „Dabei sind für zusätzliche Stunden in Werteerziehung, kultureller Bildung und für einen eigenen Bereich Sprach- und Lernpraxis zusätzliche Kapazitäten erforderlich, die wir bereitgestellt haben.“ Zudem wurden Deutschförderklassen und Deutschförderkurse unter der Bezeichnung „DeutschPLUS“ zusammengefasst. An den Berufsschulen werden die bisherigen Sprachintensivklassen zu Deutschklassen weiterentwickelt. Die Berufsintegrationsklassen werden beibehalten.
Die Lehrerversorgung in Bayern ist zu 100 Prozent gesichert.
Aktuell dominiert das Thema Lehrermangel die Schlagzeilen. Waschler beruhigt jedoch an dieser Stelle: „Die Lehrerversorgung in Bayern ist zu 100 Prozent gesichert. Insbesondere mit unserer erfolgreichen Zweitqualifizierungsmaßnahme gelingt es uns, alle Stellen in Bayern mit ausgebildeten Lehrkräften zu besetzen.“ Im Freistaat würde man zudem die mobile Reserve ausbauen – dieses Jahr um weitere 50 Stellen. Als weitere Maßnahme nennt Waschler die Erweiterung der Studienkapazitäten im Bereich Grundschule und Sonderpädagogik, um mehr Lehrkräfte ausbilden zu können. „Dass es – zumal in Phasen von Grippewellen – an einzelnen Schulen vorübergehend zu unangenehmen Engpässen kommen kann, ist trotzdem nicht ganz vermeidbar“, so der bildungspolitische Sprecher. „Wir unterstützen daher das Kultusministerium in seinen Bemühungen, die Schulämter ausreichend mit Kapazitäten zu versorgen. So wird beispielsweise der Ersatz für Lehrkräfte, die sich nicht das ganze Schuljahr in Elternzeit befinden, bereits im Rahmen der Neueinstellung zum jeweiligen Schuljahr berücksichtigt.“
Auch die Digitalisierung ist weiterhin ein Thema. Zur digitalen Bildung an Schulen hat die CSU-Landtagsfraktion im Januar ein Bündel an Anträgen in den Landtag eingebracht. „Die Schwerpunkte sind dabei die Verbesserung der Ausstattung der Schulen unter anderem mit 50.000 digitalen Klassenzimmern“, erläutert Waschler. „Hierfür werden die kommunalen Schulträger allein in diesem Jahr mit zusätzlichen 212,5 Millionen Euro unterstützt. Daneben ist es uns ein großes Anliegen, die Lehrkräfte auf diesem Weg mitzunehmen.“ Es soll dafür eine breite Palette an Fortbildungsmaßnahmen geben, die Lehrer und Lehrerinnen in die Lage versetzen sollen, die neuen Möglichkeiten pädagogisch gewinnbringend im Unterricht einzusetzen.
Von: Julia Halbig, BLLV Online-Redaktion